Ein Meisterwerk mit Ecken und Kanten: „Elias“-Oratorium am 5. November in der Auferstehungskirche am Kurpark

Erstellt am 23.10.2023

150 Jahre „Elias“ in Ostwestfalen: Felix Mendelssohn-Bartholdys Oratorium war von Anfang an ein Publikumserfolg, auch an Weser und Werre. Schon 1848 durch den Bielefelder Musikverein in Auszügen einstudiert, dauerte es im nördlichen Ostwestfalen zwar noch ein Vierteljahrhundert, bis der „Elias“ 1873 erstmals in der Region aufgeführt wurde. Doch die Popularität des Werks ist ungebrochen, und anderthalb Jahrhunderte später bringt die Kantorei der Auferstehungskirche das epochemachende Oratorium am 5. November zurück nach Bad Oeynhausen.

Ein unbequemes Werk

Mendelssohn-Bartholdys „Elias“ war schon in seiner Entstehungszeit im Vormärz, aber auch in der national aufgeheizten Atmosphäre der Gründerzeit ein unbequemes, aber erfolgreiches Werk. Mit seinen machtkritischen Elementen in der Konfrontation des Propheten mit dem Königspaar Ahab und Isebel ging Mendelssohn-Bartholdy auf politisch unsicheres Terrain. Als getaufter Jude erlaubte er sich auch nur einzelne anagogische Bezüge auf Elias als Wegbereiter Christi und ließ den Fokus auf der alttestamentarischen Geschichte des selbstbewusst jüdisch-nationalistischen Propheten im Streit mit den fremden Vertretern des Baalskults. Dennoch blieb der „Elias“ über die Jahrzehnte ein beliebtes und für die oft involvierten Laienchöre und Singvereine ambitioniertes Aufführungsprojekt, bis die Nationalsozialisten den „für die völkische Bewegung nicht tragbaren“ Mendelssohn-Bartholdy abrupt aus dem Repertoire verbannten.

In der Geschichte von religiösem Eifer und eines nicht nur gewaltigen, sondern auch gewalttätigen Gottes stellt das Oratorium auch heute noch unbequeme Fragen über Populismus und Fanatismus, nicht zuletzt wenn die Volksmenge, von Elias aufgehetzt, die 450 Baalspriester erschlägt. Diesen unbequemen Perspektiven und immer wieder aktuellen Fragen widmet Pfarrer i.R. Hartmut Birkelbach einen eigenen Einführungsabend in der Auferstehungskirche „Wie könnt ihr heutzutage so etwas singen?“. Am 1. November wird er ab 19 Uhr mit musikalischer Unterstützung durch Kreiskantor Jozsef Opicz in das Werk und seine kontroversen Themen einleiten.

Musikalisches Großereignis

Die Uraufführung des „Elias“ in Birmingham geriet zu einem Paradebeispiel der musikalischen Gigantomanie des 19. Jahrhunderts: Fast 400 Mitwirkende waren mit Sonderzügen in die Stadt gebracht worden, von denen 270 die Bühne und 125 die Orchesterplätze vor den 2000 Besuchern füllten.

Die Aufführung in der Auferstehungskirche am Kurpark verspricht weniger Masse, dafür umso mehr Klasse. Das Sinfonieorchester opus7 begleitet die von Kreiskantor Jozsef Opicz vorbereitete Aufführung. Die 75 Sängerinnen und Sänger der Kantorei bilden die von Mendelssohn-Bartholdy geschickt dramatisch eingebundenen Chöre der Israeliten und Baalspriester. Die Soloparts übernehmen bekannte und neue Stimmen, darunter die Sopranistin Myriam Anna Dewald, Mezzosopranistin Sara-Florentine Milcent, Altistin Pia Buchert, Tenor Simon Jass und, in der Rolle des Elias, der Bass Janno Scheller.

Karten sind für 22, 18 und 15 Euro im Vorverkauf online, täglich im Haus des Gastes, freitags zwischen 16 und 18 Uhr in der Auferstehungskirche oder im Gemeindebüro der Evangelischen Emmaus-Kirchengemeinde Bad Oeynhausen (Wichernstr. 15, 32547 Bad Oeynhausen) Montag bis Freitag zwischen 10.00 und 12.00 Uhr, sowie Dienstag und Donnerstag zusätzlich zwischen 15.00 und 18-00 Uhr erhältlich. Das Oratorium beginnt am 5. November um 19:30 Uhr.

Israeliten und Baalspriester in Zivil: Der Chor der Kantorei