„Viele von uns sind fassungslos über die Brutalität, mit der dieser Krieg gegen die Zivilbevölkerung in der Ukraine geführt wird. Manche unter uns sind krank vor Sorge um Angehörige. Oder fürchten die Folgen dieses Krieges auch hier bei uns. Andere engagieren sich mit Hilfslieferungen oder nehmen Menschen auf und brauchen vielleicht einen Moment zum Aufatmen.“ Die Evangelischen Kirchengemeinden in der Region Vlotho bieten deshalb Friedensgebete an, jeden Freitag um 18.00 Uhr St. Stephan Vlotho. Dazu liegen in den offenen Kirchen St. Stephan und der Autobahnkirche Exter Anliegenbücher für persönliche Bitten an Gott und Gebetstexte zum Frieden aus. Beide Kirchen sind von 9.00 Uhr bis 17.00 Uhr geöffnet. Zum stillen Gebet zuhause laden jeden Abend um 18.00 Uhr viele Kirchenglocken in der Stadt und in den Ortsteilen ein.
Auch an diesem Freitag, dem 18. März lädt die Altstadtgemeinde zum Friedengebet mit Passionsandacht in die Auferstehungskirche am Kurpark. In der Andacht wird besonders an das schreckliche Leiden der Menschen in der Ukraine gedacht.
Es ist kirchliche Tradition, den Weg Jesu zum Kreuz auf Golgatha in der Zeit vor Ostern zu bedenken. Das „Nachschreiten“ der einzelnen Stationen auf diesem Weg kann den Betrachter spüren lassen, wie stark die Begebenheiten des Kreuzweges in unsere Zeit hineinsprechen. Persönliche Sorgen, öffentliche Fragen und Probleme unserer Zeit werden mit der biblischen Botschaft konfrontiert, so Pfarrer-Ehepaar Grita und Peter Voß i.R., die die Andacht gestalten. Im Mittelpunkt der 4. Passionsandacht steht die Person des Pilatus mit seiner bedeutsamen Frage: „Was ist Wahrheit?“ Eine Frage, die uns heute bis in die Medien hinein verfolgt. Gegenwärtig werden Lügen zur Begründung eines schrecklichen Krieges benutzt.
Die Besucher des Abends sind eingeladen, Kerzen vor das große Altarfenster für die leidenden und geschundenen Menschen in der Ukraine zu stellen.
Das Friedensgebet beginnt - wie jeden Freitag - nach dem Abendläuten um 18 Uhr. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben die Möglichkeit, durch Meditation, Gesang und Gebet, die Geschichte von Jesus Christus mit der eigenen Lebensgeschichte und den schrecklichen Ereignissen des gegenwärtigen Krieges zu verknüpfen und im Gebet einzuschließen. Besucher und Besucherinnen des Abends sind herzlich willkommen.
In allen Gemeinden wird in den Gottesdiensten für Frieden und für die vom Krieg betroffenen Menschen gebetet.
„Wir müssen die Institution des Krieges überwinden!“, hat der Physiker, Philosoph und Friedensforscher Carl-Friedrich von Weizsäcker (1912–2007) im vergangenen Jahrhundert wiederholt gefordert. In diesen Tagen ist uns trotz seiner Forderung die Gefahr eines Krieges in Europa so nah wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine führt uns vor Augen, wie verletzlich der Friede ist.
Als Kirchen leben wir aus der Kraft des Friedens und der Versöhnung, die Gott uns in Jesus Christus geschenkt hat. Darum treten wir für den Frieden ein und fordern alle Christ:innen auf, gemeinsam um den Frieden Gottes zu beten.
„Der Friede braucht Menschen, die nicht an das Recht des Stärkeren glauben“, sagt Superintendentin Dorothea Goudefroy, „sondern auf die Verheißung des Friedens vertrauen.“ In eindrücklichen Worten wird dieses Vertrauen im Friedensbekenntnis der Ökumenischen Versammlung in Seoul ausgedrückt.
Ich glaube an Gott, der die Liebe ist und der die Erde allen Menschen geschenkt hat.
Ich glaube nicht an das Recht des Stärkeren, an die Stärke der Waffen, an die Macht der Unterdrückung.
Ich glaube an Jesus Christus. Der gekommen ist, uns zu heilen, und der uns aus allen tödlichen Abhängigkeiten befreit.
Ich glaube nicht, dass Kriege unvermeidbar sind, dass Friede unerreichbar ist.
Ich glaube nicht, dass Leiden umsonst sein muss, dass der Tod das Ende ist, dass Gott die Zerstörung der Erde gewollt hat.
Ich glaube, dass Gott für die Welt eine Ordnung will, die auf Gerechtigkeit und Liebe gründet, und dass alle Männer und Frauen gleichberechtigte Menschen sind.
Ich glaube an Gottes Verheißung eines neuen Himmels und einer neuen Erde, wo Gerechtigkeit und Frieden sich küssen.
Ich glaube an die Schönheit des Einfachen, an die Liebe mit offenen Händen, an den Frieden auf Erden. Amen.