Da staunte Emmaus-Pfarrer Rainer Labie nicht schlecht, als er vor zwei Jahren eine Email von dem ihm unbekannten Stuart Barret aus London erhielt. Dieser berichtete, sie hätten beim Aufräumen auf dem Dachboden ihres verstorbenen Vaters, Bert Barret, eine alte Türklinke gefunden. Beinahe hätten sie das Stück Metall weggeworfen. Durch ebenfalls gefundene Tagebuchaufzeichnungen habe sich aber herausgestellt, dass diese Türklinke zur 1947 niedergebrannten Auferstehungskirche am Kurpark in Bad Oeynhausen gehörte.
Stuart Barret kam nun mit seiner Schwester Dorothy für einige Tage zu einem Besuch in die Kurstadt, um die Türklinke nach 77 Jahren zurückzugeben. In einem Gottesdienst überreichten die Geschwister den Dachbodenfund feierlich an Pfarrer Labie. Dabei erzählten sie der Gemeinde ihre Geschichte.
Der Vater hatte als Soldat am Krieg teilgenommen, war am sogenannten D-Day im Juni 1944 in der Normandie dabei, nach Kriegsende dann für zwei Jahre im Hauptquartier der Britischen Rheinarmee in der Bad Oeynhausener Innenstadt beschäftigt. Er schrieb damals in sein Tagebuch: „Bad Oeynhausen is a Spa town. With the sun shining, I thought I was in heaven.“ („Bad Oeynhausen ist ein Kurort. Die Sonne schien und ich dachte, ich wäre im Himmel.“)
Bert Barret nahm als aktiver Christ regelmäßig an Gottesdiensten in der zu jener Zeit als Garnisonskirche dienenden Auferstehungskirche am Kurpark teil. Am Montag, dem 24. Februar 1947, drang in den frühen Morgenstunden Rauch aus dem Kirchengebäude. Schnell brannte es lichterloh, ausgelöst wahrscheinlich durch einen technischen Defekt der überhitzten Heizkörper. Die Feuerwehr konnte wegen der abgeriegelten Innenstadt nicht rechtzeitig zum Brand gelangen, so dass die Kirche völlig ausbrannte. Nur die Außenmauern blieben stehen: Ein Stück Bad Oeynhausener Stadtgeschichte.
Der Soldat erlebte dies hautnah mit und stand am Tag nach dem Feuer betroffen in den Trümmern der Kirche. Den Tagebuchaufzeichnungen ist weiter zu entnehmen, dass Bert Barret, als er nach England zurückkehrte, als Erinnerung an seine Zeit in Deutschland eine Türklinke aus den Trümmern mit nach Hause nahm. Zu allem Überfluss hatte er sich in Bad Oeynhausen in ein schottisches Mädchen verliebt und sie das erste Mal am Charlottenplatz nahe der Steinstraße geküsst. Sie wurde später seine Frau.
So verbinden die Geschwister aus England eine Menge mit unserer Stadt und der Kirche. Pfarrer Rainer Labie bedankte sich in dem Gottesdienst im Namen der Kirchengemeinde für den besonderen Besuch aus England: „Dieses originelle Geschenk aus der Vergangenheit unserer Gemeinde soll in der wiederaufgebauten Kirche einen festen Platz bekommen“, so Labie. Mit der Türklinke kehre nicht nur ein Souvenir an seinen Ursprungsort zurück. „Durch dieses Ereignis haben wir auch neue Freunde gewonnen“, freut sich der Pfarrer.