Eine starke Stimme für Emmaus: Pfarrerin Theodora Beer in Bad Oeynhausen ordiniert

Erstellt am 30.10.2023

Zu Erntedank 2022 war sie angekommen, und ihren Acker hat sie in der Zwischenzeit schon gut bestellt: Nach nur einem Jahr ihres Probedienstes ist Theodora Beer nicht mehr aus der Kurstadt wegzudenken. Jetzt wurde die 30-jährige Pfarrerin im Beisein ihrer Familie, Kolleginnen und Kollegen über die Konfessionsgrenzen hinweg und vielen Freunden und Gemeindegliedern in der Auferstehungskirche am Kurpark ordiniert.

Seit ihrer Geburt habe Theodora Beer sich auf den Pfarrberuf vorbereitet, sagte Superintendentin Dorothea Goudefroy im Ordinationsgottesdienst nur halb im Scherz. Im Herforder Pfarrhaus aufgewachsen war die Berufswahl für Theodora Beer aber doch eine bewusste Entscheidung, sind doch die Anforderungen im modernen Pfarrdienst anders als für frühere Generationen. „Mit der Ordination sind Sie beauftragt, zu predigen, zu taufen und das Abendmahl einzusetzen“, betonte Superintendentin Goudefroy in ihrer Ansprache und fügte hinzu: „Gott selbst ruft Sie in seinen Dienst. Er ist der Grund, auf dem Sie fest stehen. Er wird Sie aufrichten, stärken und kräftigen.“

Mit Worten aus dem 1. Petrusbrief wünschte sie ihrer jungen Kollegin außerdem „Demut“, was nicht die Aufforderung meine, still zu sein und sich klein zu machen. Vielmehr gehöre zum Pfarrberuf nicht nur der Mut, vor die Gemeinde zu treten, sondern auch der Mut, nicht alles selbst schaffen zu wollen, sondern sich auf die Gemeinschaft, die Kollegen und auf Gott zu verlassen. Wie Theodora Beer in ihrer Predigt bewies, hat sie die nötige mutige Stimme, aufbauend auf einem Vertrauen, das sie mit ihrem Konfirmationsspruch aus dem Buch Josua erklärte: „Ich lasse dich nicht fallen und verlasse dich nicht“, Gottes Versprechen an die verunsicherten Israeliten nach dem Tod Moses, in einem Moment der Veränderung wie es auch die Ordination für Theodora Beer und die Gründung der Emmaus-Kirchengemeinde für Bad Oeynhausen waren.

Den Pfarrdienst sich selbst erarbeitet

Mit ihren 30 Jahren kann Theodora Beer schon auf drei Jahrzehnte mitten im kirchlichen Leben zurückblicken: Auch wenn sie die Realität des Pfarrberufs aus eigener Erfahrung kannte, hat sie die Herausforderung doch selbstbewusst angenommen. Ihre Laufbahn begann 2012 mit dem Grundstudium an der Kirchlichen Hochschule Wuppertal/Bethel, gefolgt von einem Studienaufenthalt in Israel und Semestern in Göttingen und Münster, wo sie ihr erstes theologisches Examen abschloss. Als Hilfskraft am Lehrstuhl für Missionswissenschaft, Religionswissenschaft und Ökumenik fand sie schon in Wuppertal eines ihrer Herzensthemen, die Rolle der Kirche im gesellschaftlichen Leben.

Doch die ersten praktischen Schritte nach ihrem Studium waren für Theodora Beer, wie für ihre Altersgenossen, eine Feuertaufe: Gleich ihre ersten Aufgaben im zweieinhalbjährigen Vikariat in der Weser-Nethe-Kirchengemeinde Höxter fielen im April 2020 in die Coronazeit. Neue Lösungen mussten gefunden, Andachten auf neuen Wegen, online, per Video oder sogar per Post ermöglicht und dabei der Kontakt zu den Menschen in der Gemeinde gehalten werden. Schon vor ihrem Probedienst in Bad Oeynhausen hat sich Theodora Beer so ihren Platz im Pfarrdienst mit viel persönlichem Einsatz erarbeitet.

Der Emmausgemeinde ihren Stempel aufgedrückt

Es kommt vor, dass angehende Pfarrerinnen und Pfarrern in ihrem Vikariat oder Probedienst die Gemeinde wechseln, doch in Theodora Beers Fall wechselte nicht die Pfarrerin, sondern die Gemeinde: Angekommen und begrüßt wurde Theodora Beer in der Altstadtgemeinde. Beenden wird sie ihren Probedienst in der neuen Emmaus-Kirchengemeinde.

Vieles verändert sich in der kirchlichen Landschaft in Bad Oeynhausen, und Theodora Beer hat in ihrem Probedienst die Gelegenheit, diese Entwicklung nicht nur mitzuerleben oder zu begleiten, sondern auch mitzugestalten. Obwohl sie noch kein stimmberechtigtes Mitglied des Presbyteriums ist, hat Theodora Beer der jungen Emmausgemeinde bereits einen unverkennbaren Stempel aufgedrückt. Nicht nur in Gottesdiensten ist die junge Pfarrerin immer in der Gemeinde präsent. Zusammen mit dem Bevollmächtigtenausschuss um Ulrike Weißflog und ihren Pfarrkollegen im interprofessionellen Team entwickelt sie neue Formate und Angebote, um die Kirche in die Welt zu tragen. Ganz im Sinn ihres Stellenprofils, das neben der Tätigkeit in der Gemeinde dezidiert die Stadtkirchenarbeit einschließt, gehört dazu die ökumenische Zusammenarbeit mit den anderen Konfessionen und Kirchen in der Kurstadt, ihr Engagement in der Stadtgesellschaft wie bei der Öffnung des neuen Queerpoints oder der Idee für einen Segen-to-go und der Einsatz für die Kultur in und um die Auferstehungskirche.

So dauerte es auch nicht lange, bis Theodora Beer Ausstellungen in der Auferstehungskirche organisierte, darunter die von ihrem Vater in Herford kuratierte Abendmahlsausstellung oder die jüngste Doppelausstellung „Im Gegenüber“ von Astrid Mulch und Dirk Schormann. Johannes Beer, der mit Familie und Freunden angereist war, darunter Pfarrer Gunnar Wirth als Vertreter ihrer Vikariatsgemeinde, erlebte so die Ordination seiner Tochter mit Stolz und einem Gefühl der Unwirklichkeit. „Wir waren kürzlich gemeinsam zur Konferenz für Stadtkirchenarbeit“, erinnert er sich. „Und es war eine echte Premiere: Vater und Tochter zusammen, aber beide in eigener Funktion: ich für Herford, Theodora für Bad Oeynhausen.“

Pfarrerin Theodora Beer wurde in der Auferstehungskirche ordiniert