Gemeindepfarrer aus Überzeugung: Pfarrer Helmut Pietsch am Ostermontag in Werste verabschiedet

Erstellt am 02.04.2024

Ein Vierteljahrhundert in Werste: Helmut Pietsch hat die Gemeinde im Norden Bad Oeynhausens durch viele Veränderungen, aber immer mit viel Nähe zu seinen Gemeindegliedern geprägt. Jetzt wurde der beliebte Gemeindepfarrer zusammen mit seiner Ehefrau Christiane, gleichzeitig Organistin in Werste, in den Ruhestand verabschiedet.

Die Versöhnungskirche war trotz Platzregens bis auf den letzten Platz gefüllt. Nicht nur zur Feier des Ostermontags, sondern besonders zur Verabschiedung ihres langjährigen Pfarrers waren die Menschen aus Volmerdingsen-Werste und andere Gäste aus dem Kirchenkreis gekommen. Im von Pfarrerin Elsie Joy de la Cruz geleiteten Gottesdienst konnte Helmut Pietsch in seiner Abschiedspredigt österlichen Optimismus verbreiten, bevor er mit dem Segen des Presbyteriums, seiner Pfarrkollegen und der Superintendentin Dorothea Goudefroy aus den Pflichten seines Diensts entlassen wurde.

Mit musikalischen Beiträgen des Posaunenchors und der Sängerinnen und Sänger unter der Leitung von Evelyn Tober und mit Geschenken für ihr neues Haus dankten die Gemeinde und die Superintendentin dem scheidenden Pfarrehepaar für die letzten 25 Jahre. Wie viele Gottesdienste er in diesen Jahren feiern konnte? Diese Frage wurde beim anschließenden Empfang im Gemeindesaal zum Gewinnspiel für die zahlreichen Gäste.

Eine westfälische Karriere

Zweimal über Wiehen und Weser brachte ihn seine Karriere. Bis auf vier Semester in Tübingen blieb der 1958 im münsterländischen Saerbeck geborene Pfarrer seiner westfälischen Heimat treu: Nach dem Studium in Münster trat Helmut Pietsch sein Vikariat in Windheim, auf dem rechten Weserufer im nordöstlichen Zipfel Westfalens, am 1. April 1985 an. Auf den Tag genau 39 Jahre später beendet er seine aktive Zeit, wieder westlich der Weser und südlich des Wiehens, in Werste.

Auch wenn sie nach eigenen Angaben den Ort erst auf der Karte finden mussten, wurde Windheim für Helmut und Christiane Pietsch ein wichtiger Ort, denn hier heirateten sie und begannen ihre gemeinsame Zeit in wechselnden Gemeinden. Seinen Probedienst leistete Helmut Pietsch ab Oktober 1987 in Todtenhausen-Kutenhausen im Norden Mindens, bevor er seine erste eigene Pfarrstelle im Mindener Land antreten konnte. „Lassen Sie uns eine offene Gemeinde sein“, rief der frisch gebackene Gemeindepfarrer im damaligen Pfarrbezirk Hille-Nord seiner neuen Gemeinde bei seiner Einführung am 22. Januar 1988 entgegen, ein Prinzip, das er auch in Werste in seiner Gemeindearbeit lebte.

Aus seinem Hiller Jahrzehnt hat Helmut Pietsch bleibende Spuren hinterlassen: 1994 begann die Gemeinde den Umbau des historischen Vierständerhauses an der Kapelle in Südhemmern zum neuen Gemeindehaus des Pfarrbezirks, ein Millionenprojekt, das schon ein Jahr später erfolgreich abgeschlossen werden konnte. Helmut Pietsch selbst verlies die Gemeinde zum September 1998 und wechselte zu seiner letzten Pfarrstelle in Werste als Nachfolger des im letzten Jahr verstorbenen Wilfried Jochims.

In der damals noch zwei Pfarrstellen umfassenden Werster Gemeinde arbeitete er anfänglich mit Esther Witte zusammen. Ein Kreis schließt sich: Die Tochter seiner ehemaligen Pfarrkollegin is mittlerweile Pfarrerin in seiner Vikariatsgemeinde Windheim. Als Esther Witte 2005 nach Rehme wechselte, blieb Helmut Pietsch alleiniger Pfarrer in der Gemeinde, bis sie sich zum Neujahr 2021 mit Volmerdingsen vereinigte.

1043 Gottesdienste in Werste

In ihren Worten zur Verabschiedung erinnerte Superintendentin Dorothea Goudefroy an ein paar Highlights aus seinem Wirken in Werste. Von Anfang an prägten zwei Leitmotive seinen Pfarrdienst: Die Liebe zur Musik, die er schon im Vikariat in Gitarrenkursen weitergeben konnte, und die Familienarbeit. Dazu gehörten die beliebten Freizeiten im Schloss Baum im Schaumburger Wald, einschließlich Nachtwanderungen und Schrubberhockey im ehemaligen fürstlichen Jagdhaus. Dazu gehörten auch die vielen Gespräche mit Gemeindegliedern, gerne einfach über den Gartenzaun vom Fahrradsattel aus: eine gute, wenn auch anstrengende Gelegenheit, mit den Menschen in Kontakt zu treten, wie die Superintendentin sich an die gemeinsame Erkundungsradtour der Gemeinde zu ihrem Antrittsbesuch erinnerte. Helmut Pietsch hatte schon im Vikariat 1986 eine Seelsorgeausbildung am Mindener Klinikum abgeschlossen, und die Freude daran, den Glauben auf diese Weise zu teilen, hat er bis zum Ruhestand behalten.

In Werste packen gleich mehrere Hände mit an, um die Arbeit von Helmut Pietsch weiterzuführen, bis eine Nachfolgerin oder ein Nachfolger gefunden ist. Schon vor Ort sind die andere Pfarrerin der Gemeinde Volmerdingsen-Werste, Elsie Joy de la Cruz, und Gemeindepädagogin Bärbel Meyer. Mit dazu kommen mit einem eigenen Stellenanteil Katja Jochum, Pfarrerin in der Nachbargemeinde Eidinghausen-Dehme, und Pfarrer Michael Brandt, dessen kreiskirchliche Vertretungspfarrstelle genau für solche Konstellationen ausgelegt ist. Aber auch ohne sie bleibt viel von Helmut Pietsch’ Arbeit erhalten, besonders auch in der Kirchenmusik in Werste: Das könne man an der neuen Jugendband sehen oder auch am Engagement der ehrenamtlichen Mitmusizierenden, „die so fleißig zwischen Chor und Posaunenchor hin- und herflitzen“, wie Dorothea Goudefroy beim Gottesdienst bemerkte.

Helmut und Christiane Pietsch mit Superintendentin Goudefroy und dem Volmerdingsen-Werster Presbyterium und Pfarrkollegen

Mit einem Osterlachen in den Ruhestand: Christiane und Helmut Pietsch

Zum Gottesdienst und anschließenden Empfang waren viele Gäste gekommen