Sprachtraditionen bewahren: Plattdeutscher Gottesdienst zum Jubiläum von „Plattdütsk in de Kerken“

Erstellt am 20.06.2022

Von Sandra Siegemund

Gleich zwei Jubiläen gab es mit coronabedingter zweijähriger Verspätung beim Plattdeutschen Tag im Wasserschloss Ovelgönne zu feiern: Vor 40+2 Jahren wurde die westfälische Arbeitsgemeinschaft „Plattdütsk in den Kerken“ gegründet, und der plattdeutsche Klönkreis Wasserschloss Ovelgönne existiert seit 25+2 Jahren.

Unterschiede zwischen plattdeutschen Dialekten

Bei strahlendem Sonnenschein startete der Festtag mit einem plattdeutschen Gottesdienst vor dem Schloss. Zum Thema „Verschiedene Gaben – ein Geist“ („Dat gifft verscheeden Gaaben, man se kaamt vun een un densülvigen Geist“ 1. Kor 12,4) hielt Pastor i.R. Traugott Wrede die Predigt. Er las die Jahreslosung in verschiedenen Versionen vor und brachte damit die Gemeinde zum Schmunzeln. Ob ostwestfälisch, pommersch, ostfriesisch oder nordfriesisch, oft war das Platt schon von Dorf zu Dorf verschieden. Da es keinen Duden für Plattdeutsch gibt, sind Übersetzungen aus dem Hochdeutschen schwierig und sorgen manchmal für fragende Blicke. Daher sollte man lieber miteinander schnacken, statt nur zu lesen, wenn es für eine Sache viele Worte gibt, so Pastor Wrede.

Dann könne man sich verstehen und Gemeinschaft entstehe. Gottes Geist sei nicht nur bei denen, die ein Amt haben. Jeder habe besondere Gaben und dürfe sagen, was er oder sie denkt. Wichtig sei, im Alltag füreinander da zu sein, sagte Traugott Wrede. So hilft der fröhliche Mensch dem Grübler, der Tüftler dem, der zwei linke Hände hat, und der, dem vor Papierkram nicht bange ist, dem, der amtliche Briefe gar nicht erst aufmacht. Der Herrgott möge Hochdeutsch wie Plattdeutsch, schloss er seine Predigt.

Posaunenchor Eidinghausen-Dehme spielt plattdeutsche Kirchenlieder

„Platt vom Blatt“ wurden auch die Lieder gesungen, begleitet vom Posaunenchor Eidinghausen-Dehme unter der Leitung Sabrina Gründlings. „Das Plattdeutsche hat seinen Ursprung im Sächsischen. Daraus leitet sich zum Beispiel auch der Name Niedersachsen ab“, erläuterte Heinrich Rust, Mitglied der Arbeitsgemeinschaft. 

Nach dem Gottesdienst gab es Rückblicke auf 40 Jahre Arbeitsgemeinschaft Plattdütsk in de Kerken und 25 Jahre Plattdeutscher Klönkreis Wasserschloss Ovelgönne, gefolgt von Grußworten zu den Jubiläen. Nach einem gemeinsamen Mittagessen referierte Annette E. Gerling über Leben und Werk des plattdeutschen Dichters Fritz Reuter.

Bewahren das “Plattdütsk in de Kerken” seit mehr als 40 Jahren: (v.l.) Annegret Sudwischer, Pfarrer i.R. Traugott Wrede, Heinrich Rust, Pfarrer i.R. Heinz Schlüter, Helmut Möller, Bernd Hagemeier.

Gottesdienst op platt vor wunderschöner Kulisse am Wasserschloss Ovelgönne.

Pfarrer i.R. Heinz Schlüter spricht zu einem besonderen Plattdeutschen Tag.