Zum 01. Januar 2023 werden die vier Gemeinden im Süden von Bad Oeynhausen zur neuen “Emmaus-Kirchengemeinde” vereinigt. Dann wird aus den Kirchengemeinden Altstadt, Wichern, Rehme und Lohe eine Gemeinde. Auf Gemeindeversammlungen in allen vier Gemeinden haben Superintendentin Dorothea Goudefroy und die Presbyterien über Beweggründe und Vorteile der Vereinigung informiert und die Gemeindeglieder mit auf den Weg genommen.
Bei der letzten Gemeindeversammlung im Wichern-Haus war ebenso wie auf den vorausgehenden reichlich Raum für Fragen, denen sich neben Superintendentin Dorothea Goudefroy auch Pfarrer Matthias Mengel stellte. Und die Antworten machten noch einmal deutlich, worum es bei der Vereinigung gehen soll: Um Effizienz und Bündelung von Ressourcen, aber auch um Schulterschluss und einen starken Weg in die Zukunft. Denn der Name ist Programm: Die „Emmaus-Gemeinde“, die als Verbund aus den Gemeinden Altstadt, Rehme, Lohe und Wichern hervorgehen soll, möchte sich als geführte Gemeinschaft verstehen, die sich zuversichtlich den Herausforderungen der Zeit stellt; ganz so wie die Jünger Jesu auf dem Weg nach Emmaus von der Furcht ins Vertrauen gefunden haben, als sie dem Herrn begegnet sind. Mit diesem Gedanken schloss Superintendentin Dorothea Goudefroy nach gut 90 Minuten die Versammlung, nachdem sie sich den Fragen der Gemeindeglieder ausführlich gewidmet hatte.
Pfarrer Matthias Mengel hatte zuvor, unterstützt von Ulrike Weißflog aus dem Presbyterium, umfassend erläutert, warum eine Vereinigung angezeigt ist – und worin die Chancen liegen. Da ging es zunächst um demographische Veränderungen, die sich unmittelbar auf das Gemeindegeschehen auswirken. „Zur Kirchbauzeit umfasste Wichern 6.000 Gemeindeglieder, derzeit sind es 3.200“, legte der Pfarrer dar. „Auch der wachsende Renovierungsbedarf von Gemeinde- und Kirchgebäuden und die damit zu erwartende Kostenwelle münden in der Frage, ob wir alle Immobilien brauchen oder ob es Synergien geben könnte“, so Mengel weiter.
Die derzeitige Planung sieht einen kirchenrechtlichen Zusammenschluss zum 1. Januar 2023 vor. Ab 2024 soll die Emmaus-Gemeinde dann eine Gemeinde mit drei Pfarrbezirken sein, die ungefähr die gleiche Anzahl an Gemeindemitgliedern haben. Insgesamt werden dann rund 10.700 Gläubige von drei Pfarrer:innen und Gemeindepädagogin Ingrid Wilmsmeier, die als Prädikantin auch Gottesdienste hält, gemeinschaftlich versorgt. Das so genannte “Interprofessionelle Pastoralteam” umfasst neben dem klassischen Pfarrberuf auch die Einbindung von Gemeindepädagogen und weiteren Berufen, die sich zusammen als Team um die Versorgung der Gemeinde kümmern. Dies mit wechselnder Gottesdienstordnung, wobei die kirchlichen Standorte erhalten bleiben sollen. Ein sogenannter Bevollmächtigten-Ausschuss, der sich aus Presbyteriums-Mitgliedern aller Gemeinden zusammensetzen soll, wird ab 2024 die Geschicke der großen Gemeinde leiten. Wie Mengel betonte, wird nach dem erfolgreichen Vorbild des Kindergarten-Verbandes auch diese Vereinigung die gültigen Rechtsverträge übernehmen. „Die Vereinigung ist nicht Anlass für Entlassungen“, betonte er. Es sei angestrebt, die Angebote wie Gruppen und Kreise vor Ort weiterzuführen, aber zunehmend überörtliche Veranstaltungen wie Konzerte und Aktionen zu platzieren und auch immer wieder gemeinsam Gottesdienst zu feiern. An den Hochfesten wie Ostern, Pfingsten oder Weihnachten werde es auch weiterhin ein breites Angebot geben. „Es ist ein Prozess, wir alle arbeiten an der bestmöglichen Lösung“, so Mengel.
Vor dem Hintergrund, dass weitgehend alle Beteiligten ein Einsehen in äußere Notwendigkeiten hätten, zugleich aber Bestehendes bewahren und Liebgewordenes weiterführen wollten, bekräftigten Superintendentin, Pfarrer und Presbyterium ihre uneingeschränkte Bereitschaft, in der Übergangsphase immer direkt ansprechbar zu bleiben, um Probleme konstruktiv zu lösen.
F: Wer entscheidet künftig, wie es in der Gesamtgemeinde weitergeht?
A: Die Presbyterien stehen schon länger im Dialog miteinander. Der gemeinsame Bevollmächtigten-Ausschuss wird künftig an die Stelle der Einzelberatungen treten. Nach der Kirchenwahl 2024 gibt es dann ein neues Presbyterium für die Gesamtgemeinde.
F: Für ältere Gottesdienstbesucher könnte der Wechsel der Sonntagsgottesdienste zwischen den einzelnen Kirchen leicht unübersichtlich werden.
A: Dies soll mit einem klaren Plan gut organisiert werden. Auch über Fahrgemeinschaften wird nachgedacht.
F: Werden bei der Einteilung in die künftigen Pfarrbezirke z.B. Chöre getrennt?
A: Nein, die Einteilung bezieht sich rein auf die seelsorgliche Arbeit. Die Gruppen bleiben erhalten. In einem Ausschuss für Kirchenmusik wird die Arbeit von Kreiskantor József Opicz zusätzlich unterstützt.
F: Wie viel Geld wird durch die Vereinigung eingespart?
A: Zunächst werden die Brutto-/Arbeitgeber-Kosten für eine Pfarrstelle gespart, die Ruhestandsbedingt frei und nicht wiederbesetzt wird. Außerdem reduzieren sich die Kosten für die Instandhaltung der Gebäude, wenn nicht mehr alle genutzt werden.
F: Leidet die Seelsorge nicht durch das neue, „gestraffte“ Gemeindeleben?
A: Auch künftig wird gezielt in die Ausbildung Ehrenamtlicher investiert. Diese sind wichtige Säulen in der Seelsorge, die die pfarramtliche Arbeit unterstützen.
F: Welche Auswirkungen hat die Vereinigung auf die Zusammenarbeit mit anderen Konfessionen?
A: An den ökumenischen Bestrebungen und den guten Kontakten zu anderen Gemeinden ändert sich dadurch nichts.