Musikalische Entdeckungen in Eisbergen: Tief in die Welt des Barocks mit dem Westfälischen BarockConsort

Erstellt am 26.10.2023

Ob diese Stücke zur Feier der Kirchenerweiterung im 17. Jahrhundert gespielt wurden? Darüber schweigen die Quellen, wie Pfarrer Rainer Schulz in seiner Eröffnung des Konzerts des Westfälischen BarockConsorts in Eisbergen bedauerte. Dennoch war die Eisberger Kirche mit ihrer zeitgenössischen Ausstattung der perfekte Ort für eine Reise in die Welt des Barocks.

 

Das von Kantorin Līga Auguste vermittelte und mit Unterstützung des Kulturreferats KuK! des Kirchenkreises Vlotho veranstaltete Konzert brachte ein anspruchsvolles musikalisches Ereignis an die Weser. Mit Frauke Halemeyer und Simone Gisinger-Hirn an den Violinen, Andrea Schwager am Orgelpositiv und, als Ersatz für den ausgefallenen Cellisten, Tomoko Yano-Ebmeyer am Barockfagott versprach das Westfälische BarockConsort, unterstützt von Andreas Adam und Felix Hirn an den Barocktrompeten, nicht nur hohe künstlerische Qualität, sondern auch das besondere Erlebnis von barocker Spielpraxis auf den historischen Originalen nachempfundenen Instrumenten.

Felix Hirn leitete kenntnisreich durch den Abend und erklärte die in den meisten Fällen nur Kennern geläufigen Komponisten und die Besonderheiten der Instrumente. Alle Instrumente und Musizierenden hatten eine Chance, ihre Qualitäten zu beweisen. So brachte Tomoko Yano-Ebmeyer mit vollem Körpereinsatz und Spaß am Spiel ihr Fagott zur Wirkung, auch wenn dies die Präsenz des fehlenden Cellos nicht immer ausgleichen konnte. Auch in den komplexen Solopassagen fast genießerisch spielend bildete Andrea Schwager einen Ruhepol an der Orgel.

Ein Concerto von Francesco Manfredini eröffnete den Abend. Das Stück für zwei Trompeten des spätbarocken Komponisten aus Pistoia kam gleichzeitig verspielt und triumphal daher. Einen Konterpunkt bildete der 50 Jahre ältere Viviani mit der Sonate für Trompete und Orgel. Das Zusammenspiel der Instrumente im Stück des Innsbrucker Hofmusikers hielt die Waage zwischen konzentrierter Präzision und, im Allegro fast springender, Leichtigkeit.

Tiefer in die Anfänge des deutschen Barocks ging die Sonate für zwei Violinen von Johann Vierdanck, Protegé von Heinrich Schütz und Organist an der Stralsunder Marienkirche. Frauke Halemeyer und Simone Gisinger-Hirn gelang eine beeindruckende Aufführung mit markanten Stimmungswechseln. Noch herausfordernder für die Violinen wurde die Sonate zu fünft, hier zu sechst gespielt, aus Heinrich Ignaz Franz von Bibers „Sonatae tam aris quam aulis servientes“ von 1676. Das Werk des böhmischen Geigenvirtuosen zeigte seine Perfektion der Sonatenform. Die sechs Musiker spielten im schnellen Wechsel, ohne dass ein Instrument je zu weit hervortrat oder das sorgsam gestrickte Ganze verzerrte.

War Bibers Sonate auch ein klares Highlight, wartete auf das Publikum noch eine Entdeckung in Form des frühesten Komponisten des Abends: der Mailänder Giovanni Paolo Cima. An der Wende von Renaissance zum Barock prägte er mit neuen Formen wie der Sonate die Musik des Barocks. Die für Eisbergen ausgewählte Triosonate war dann auch ein Meisterstück für die von Cima als Soloinstrument geförderte Violine.

Die zweite Entdeckung des Abends bildete der, wie Felix Hirn offen zugab, auch für die Musiker unbekannte Franz Reinhart. Als Sohn des kaiserlichen Konzertmeisters Kilian Reinharts war er nach Ansicht des Hofkapellmeisters und Musiktheoretikers Johann Josef Fux „ein distinguierter Virtuos“. Diese Virtuosität wurde auch den Musikern bei der Sonate für Trompete, zwei Violinen und Basso Continuo abverlangt, die im spannend inszenierten Wechsel der Instrumente ihr Können beweisen mussten.

Ein weiteres Highlight folgte mit „La Bella Pastora“ von Johann Schmelzer, der in den Feldlagern des Dreißigjährigen Krieges aufgewachsen und sich als Musiker am Habsburger Hof in den Adelsstand hervorgespielt und -komponiert hatte. Die „Schöne Hirtin“ geriet zum Wettstreit der Instrumente: zwischen pastoral-ruhigen Passagen und energischem Hin-und-Her wechselten sich Trompeten und Violinen ab, während Fagott und Orgel in ihren Solopassagen besinnlicher stimmten. Abschließend ging es zurück über die Alpen mit Petronio Franceschinis einziger überlieferter Sonate für zwei Trompeten und Streicher, die mit ihrer Balance von triumphalen und tänzerischen Tönen den Bogen zurück zu Manfredinis anfänglichem Concerto schlug.

Barocke Klänge in zeitgenössischer Umgebung: Das Westfälische BarockConsort in Eisbergen

Felix Hirn führte in die Stücke und Instrumente, hier Tomoko Yano-Ebmeyers Fagott, ein