Spaß auf Leitung 1: Sommerkonzert von „Good News“ in St. Stephan, Vlotho, bringt das Publikum auf die Beine

Erstellt am 04.07.2024

Das knallig orangene Telefon stand etwas verloren im Altarraum, bevor der bunt gekleidete Chor einzog. Treue Fans des Vlothoer Gospelchors „Good News“ wussten aber gleich, was es damit auf sich hatte: Auf sie wartete ein Abend mit gut gelaunten Stücken wie „Jesus on the mainline (Standleitung zu Jesus)“. Zum Sommerkonzert „Every time I feel the spirit“ zeigte der Chor seine ganze stilistische und stimmliche Bandbreite.

Die Unterhaltungskonkurrenz war groß an diesem Samstag: Die Schweiz deklassierte Italien im Achtelfinale der EM, und um 21 Uhr wartete das Deutschlandspiel. Dennoch war die große Stadtkirche St. Stephan beim Sommerkonzert des Vlothoer Gospelchors sehr gut gefüllt. Kantorin und Chorleiterin Līga Auguste beruhigte eventuell zwiegespaltene Besucher: „Wir haben es genau geplant. Sie kommen rechtzeitig zum Spiel nach Hause.“

Da war der Chor bereits summend zwischen den wartenden Besuchern eingezogen und legte gleich mit Volldampf mit Hubert Zaindls „Come on, let’s celebrate the Lord“ los. Damit stand das Thema des ersten Konzertteils fest: Frische und gut gelaunte Gospelstücke von jungen deutschen Komponisten, oft im cleveren Wechsel der verschiedenen Stimmen vorgetragen und von Līga Auguste mit sichtlicher Spielfreude an den Tasten sowie der unerschütterlichen Rhythm-Section aus Katja Panina am E-Bass und Hagen Heinicke an den Drums begleitet. „Meine Güte, macht das Spaß!“ entfuhr es spontan einer Besucherin angesichts der schieren Energie von „Good News“. Die drei Instrumentalisten konnten zum Abschluss dieses Teils bei Benjamin Gruchows Jazzwaltz-Version von„Wer nur den lieben Gott lässt walten“ ihre Fähigkeiten zeigen und ein wenig Jazzkneipenatmosphäre in Vlothos einzige Kirche mit Theke bringen.

Die ganze Bandbreite von „Good News“ zeigte sich dann im Mittelteil des Konzerts: Auf den jazzigen Gospel folgte eine Auswahl von Stücken aus Tjark Baumann’s „Missa 4 You(th)“, in der die klassische lateinische Messe in modernen, gefühlvollen Klangwelten gesungen wird. Vom bewegend-mitnehmenden Kyrie und Agnus Dei bis zu den Weihnachtsfilmmusikklängen des Hosanna reicht Tjark Baumanns Werk und hat sich für viele Fans als heimliches Highlight bei „Good News“-Konzerten etabliert.

Nach Bob Chilcotts Version des traditionellen „Ev’ry time I feel the spirit“, das dem Konzertabend seinen Titel gab, ging es für den Gospelchor in ganz neue musikalische Gebiete. Bei Coldplays „Broken“ begeisterte Jacob Gimbel mit seinem Solo, persönlich zurückhaltend, aber mit stimmlicher Kraft vorgetragen, das ihm noch beim Schlussapplaus gesondert Jubel einbrachte. Līga Auguste gab dem Chor mit Ola Gjeilos ruhigem Klavierstück „Before dawn“ eine Verschnaufpause, bevor Stings „Fields of Gold“ mit seinen elegischen Tönen einen besinnlichen Moment brachte.

Der Schlussteil des Konzerts zündete dann noch einmal den Turbo, und jetzt kam das orangene Telefon zum Einsatz: Zu Stephan Zebes „Jesus on the mainline“, das ihm unter dem Künstlernamen Jeff Guillen zu seinem Erfolg in der internationalen Gospelszene verholfen hat, wurde der Hörer herumgereicht und die Botschaft guter Laune weitergegeben.

Nach Līga Augustes lässig-cooler Interpretation von „Clavicool“ kam Bill Withers’ Klassiker „Lean on me“ abschließend zackig, schnell und dynamisch daher und riss die Besucher von den Bänken. „Good News“ lösten damit ihr doppeltes Versprechen ein: Mit dem ganzen Publikum auf den Beinen endete ein unterhaltsamer Konzertabend. Und selbst auswärtige Besucher schafften es rechtzeitig zum Anpfiff zurück vor den Fernseher.

Bei Anruf gute Laune: „Good News“ im Konzert

„Lean on me“ brachte die ganze Kirche auf die Beine