In Eisbergen steht ab sofort nicht immer ein Pfarrer oder eine Pfarrerin auf der Kanzel: Am Ostermontag ist Bernhard Scharrer in der Eisberger Kirche zum Dienst im Amt der öffentlichen Verkündigung als Prädikant im Evangelischen Kirchenkreis Vlotho beauftragt worden. Prädikantinnen und Prädikanten feiern ehrenamtlich in ihrer Gemeinde Gottesdienste und unterstützen so die hauptberuflichen Pfarrerinnen und Pfarrer. Nach speziellen Schulungen durch die Evangelische Kirche von Westfalen sind sie berechtigt im Gottesdienst zu predigen, das Abendmahl einzusetzen und zu taufen. Das gilt ab sofort auch für Bernhard Scharrer, der von Superintendentin Dorothea Goudefroy im Ostermontags-Gottesdienst eingesegnet wurde.
Der 72-Jährige wohnt erst seit 2020 in Eisbergen, blickt aber auf eine lange Glaubensgeschichte zurück; dabei war der gelernte Werkzeugmacher eher zufällig über einen Bibelkreis in seiner saarländischen Heimat zum Glauben gekommen, wie er nach dem Gottesdienst erzählte: “Ein Kollege hat mich während der Ausbildung so hartnäckig zum wöchentlichen Bibelkreis eingeladen, dass ich irgendwann höflichkeitshalber mitgekommen bin. Die Atmosphäre hat mich direkt angesprochen, sodass ich mir nach einem halben Jahr die Frage gestellt habe, ob ich wirklich Maschinenbau studieren möchte oder doch eher eine Bibelschule besuchen sollte.” So kam es, dass Bernhard Scharrer nach der theologischen Ausbildung an der Bibelschule Bergstraße in Seeheim beruflich bei drei verschiedenen Missionswerken in Lörrach, Königsfeld und Mecklenburg-Vorpommern tätig war. “Der Kontakt zur Gemeinde vor Ort gehörte für mich und meine Frau immer dazu. Ich wollte als Christ leben und arbeiten”, so Scharrer. Deshalb sei es für ihn auch selbstverständlich gewesen, den Kontakt zur Kirchengemeinde Eisbergen zu suchen, als er 2020 aus familiären Gründen an die Weser zog. Nach einem Gottesdienst sprach er Pfarrer Rainer Schulz an und erkundigte sich, in welcher Form er sich einbringen könne.
Bevor Bernhard Scharrer als Prädikant wirken darf, standen zwei Fortbildungstage in Schwerte an, bei denen er neben den Grundlagen für Taufe und Abendmahlsfeiern auch die anderen zukünftigen Prädikantinnen und Prädikanten in Westfalen kennenlernte. Superintendentin Dorothea Goudefroy, die Bernhard Scharrer zusammen mit Pfarrer Rainer Schulz, Gabi Kuhnert und Regina Werner einsegnete, betonte in ihrer Ansprache: “Gott ruft Menschen in seinen Dienst - auch in Eisbergen! In unserem Kirchenkreis stehen Sie in der Gemeinschaft aller, die im Dienst an Wort und Sakrament tätig sind. Wir freuen uns auf Sie.”
In seiner ersten offiziellen Predigt als Prädikant in Eisbergen nahm Bernhard Scharrer die Gemeinde mit auf den Weg nach Emmaus. Die Jünger erkannten den auferstandenen Jesus erst beim Abendessen; “mit ihrem Glaubensauge”, wie Bernhard Scharrer es nennt. Deshalb ermutigte er die Gemeinde: “Bleibe nicht bei dem, was dein leibliches Auge sieht. Wir sollten uns jeden Tag ein paar Minuten Zeit nehmen, um über Gottes Wort nachzudenken und es mit Jesus im Gebet zu besprechen. Das weitet den Horizont.” Denn, so Scharrer weiter: “Wo Menschen sich mit Gottes Wort beschäftigen, dort geschieht Veränderung. Glauben heißt Vertrauen.” Bernhard Scharrer hofft, dass ihm die Eisbergerinnen und Eisberger dieses Vertrauen ebenfalls entgegen bringen, denn bei seinem ehrenamtlichen Diensten als Prädikant möchte er das aufgreifen, was den Menschen im Ort auf dem Herzen liegt. Denn Verkündigungsdienst habe für ihn besonders mit Beziehung zu tun. Schmunzelnd fügt er hinzu: “Denn mein Herz schlägt für Eisbergen.”