Fünfzig Gäste waren gekommen, um von einem Gebäude Abschied zu nehmen, das ihnen lange Zentrum ihres Gemeindelebens war: Mit einem Gottesdienst und anschließenden Imbiss wurde das Gemeindehaus am Sprengelweg in Veltheim am Samstag aus seiner alten Bestimmung in eine neue Zukunft übergeben.
Fast ein halbes Jahrhundert hat die Gemeinde das Haus am Sprengelweg mit Leben gefüllt, aber der demographische Wandel und Veränderungen in den Strukturen der Kirchengemeinde bedeuten, dass es für den tatsächlichen Bedarf zu groß ist und zu viele Ressourcen bindet. Im von Pfarrer Rainer Schulz geleiteten Gottesdienst war daher Traurigkeit erlaubt, aber auch mutiges Anerkennen der Fakten gefordert, denn das Haus würde „mit Mut verabschiedet“. Auch Superintendentin Dorothea Goudefroy betonte in ihrer Predigt, dass der Wert des Hauses nicht in Ziegelsteinen oder Fenstern - wenn sie auch, laut Rainer Schulz, den schönsten Ausblick aller Gemeindehäuser zulassen - gemessen werde, sondern in den Menschen der Gemeinde, die es mit Leben gefüllt haben. Nun gehe es weiter auf dem Pilgerweg, was nicht bedeute, ewig gültige Antworten zu haben, sondern, mit dem Bild des Psalm 84, auch durch dürre Täler zu gehen, um den frischen Quellgrund zu erreichen.
Noch das Presbyterium der ehemaligen Kirchengemeinde Veltheim hatte den Vorschlag, das Gebäude zu veräußern, erarbeitet und im Oktober in einer Gemeindeversammlung vorgestellt. Schon bei diesem Termin war der mögliche Käufer mit dabei: Marco Leopold, der Leiter der Ev. Stiftung Gotteshütte, und sein Team, die auch an diesem Samstag dem letzten Gottesdienst im Gemeindehaus beiwohnten. Die Gotteshütte hatte bereits durch die Übernahme des alten Pfarrhauses Kontakt mit Veltheim und sah jetzt das Potenzial, am Sprengelweg Wohngruppen einzurichten, die Kindern und ihren Müttern oder Vätern in Not sicheren Wohnraum bieten. Aus den damaligen Plänen wird bald Realität werden, denn Kirchengemeinde und Gotteshütte befinden sich dabei, den Verkauf zu finalisieren. Wie in Veltheim möchte die Gotteshütte auch an anderen Orten in Porta Westfalica neue Arbeitsbereiche einrichten, benötigt dafür aber geeignete Räumlichkeiten.
Das Haus sei, in den Worten der Superintendentin, auch „geteilte Lebensgeschichte“, und das zeigte sich auch im Gefühl des Verlustes, das manche der Anwesenden spürten. Marianne Kollmeier aus dem ehemaligen Veltheimer Presbyterium und jetzigen Bevollmächtigtenausschuss der Kirchengemeinde Porta Westfalica-Süd, betonte im persönlichen Gespräch, dass es eine schwere Entscheidung war, aber eine richtige, und dass sie sich auf die Arbeit der Gotteshütte freue. Auch andere Besucher sahen den Abschied vom Sprengelweg mit einem weinenden und einem lachenden Auge, da sie den Verlust spürten, aber auch die positiven Perspektiven erkennen, wenn die Arche an der Kirche als „Haus der Zukunft“ mit neuen Angeboten gefüllt wird. „Es ist schade, das Gemeindehaus zu verlieren. Hier habe ich schon als Kind im Posaunenchor gespielt“, erzählte auch der Vorsitzende der Dorfgemeinschaft, Oliver Edler. „Aber es ist auch gut zu wissen, dass es in der evangelischen Familie bleibt.“
Und so überrascht es nicht, dass, als den Besuchern abschließend angeboten wurde, einen kleinen Gegenstand aus dem Gemeindehaus als Memento mitzunehmen, ein Gegenstand davon ausgenommen blieb: Das große Kreuz im Saal soll, sagten Pfarrer Rainer Schulz und Marco Leopold von der Gotteshütte übereinstimmend, an Ort und Stelle bleiben.