In Vlotho wird Musik “ausgestellt”: Ähnlich wie bei berühmten Kunstwerken soll es in Vlotho eine Ausstellung mit Stücken von John Cage, György Ligeti, Eric Satie, Matthias Spahlinger und Volker Staub geben. Auf die Idee sind Kantorin Līga Auguste und Musikpädagoge Peter Ausländer durch die Corona-Zwangspause von Konzerten gekommen. Ausstellungen seien weiterhin möglich gewesen, deshalb haben sich die Beiden gefragt “ob man Musik, statt sie zu veranstalten, nicht auch ausstellen könnte”, erzählt Peter Ausländer. “Und wir sind darauf gekommen, dass es durchaus Musik gibt, die sich dafür eignet, weil sie nicht abhängt von einer bestimmten Dauer, Musik, die so konzipiert ist, dass sie eher als Zustand erscheint, denn als Prozess”, so Ausländer weiter. Herausgekommen ist das Programm “Ad Aeternitatem” mit Stücken ohne Anfang und Ende, das am 19. und 20. August an sieben Stationen ausgestellt und aufgeführt wird.
In den Kirchen St. Stephan und St. Johannis sowie darum herum wird es an den Stationen Stücke geben, die am Freitag-Nachmittag bis in den Abend hinein und samstags ganztägig besucht werden können - ganz wie eine Ausstellung. An zwei Stationen können die Besucherinnen und Besucher sogar aktiv mitwirken: “Beim “endlos kontinuum” von Spahlinger kann jeder sein eigenes Instrument mitbringen und gemeinsam mit einem Partner oder einer Partnerin nach den Vorgaben des Komponisten eine Tonfolge spielen; egal in welchem Tempo und egal mit welchem Instrument”, erklärt Līga Auguste. Dieses radikal-partizipative Stück sei außergewöhnlich und könne wirklich endlos von beliebig vielen Besuchern aufgeführt werden, ergänzt Peter Ausländer, der außerdem ins “Klanglabor” zum Experimentieren einlädt. Aber auch für die anderen Stücke werden noch Mistreiter gesucht. Ganz besonders für das Stück “Poéme Symphonique” des österreichisch-ungarischen Komponisten György Ligeti, bei dem 100 Metronomen gleichzeitig in Bewegung gebracht werden. Dafür soll vorab geprobt werden, damit das Stück im feierlichen Rahmen und in feinem Orchesteroutfit aufgeführt werden kann. “Jeder kann mitmachen und Teil des Orchesters werden. Da steht jeder Anfänger wie ein Profi da”, verspricht Peter Ausländer.
Auf der Steinmann-Orgel in St. Stephan erklingt an diesem Wochenende zeitgleich das “langsamste Musikstück der Welt” von John Cage. Seit 2001 erklingt die Komposition an einer Orgel im Dom von Halberstadt. Die Aufführung dort soll bis 2640 dauern; in Vlotho wird es eine insgesamt 16-stündige Kurzfassung geben, die an beiden Tagen jeweils acht Stunden lang dargeboten wird. Auch “Witterungsmusik” mit Klangelementen aus dem Kurpark wird als endlose Aufzeichnung in der Sakristei zu hören sein. Das Ganze soll laut Ausländer und Auguste Emotionen auslösen, die bei jedem Besucher und jeder Besucherin unterschiedliche ausfallen sollen, denn “jeder nimmt eine Ausstellung anders wahr. Es gibt nicht richtig oder falsch in der Wahrnehmung”, fasst Peter Ausländer “Ad Aeternitatem” zusammen. Wer bei der musikalischen Ausstellung mitwirken möchte, kann sich bei Kantorin Līga Auguste per E-Mail oder telefonisch unter 0152 / 24 65 55 91 melden.