„Mag sie auch keine Venus sein, so tippt sie doch die Manuskripte fein und kocht im Hintergrund“: Die im galizischen Chrzanow geborene, aber in Deutschland aufgewachsene Mascha Kaléko war sich ihrer Sonderstellung als einzige weibliche Autorin der Neuen Sachlichkeit bewusst, und noch heute steht sie zu Unrecht oft im Schatten ihrer männlichen Fachkollegen - Anlass genug für eine Wiederbegegnung. Die Dresdner Künstlerin Ursula bringt mit Gitarre und Gedichten ausgestattet die scharfsinnige Dichterin am 17. Oktober ab 18 Uhr in der Kirche St. Johannis in Vlotho wieder zum Leben.
Mascha Kaléko erlebte in den letzten Jahren der Weimarer Republik eine Zeit literarischen Erfolgs. Ihre Gedichte wurden in den Kabaretts der Hauptstadt aufgeführt; ihr „Lyrisches Stenogrammheft“ wurde über die Berliner Szene hinaus gefeiert. Jäh unterbrochen wurde dieser Erfolg vom Aufstieg der Nationalsozialisten, die erst ihre Schriften verboten und dann Mascha Kaléko mit ihrem neuen Ehemann und erst zwei Jahre alten Sohn zur Auswanderung zwangen. Doch auch im amerikanischen Exil blieb sie eine produktive Autorin von sozial und politisch engagierter Großstadt- und Gebrauchslyrik, die sich nicht zuletzt durch ihre eigene Erfahrung mit den Themen Exil und Verfolgung auseinandersetzte, aber immer wieder auch in das Berlin ihrer frühen Jahre zurückkehrte.
Bereits am Montagabend beleuchtet Ursula Kurze das Leben und Werk des Aktivisten und Essayisten Erich Mühsam im Ernst-Lohmeyer-Haus in Herford. Beide Abende werden unterstützt von Hartmut Peltz und Pfarrer Winfried Reuter vom Arbeitskreis Juden und Christen im Kirchenkreis Vlotho. Karten sind an der Abendkasse für 12 Euro (ermäßigt 6 Euro) erhältlich.