“Ich mag Simba am meisten.” Gleich sechs Arme schnellen in die Höhe. Die drei Mädchen aus der Gruppe Sonnenschein versuchen, sich mit ihrer Tierliebe und Stolz auf ihren neuen Hundeführerschein gegenseitig zu überbieten. Man sieht: der schokoladenbraune Labrador ist nicht mehr aus dem Evangelischen Wichern-Kindergarten Sausewind in Bad Oeynhausen wegzudenken.
Der traditionsreiche Kindergarten in der Bad Oeynhauser Südstadt nutzt als Teil seines fortschrittlichen pädagogischen Ansatzes auch bereits seit Jahren die tiergestützte Pädagogik. Da sich seine Leiterin Birgit Laske und ihr Team anfänglich auf externe Angebote verlassen mussten, die sie nicht mit allen ihrer Schützlinge teilen konnten, reifte schnell die Idee, einen eigenen Pädagogikbegleithund zu finden. Es entstand ein bewusster Entscheid für ein durchdachtes und professionelles Konzept, das im Dialog im Team und mit der Elternschaft und der Ev. luth. Wicherngemeinde entwickelt wurde. Diese Transparenz und Umsicht zahlte sich aus, und bald trat, mit der vollen Unterstützung des Presbyteriums, Simba in das Leben des Kindergartens und Daniela Schneiders, Fachkraft für Inklusion und Hundeführerin in Sausewind. Mit seinen 16 Monaten genießt Simba nun seine Zeit im Kindergarten, bis auch für ihn der Ernst des Lebens beginnt: Schon bald startet seine Ausbildung zum Pädagogikbegleithund.
Offenheit und Selbstbestimmtheit kennzeichnen die Arbeit im Ev. Wichern-Kindergarten Sausewind, und das zeigt sich in Simbas Alltag: Als vollwertiges Teammitglied und mit seinem ruhigen Naturell als geborener Arbeitshund ist der neue vierbeinige Kollege ganz in die Abläufe integriert und begleitet Dienstbesprechungen und Elterngespräche ebenso wie Spiel und Spaß der Kinder. Wie am Kindergarten Sausewind üblich ist sein Tag nicht auf seine Gruppe beschränkt; er kann sich mit Daniela Schneider frei in beiden Gruppen und auf dem Gelände bewegen. Gleichzeitig hat er seine eigenen Ruhebereiche, um sich zurückzuziehen und einmal Hund Hund sein zu lassen. Tierwohl und Kindeswohl werden großgeschrieben: Jeder achtet die Bedürfnisse des anderen, und so wie Simba jederzeit zeigen kann, dass er Ruhe braucht, haben auch seine zweibeinigen Mitbewohner Simba-freie Zonen.
Schnell zeigt sich jedoch, dass mögliche Vorbehalte fehl am Platz sind. Die Kinder in Sausewind haben mit ihren Erzieherinnen den richtigen Umgang mit Simba erforscht und verinnerlicht. Sie lernen, empathisch Verantwortung für ein anderes Lebewesen zu übernehmen, und entscheiden, jeder für sich, was und wie viel sie mit Simba unternehmen möchten: Wasser holen, Hundekekse backen, Leckerli füttern, spazieren gehen oder einfach nur zusammen die Zeit im Kindergarten verbringen. Der Ansatz zeigt Wirkung, und Simba beweist seine Qualitäten als Brückenbauer. Gemeinsam nehmen er und die Kinder sogar anfangs zögerlichen Besuchern die Scheu vor dem ungewöhnlichen Anblick im Kindergarten. Als besonderer Clou erhalten die Kinder einen eigenen Hundeführerschein, den sie zu den Fußgängerführerscheinen, Malbildern und anderen Erinnerungsstücken in ihren Portfolios heften können. Die Diplomübergabe ist für jeden frisch gebackenen Hundeprofi ein ganz besonderer Moment.
Kindergartenleiterin Birgit Laske freut sich mit ihrem Team über die Unterstützung für ihr Konzept und die erfolgreiche Ankunft ihres neuen Teammitglieds: „Simba ist ein Glück, und Simba macht glücklich.“ Und das endet nicht am Kindergartentor: An der Niederbecksener Straße sind Simba und seine kleinen und großen Begleiter bereits fester und gern gesehener Teil ihres Viertels.