So zahlreich wie die Sterne am Himmelszelt, über die Pfarrerin Antje Eltzner-Silaschi in ihrer Predigt zur Eröffnung der Kreissynode sprach, sind sie nicht mehr, aber die Gemeinden im Kirchenkreis Vlotho können einige Sternstunden anbieten. In der letzten Woche traf sich das Kirchenparlament im Gemeindehaus Volmerdingsen, um über die Finanzlage zu sprechen und den Blick auf ein paar dieser Sternstunden der kirchlichen Arbeit von Ostwestfalen bis Tansania zu lenken.
Neben den stimmberechtigten Mitgliedern begrüßte Superintendentin Dorothea Goudefroy auch die Gäste, unter ihnen Lars Bökenkröger, Bürgermeister von Bad Oeynhausen. In seinem Grußwort dankte er dem Kirchenkreis für die gute Zusammenarbeit. Er freue sich auf den Kreiskirchentag 2024 und den geplanten Besuch aus dem Partnerkirchenkreis Tambarare. Er rief die Synode auf, sich trotz der geringeren Ressourcen in der kommunalen wie auch kirchlichen Arbeit weiter engagiert für das demokratische und soziale Miteinander einzusetzen.
In seinem Haushaltsbericht fand Helmut Schwartze, Vorsitzender des Finanzausschusses, klare Worte für die Synode: „Würde dieser Haushalt einem schwäbischen Sparfuchs gefallen?“ fragte er, um gleich abschlägig zu antworten. Dies war keine Kritik an der Finanzverwaltung um Uwe Henke, die wieder viel Lob für ihre gute Arbeit erhielt. Doch konnte die Synode nicht die Augen vor der Realität verschließen: der demographische Wandel und die Kirchenaustritte der letzten Jahre bedeuten, dass die Kirchensteuer um 8,35% eingebrochen ist. Gleichzeitig reißen Inflation, höhere Kosten und Verpflichtungen in der Kita-Arbeit und im Kirchenkreisverband eine Lücke von jährlich fast einer Millionen Euro. Das sei „einmalig in der Finanzgeschichte des Ev. Kirchenkreises Vlotho“ und dürfe sich so nicht wiederholen, mahnte Schwartze und fügte an: „Das ruft nach Aufgabenkritik.“
Die kirchliche Arbeit in den Gemeinden finanziert sich vor allem aus den pro Gemeindeglied ausgezahlten Kirchensteuerzuweisungen. Zwar steigen diese auf 86,57 Euro, doch bleibt bei sinkenden Mitgliederzahlen unter dem Strich weniger übrig.
Aufgabenkritik: Was löst Freude aus?
Superintendentin Dorothea Goudefroy nahm diesen Faden auf und wagte mit der Synode den Blick in die mittelfristige Zukunft. Die nötigen Einsparungen ließen sich zwar mit der Rasenmäher-Methode umsetzen, dann verliere der Kirchenkreis aber in allen Tätigkeitsfeldern an Strahlkraft. Stattdessen nahm die Superintendentin eine Anleihe bei Promi-Entrümplerin Marie Kondo: „Wir müssen uns fragen: Was löst Freude aus? Manches Gremium und manches Gebäude tut das nicht mehr.“ Um diese wichtigen Fragen anzugehen, schlug sie einen Synodalabend zur mittelfristigen Finanzplanung vor.
Als Entlastung für die weniger werdenden Pfarrerinnen und Pfarrer beschloss die Synode die Errichtung einer Vertretungspfarrstelle zum Januar 2024, die mit drei weiteren dieser Stellen in den Nachbarkirchenkreisen Herford, Lübbecke und Minden verbunden sein wird. Die Finanzierung erfolgt aus dem landeskirchlichen Pfarrbesoldungshaushalt.
Die zweite Hälfte der Synodentagung galt den Sternstunden im Kirchenkreis, wie den von Pfarrer Harald Ludewig mit typischem Humor geleiteten Wahlen: Pfarrerin Antje Freitag folgt Eckhard Teismann als stellvertretende Assessorin. Karin Tasche aus der Arbeitsstelle „Seelsorge im Alter“ übernimmt die Beauftragung für Besuchsdienst und Altenheimseelsorge. Und Pfarrerin Elsie Joy de la Cruz, Gastgeberin in Volmerdingsen, wurde als Delegierte in den Regionalen Arbeitskreis Mission, Ökumene und kirchliche Weltverantwortung entsandt.
Auch der Kreiskirchentag am 15. und 16. Juni 2024 wird eine Sternstunde sein. Pfarrerin Linda Stucke-Troks nutzte die Chance, die Vertreter der Gemeinden zur Mitarbeit aufzurufen. In und um den Kurpark in Bad Oeynhausen wird Vielfalt in Gemeinschaft gefeiert, und die vielen Seiten der Kirche werden auch Mitmenschen nähergebracht, die wenig Kontakt mit ihr haben. Einen ähnlichen Ansatz verfolgt eine Idee, die Pfarrerin Gesina Prothmann mit Linda Stucke-Troks, Theodora Beer und Vikarin Hannah Steiner entwickelt hat: Unter dem Motto „Segen to go“ sollen niedrigschwellige Angebote in die Gesellschaft gebracht werden, auf Feste, in die Stadt, dorthin, wo die Menschen sind. Die Synodalen brachten ihre Zustimmung mit kräftigem Applaus zum Ausdruck.
Die letzte Sternstunde des Abends war vom ganzen Saal erwartet worden: Der Bericht zur Delegationsreise nach Tambarare. Der vom Öffentlichkeitsreferenten Christopher Deppe gestaltete Filmbericht nahm die Synodalen mit in die Massaisteppe und auf die Usambaraberge, auf lange Fahrten über unbefestigte Straßen im wild schaukelnden „Jimbo-Bus“ und zu den lautstark gefeierten Gottesdiensten von Korogwe bis Handeni. In farbenfrohe, mit der Lutherrose verzierte Kleider und Hemden aus Tambarare gekleidet, präsentierten sich die Reisenden dem Publikum. Pfarrer Markus Freitag erzählte von den Veränderungen im rasant wachsenden Partnerkirchenkreis, Annemarie Coring sprach über Begegnungen mit der kirchlichen Jugend und Möglichkeiten einer Begegnungsreise für junge Erwachsene. Zu einem der Kernthemen der Reise, der Rolle von Frauen in Kirchenleitung und im kirchlichen Alltag, berichtete Superintendentin Goudefroy, und Christopher Deppe beendete den kurzweiligen Bericht zum Abschluss der Synode nicht nur mit seinem Erstaunen über die Lautstärke eines typisch tansanischen Gottesdienstes, sondern auch mit dem bleibenden Eindruck, den der Besuch bei ihm und seinen Mitreisenden hinterlassen hatte.