2022 war ein ereignisreiches Jahr in Kirche und Welt. Auch ökumenisch war im Kirchenkreis einiges los. Zur Herbstsynode konnte Pfarrer Torsten Willimczik die neue Ökumenekonzeption vorstellen, die den vielfältigen Angebote und Aktivitäten an Weser und Werre und weit darüber hinaus einen neuen Rahmen gibt.
Zeit für einen kleinen ökumenischen Jahresrückblick:
Zurück zu Folge 3: Aufbruchsstimmung in Tambarare
Liptovský Trnovec liegt idyllisch eingebettet in die sanfte Hügellandschaft der Westtatra. Die kleine evangelische Gemeinde in der ostslowakischen Ferienregion unterhält hier das Jugendfreizeithaus Elpis oberhalb des Sees Liptovská Mara, Ziel mehrerer Freizeiten aus dem Kirchenkreis Vlotho. Doch jenseits dieser Vorgebirgsidylle, nur ein paar Stunden ostwärts auf der E50 liegt hinter dem Grenzübergang Uschhorod die Ukraine, ein Land, in dem seit dem 24. Februar 2022 ein grausamer Krieg herrscht. Der E50 weiter folgend erreicht man in einer Tagesreise den Prospekt Peremoy, dem Siegesprospekt in Kyiv, Schauplatz des weitesten Vorstoßes der russischen Truppen auf die ukrainische Hauptstadt am 26. Februar.
Nur wenige Tage nach der Invasion erreichten die ersten Kriegsflüchtlinge das Haus Elpis, einzeln oder in kleinen Familiengruppen. In den chaotischen Umständen nach der Invasion benötigten sie bis zu fünf Tage für die Strecke, die Autos vollgepackt mit dem Nötigsten und bis auf den letzten Platz mit Kindern, Erwachsenen, sogar Haustieren besetzt. Für Eva Ščerbáková, Pfarrerin der kleinen Gemeinde, war schnell klar, dass diesen Menschen geholfen werden musste, aber auch dass die wenigen Hundert Gemeindeglieder aus der Region um Liptovský Trnovec diese Aufgabe nicht alleine stemmen würden können. In dieser Lage wandte sie sich an zwei alte Bekannte: Diakon Karl Brause aus Pirna und Hans-Ulrich Strothmann, ehemaliger Jugendreferent und jetzt Synodalbeauftragter für das Gustav Adolf-Werk im Kirchenkreis Vlotho.
Das Gustav-Adolf-Werk, ältestes evangelisches Hilfswerk in Deutschland, unterstützt bedürftige Menschen auf der ganzen Welt mithilfe von Spenden und Kollekten aus Deutschland. Die jährliche Konfirmandengabe wurde nur wenige Tage vor der russischen Invasion im Kirchenkreis Vlotho und in ganz Deutschland eingesammelt. Eines der 2022 geförderten Projekte galt der reformierten Kirche im ukrainischen Transkarpatien: Mit den Geldern sollten Schulmahlzeiten für benachteiligte Kinder, vor allem aus der Minderheit der Roma, unterstützt werden, was auch selbst nach der russischen Invasion noch getan wurde. Nach dem 24. Februar war schnell klar, dass die Menschen der Ukraine noch viel mehr Hilfe benötigen würden. So waren bald am Grenzübergang Uschhorod Kräfte des Gustav-Adolf-Werks vor Ort und koordinierten den Strom von Geflüchteten auf dem Weg nach Liptovský Trnovec und anderswo.
Das Engagement von Hans-Ulrich Strothmann im Kirchenkreis Vlotho und seinen Mitstreitern in Pirna und Tecklenburg trug schnell Früchte. Der Kirchenkreis Vlotho unterstütze ihr Vorhaben sofort finanziell, und auch aus den Gemeinden kamen umfangreiche Kollekten und viele, manchmal unerwartet großzügige Einzelspenden. Bereits im März waren über 16.000€ an Spenden zusammengekommen, genug um der Gemeinde in Liptovský Trnovec zusichern zu können, dass zumindest die Heizkosten für das Haus Elpis übernommen werden - ein nicht zu unterschätzender Kostenfaktor bei einer Höhenlage von 900 Metern am Hang der Tatra. Wenige Wochen später wurde die Marke von 50.000€ erreicht, und letztlich standen über 70.000€ an Spenden für die Flüchtlingshilfe in Liptovský Trnovec zur Verfügung, je zu Vierteln aus dem Kirchenkreis Vlotho, aus Pirna, Tecklenburg und aus Einzelspenden aus dem ganzen Bundesgebiet.
Das Haus Elpis wurde mit dieser Unterstützung bald zu einem temporären Zuhause für bis zu 30 Ukraineflüchtlinge, die hier in Familiengruppen ein angenehmeres Auskommen als in Massenunterkünften hatten. Dennoch blieb viel zu tun: In dem bisher nur für Freizeiten und kurze Zusammenkünfte genutzten Haus musste erst die nötige Infrastruktur für eine längere Unterbringung von Geflüchteten geschaffen werden. Waschmaschinen, Telefone, Fernseher: Vieles für ein möglichst normales und menschenwürdiges Leben fehlte, konnte aber mit den Spenden aus Deutschland und der Hilfe der Kräfte vor Ort organisiert werden.
Viel tat sich in den ersten Monaten nach der Invasion: Eine Kindergruppe wurde gebildet, um die teilweise selbst noch auf der Flucht berufstätigen Eltern zu entlasten. Ausflüge und Unternehmungen wurden angeboten, um die Sorge um die in der Heimat verbliebenen Freunde und Verwandte für einen Moment in den Hintergrund treten zu lassen. Um die kleinen und großen Sorgen mussten sich Pfarrerin Eva Ščerbáková und ihr Team kümmern, Geflüchtete zu ärztlichen Untersuchungen und Behandlungen fahren oder bei Behördengängen unterstützen und sich gleichzeitig um ihre Gemeinde und die Anlagen vor Ort kümmern. Wie jedes Jahr musste auch der Schnee von den Dächern des Haus Elpis geräumt werden: Nicht nur dies kräftezehrende Arbeit für die engagierte Pfarrerin in Liptovský Trnovec.
Mit dem Sommer ließ der akute Druck auf das Haus Elpis nach. Zum Ende Juli hatten die letzten Geflüchteten der ersten Welle das Haus Elpis wieder in die Heimat oder in den Westen verlassen, und bis Oktober konnte die Gemeinde das Haus wieder für den normalen Betrieb nutzen. Seit dem Herbst wird das Haus Elpis mit den Spendenmitteln wieder hergerichtet, die zwischenzeitlich ausgefallene Heizung repariert und alles auf die kommenden Monate vorbereitet. Mit Sorge hören Eva Ščerbáková und ihre Unterstützer in der Slowakei und in Deutschland die Gerüchte über neue Offensiven in der Ostukraine. Doch dank ihrer Arbeit ist das Haus Elpis bereit, für neue Geflüchtete oder für eine Rückkehr zur Normalität als beliebtes Ziel für Jugendfreizeiten in der Slowakei.
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Empfänger: Gustav-Adolf-Werk
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BIC: GENODED1DKD
Die Konfirmandengabe 2023 hilft auch in diesem Jahr wieder Kindern aus der Ukraine. Um die Konfirmandengabe zu unterstützen, geben Sie als Verwendungszweck „Konfigabe 2023“ an.
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