Heute sparen, um auch morgen noch kreativ sein zu können: Mit diesem Gedanken hatte die Kirchengemeinde Eidinghausen-Dehme zur Gemeindeversammlung gerufen. Bis 2027 soll der seit der Coronazeit defizitäre Haushalt wieder ins Lot und das Gemeindeleben auf den Weg in die Zukunft gebracht werden. Von vielem Alten, auch Liebgewonnenen wird Abschied genommen, und viel Neues wird ausprobiert. Verschiedene Gebäude stehen deshalb zur Disposition, darunter auch eine Predigtstätte.
Schon der Infoabend für die ehren- und hauptamtlichen Mitarbeitenden in Eidinghausen war sehr gut besucht, und auch die Gemeindeversammlung in Dehme zeigte das Interesse im Ort an den Plänen der Gemeinde. Geleitet vom Presbyterium unter dem Vorsitz von Uwe Wehmeier, Gemeindereferent Uwe Streicher, Pfarrerin Katja Jochum und Pfarrer Wolfgang Edler zeigten die Abende den Anwesenden eine finanzielle Realität, vor denen sie nicht die Augen verschließen können, aber auch Perspektiven für die Zukunft.
Die Kirchengemeinde Eidinghausen-Dehme sieht sich in einer Situation, die aus fast jedem öffentlichen Haushalt bekannt ist: Steigenden Kosten stehen sinkende Einnahmen und ein enormer Kaufkraftverlust gegenüber. Die Zahlen sprechen eine klare Sprache. In den letzten 15 Jahren ist die Gemeinde von 7000 auf 5000 Gemeindeglieder geschrumpft. Es ist ein Prozess, der weniger Kirchenaustritten und vielmehr dem demographischen Wandel geschuldet ist und daher auch in einer aktiven und gesunden Gemeinde wie Eidinghausen-Dehme nicht aufgehalten werden kann. 2022 übertrafen die Ausgaben erstmals die Einnahmen, dann jedoch gleich mit Wucht. Eine Lücke von 200,000 Euro im Haushalt bleibt und wird sich ohne aktive Gegenmaßnahmen nicht auflösen. Daher hat bereits das scheidende Presbyterium weitreichende Entscheidungen getroffen, um die neugewählte Gemeindeleitung nicht mit einem langwierigen Diskussionsprozess zu belasten, sondern gleich zur Entwicklung eines neuen Gemeindelebens zu befähigen.
Neben Personalkosten lasten besonders die Gebäude auf dem Haushalt der Gemeinde. Hier wurden schwere Entscheidungen getroffen: In Eidinghausen sollen für das Küsterhaus und das ehemalige Pfarrhaus neue Perspektiven gefunden werden. Die Veränderungen in Dehme sind noch einschneidender: Das Jochen-Klepper-Haus soll aufgegeben werden, und auch die Auferstehungskirche kann nicht weiter von der Gemeinde getragen werden. Einst als Friedhofskapelle von Gemeindegliedern errichtet, wurde sie erst 1985 zur heutigen Auferstehungskirche umgenutzt, doch vierzig Jahre später sind die beiden Kirchen zu viel für die nicht mehr so zahlreiche Gemeinde. Uwe Wehmeier, der als alteingesessener Dehmer selbst von den Entscheidungen betroffen ist, stellte sich den Fragen des Publikums und erklärte die Lage: Der Beschluss, neue Nutzungen für die Gebäude zu finden, sei gefallen und in der gegebenen Haushaltslage alternativlos. Aber er betonte, dass kein Vorentscheid getroffen wurde, was mit den Gebäuden geschehen soll. Alle Gemeindeglieder sind eingeladen, ihre Ideen einzubringen, und keine würde verworfen werden, solange die nötigen Einsparungen realisiert werden.
„Wie können wir Kirche sein, wenn wir nicht überall vertreten sind?“, fragte dann Gemeindereferent Uwe Streicher zugespitzt in einem kurzen Statement, um die Frage gleich selbst zu beantworten: Nicht Steine, sondern Menschen seien das Kapital der Kirche, und Menschen seien mobil und könnten neue Lösungen und neue Orte für Kirche finden. Der spontane Applaus für seinen Zwischenruf und die lebhaften Diskussionen im Publikum zeigten, wie aus einer vermeintlichen Zwangslage kreativen Perspektiven entstehen können.