Hamed Alhamed spricht bei den Interkulturellen Tagen über seine Flucht in der Realschule Nord Bad Oeynhausen

Erstellt am 27.03.2023

„Das ist das Schlimmste an der Flucht: Man muss Menschen zurücklassen – Familie, Freunde. Und man weiß nicht, ob man sie jemals wiedersieht.“ Eindrucksvoll erzählte Hamed Alhamed in seinem Vortrag von seinem Heimatland Syrien, von dem seit 2011 andauerndem Krieg und von seinen Erfahrungen auf dem langen Weg nach Deutschland. Etwa 180 Schülerinnen und Schüler der Realschule Nord verfolgten gebannt seine Schilderungen in der Aula des Schulzentrums Nord, die er im Rahmen der Interkulturellen Tage des Arbeitskreises W.I.R besuchte. „Mich hat es berührt, hautnah zu hören, wie jemand unverschuldet plötzlich aus den gewohnten Bahnen geworfen wurde und dennoch nie aufgegeben oder den Mut verloren hat“, erzählt Bärbel Meyer vom Fo(u)r C. – Jugendtreff Nord, einer Einrichtung der Ev. Jugend im Kirchenkreis Vlotho. Gemeinsam mit Daniel Kapteina, der für NRWeltoffen beim Kreis Minden-Lübbecke beschäftigt ist, sowie André Siekmeier vom Druckerei Begegnungszentrum e.V., holte sie den jungen Mann für die Interkulturellen Tage nach Bad Oeynhausen.

Krieg in Syrien veränderte alles

Geboren und aufgewachsen ist Hamed Alhamed in der zwischen Euphrat und Tigris liegenden syrischen Stadt Deir ez-Zor. In seinem Vortrag erfuhren die Zuhörenden zunächst einiges vom Leben in Syrien vor dem Krieg - von den Religionen, den Traditionen, den Festen oder wie Bildung in seiner Heimat aussah. „Bildung ist für alle Kinder kostenlos. Anders als hier in Deutschland gibt es aber für alle Schülerinnen und Schüler eine Schuluniform und jeden Freitag einen Fahnenappell“, erklärte der 32-Jährige Gemeinsamkeiten und Unterschiede im Bildungssystem.

Der Krieg veränderte alles in seiner Heimat. Zerstörte Städte, fehlende Infrastruktur, traumatisierte Menschen – am Ende sei jeder betroffen, auch wenn er gar nichts mit dem Konflikt zu tun habe, so Alhamed. So entschloss er sich 2015 über das Mittelmeer und die Balkanroute zu flüchten. Bilder aus seiner Kindheit und viele liebgewonnene Erinnerungen seien für immer verloren gegangen. In Deutschland angekommen wurde ihm schnell klar, dass die „Sprache der Schlüssel“ ist, um sich ein neues Leben aufzubauen. Inzwischen arbeitet er als Grafikdesigner in Münster und besitzt auch einen deutschen Pass.

Frieden ist ein Privileg

Zum Abschluss des Vortrages hatten die Zuhörenden die Chance für Fragen - Das wurde von den Schülern und Schülerinnen reichlich genutzt. Am Abend gab es dann noch einmal in der Druckerei die Möglichkeit für alle, den Vortrag zu hören. „Es öffnet einem die Augen dafür, was es bedeutet, alles zu verlieren und es lässt mich auch dankbar werden für das Privileg, in Frieden leben zu dürfen“, benennt Johanna Löhr, die aktuell ein Diakonisches Jahr im Fo(u)r C. – Jugendtreff absolviert, wohl das, was am Ende viele bewegte.

Rund 180 Schülerinnen und Schüler der Realschule Nord verfolgten gebannt den Vortrag in der Aula des Schulzentrums Nord.