Volmerdingsen feiert „Babettes Fest“: Ein Literaturgottesdienst über Genuss und Freude

Erstellt am 08.11.2022

Eine besondere Atmosphäre empfing die Teilnehmer des Literaturgottesdienstes in der Dorfkirche Volmerdingsen. Der Altarraum seitlich abgedunkelt, ein warmes Licht dahinter und davor ein Tisch mit einem Kerzenleuchter, der schon auf das Thema hindeutete: „Babettes Fest“, eine Novelle von Tanja Blixen.

Chorleiterin Christine Boberg konnte mehr als 100 Gottesdienstteilnehmer in der Dorfkirche begrüßen, auf die ein musikalisch-literarischer Genuss wartete: Sprecherinnen und Sprecher lasen die Novelle der 1962 verstorbenen dänischen Autorin. Zwischen den einzelnen Textpassagen sang der Projektchor Lenas Lied „Flieg mit mir“ und Gabriellas Song „Ich will leben“ aus dem beliebten schwedischen Film „Wie im Himmel“ von Kay Pollak, oder es erklangen Klavierstücke, die Waltraud Schindler passend ausgesucht hatte und auf dem Klavier spielte.

Frommer Ernst oder Freuden “wie im Himmel”?

Blixens Novelle fragt: Ist Lebensfreude erlaubt und eine christliche Tugend oder gilt nur das Prinzip einer evangelischen Kargheit, die sich aller Freuden des Lebens enthält? Diese strenge Geisteshaltung wird verkörpert in der Hausgemeinschaft der beiden älteren Damen Martine und Philippa, in die das französische Dienstmädchen Babette als Flüchtling nach Niederschlagung der Pariser Kommune aufgenommen wird. Babette ist eine wundersame Köchin, die selbst ein einfaches Essen in ein Mahl verwandeln kann, das Arme und Kranke stärkt. Zwölf Jahre lang folgt sie den Vorgaben der beiden alten Damen, auch beim Kochen äußerst bescheiden zu sein. Doch am 100. Geburtstag des längst verstorbenen Propstes, des Vaters der beiden Damen, erlaubt sich Babette die Bitte, ein Festmahl nach französischer Art vorbereiten zu dürfen. Nur widerstrebend lassen sich die Martine und Philippa darauf ein. Am Ende verzaubert das besondere Festessen, das Babette lange vorbereitet hat, nicht nur sie, sondern die ganze eher freudlose Gemeinde. Es ist wie im Himmel, eine Erfahrung, von der auch Jesus in seinen Gleichnissen spricht. Babette verschenkt ein Vermögen, um dieses Fest zu feiern und anderen Menschen Freude zu schenken.

Diesen Gedanken nahm Arne Boberg mit dem Lied „A Million Dreams“ auf. Sich vom Himmel beschenken zu lassen und Gottes Gerechtigkeit zu suchen, ist etwas anderes als ein christliches Leben im Rückzug, betonte Pfarrerin Joy dela Cruz in ihrer Ansprache. Der Gottesdienst endete mit Gebet und Segen. Viele folgten anschließend der Einladung ins Gemeindehaus, um bei einem Glas Wein oder Wasser den Abend ausklingen zu lassen.

Lieder aus dem schwedischen Klassiker “Wie im Himmel” begleiteten den Literaturgottesdienst.