Traumjob Kirchenmusik: Zehn Kandidatinnen und Kandidaten bestehen die Aufnahmeprüfung für den C-Kurs 2024

Erstellt am 26.02.2024

Kirchenmusik wirkt: Eine repräsentative Studie der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland hat belegt, dass aktive Mitarbeit in Chören, Posaunenchören und Orchestern ein Ausgleich vom hektischen Alltag sein kann, das Gemeinschaftsgefühl stärkt und einfach Freude macht. Aber was motiviert junge Menschen, noch einen Schritt weiter zu gehen und sich im anspruchsvollen C-Kurs zu Kirchenmusikerinnen und -musikern im Nebenamt ausbilden zu lassen?

Am 10. Februar waren Kandidatinnen und Kandidaten aus den vier Kirchenkreisen Herford, Lübbecke, Minden und Vlotho nach Bad Oeynhausen gekommen, um die Aufnahmeprüfung für den neuen C-Kurs abzulegen. Mit dem C-Kurs qualifizieren sie sich für Aufgaben im Nebenamt und werden so zum Bindeglied zwischen ehrenamtlichen und hauptamtlichen Kirchenmusikerinnen und Kirchenmusikern.

Mit dabei war Hendrik Kuhn. Der 33-jährige Hüllhorster engagiert sich schon seit seiner Kindheit in der Kirchenmusik und sitzt regelmäßig als Organist seiner Heimatgemeinde an der Steinmann-Orgel der Schnathorster Dorfkirche. „Man sieht mich aber auch oft am Akkordeon, an der Tuba oder am Klavier beim Kinderchor. Diese Vielfalt ist ein wenig mein Markenzeichen geworden“, erzählt er. Trotz seiner musikalischen Erfahrung in verschiedenen Chören, als Organist beim Studium in Münster oder in seinem Hauptberuf, der Begleitung von Trauerfeiern, ist auch für ihn der C-Kurs eine herausfordernde Perspektive. „Die Aufnahmeprüfung war aufregend“, sagt er. „Aber ich freue mich auf die Arbeit mit den anderen Kursteilnehmern und den Lehrenden und besonders auf Input wie Tonsatz und Harmonielehre. Der Instrumentenunterricht wird mich auch fordern.“ Wohin die Reise danach geht? „Ich möchte und werde in Schnathorst bleiben, und mein Ziel ist, von dort aus die Kirchenmusik der Region zu stärken. Kein Bereich der Kirche ist so breit gefächert wie die Kirchenmusik und erreicht so viele Menschen.“

Līga Auguste, Kantorin an St. Stephan in Vlotho, freut sich über die Qualität des neuen Jahrgangs: Nicht nur waren viele junge Kandidatinnen und Kandidaten bei der Aufnahmeprüfung in der Auferstehungskirche. Sie brachten auch durchweg eine gute musikalische Vorbildung mit. „Das Niveau ist dieses Jahr wirklich sehr hoch“, sagt die Kursleiterin des neuen C-Kurses.

Kirchenmusik ist Gemeindearbeit

Das Interesse an der Kirchenmusik ist weiterhin in der Gesellschaft sehr hoch. Die Studie der EKM belegt die gesellschaftlichen Bindekräfte der Musik: zwei Drittel der Befragten engagieren sich in der Kirchenmusik, weil sie merken, dass sie so ihr Gemeindeleben mitgestalten können. Und das ist nicht auf die Kirchengemeinde begrenzt, denn fast ebensoviele sehen ihr Engagement als Beitrag für das kulturelle Leben vor Ort insgesamt. Es erstaunt dann nicht, dass überdurchschnittlich viele der Aktiven sich auch anderweitig ehrenamtlich einbringen.

„Kirchenmusik ist Gemeindearbeit“, betont Līga Auguste. „Und darauf bereiten wir die Teilnehmenden im C-Kurs vor.“ Es geht weniger um Virtuosität an einzelnen Instrumenten oder in Konzerten, sondern um „die Kirchenmusik im echten Gemeindeleben, besonders auch die Gestaltung von Gottesdiensten.“ Die Zahlen geben ihr recht: Über drei Viertel der in der Kirchenmusik Aktiven schätzen gerade die Chance, an Gottesdiensten mitzuwirken, und nochmal mehr sehen sich dabei nicht als musikalisches Beiwerk, sondern als echten Teil der Gruppe, die den Gottesdienst gestaltet.

Der Gemeinschaftsgedanke zeigt sich auch bei Meik Hummert, der die Aufnahmeprüfung erst mit ein paar Tagen Verzögerung ablegen konnte: „Mein Posaunenchor hat mir gesagt: Du machst das auch für uns.“ Seit Jahrzehnten engagiert er sich bei den Bläsern seiner Heimatgemeinde Eidinghausen-Dehme. Als bereits qualifizierter „Hilfskirchenmusiker“ und stellvertretender Leiter des Posaunenchors bringt auch er einige Erfahrung mit in die Ausbildung, aber er freut sich auf das neue Wissen, das er mit seinen Mitbläsern teilen kann und das sich auch auf seine eigenen musikalischen Fähigkeiten auswirken wird: „Wenn ich dirigieren kann, kann ich auch besser auf Dirigenten reagieren.“ Trotz einiger Pannen und einem vergessenen Mundstück bei seiner Aufnahmeprüfung ist er glücklich, diesen Schritt nun zu gehen: „Ich hätte das schon vor 20 Jahren machen sollen.“

Zwei intensive Studienjahre

Den Teilnehmenden wie Hendrik und Meik stehen zwei intensive Jahre bevor. Im C-Kurs vertiefen sie ihre Kenntnisse in der Theorie und Praxis der Kirchenmusik. Es ist eine intensive Ausbildung, selbst für die musikalisch schon vorgebildeten Teilnehmenden. Auf dieser gemeinsamen Basis spezialisieren die Kursteilnehmer sich in verschiedenen Fachrichtungen, von der klassischen Kombination von Orgelspiel und Chorleitung über die immer beliebte Arbeit mit Posaunenchören bis hin zu einem Novum im C-Kurs: Zum ersten Mal seit langem wird Kinderchorleitung als eigene Fachrichtung und damit die komplette Spanne des C-Kurses angeboten.

Der bestandene C-Kurs befähigt die Kirchenmusiker im Nebenamt für vielfältige Aufgaben in den Gemeinden: Sie können Chöre leiten, Gottesdienste begleiten und mit hauptamtlichen Kolleginnen und Kollegen die kirchenmusikalische Landschaft in Westfalen gestalten. „Eine tolle Aufgabe“, weiß die hauptamtliche Kantorin Līga Auguste.

Glückliche Gesichter nach erfolgreicher Aufnahmeprüfung: Meik Hummert und Leon Sowa, Kreiskantor in Herford

Das Team hinter dem C-Kurs: Kreiskantoren József Opicz, Nils Fricke, Heinz-Hermann Grube, Leon Sowa und Kantorin Līga Auguste