Gemeinsam Zukunft gestalten: Die Kirchengemeinden in Porta Westfalica-Süd vereinigen sich zu einer Gesamtgemeinde

Erstellt am 14.06.2022

Aus vier mach eins: Zum 1. Januar 2023 wollen sich die Gemeinden Eisbergen, Hausberge-Lohfeld, Holzhausen-Holtrup und Veltheim zu einer neuen Gesamtgemeinde Porta Westfalica Süd vereinigen. Die Gemeindeglieder informierten sich in vier gut besuchten Gemeindeversammlungen über ihr gemeinsames Vorhaben.

Zum Auftakt füllt sich die große Diele des Gemeindehauses Holzhausen bis fast auf den letzten Platz. Nicht nur die Amtsträger, sondern auch viele Gemeindeglieder in Porta Westfalicas Süden sind sich der Entwicklungen bewusst und sehr an den neuen Initiativen interessiert. “Wir sehen den Stau auf der Autobahn vor uns und fahren daher rechtzeitig ab, um einen neuen Weg an unser Ziel zu finden”, erklärt Pfarrer Wolfgang Edler, Assessor des Evangelischen Kirchenkreises Vlotho, das Vorhaben sinnbildlich.

Weniger Gemeindeglieder, scheidende Pfarrer, bei unverändertem Gebäudebestand und Aufgabenspektrum und bei dem unbedingten Wunsch, Seelsorge und Gemeindearbeit mit der gewohnten Qualität und Nähe am Menschen beizubehalten: Wie in vielen Gemeinden aller Konfessionen, so müssen auch in Porta Westfalica neue Lösungen gefunden werden. Aus den ersten Beratungen im Frühjahr 2021 entstand daher der Tendenzbeschluss aller Presbyterien, die Zukunft gemeinsam in Angriff zu nehmen. Es soll zum Neujahr 2023 die neue Gesamtgemeinde Porta Westfalica Süd mit lutherischem Bekenntnisstand entstehen, die bis zur bald folgenden Presbyteriumswahl durch einen paritätisch besetzten Bevollmächtigtenausschuss verwaltet werden soll.

Zum Sitz der neuen Gemeinde wurde Hausberge als politisches Zentrum der Stadt ausersehen. Durch die Bündelung der Verwaltung ergeben sich Möglichkeiten, den Gebäudebestand achtsam anzupassen, ohne die Verankerung und Präsenz in den Orten zu verlieren. Denn es ist ein Leitgedanke des Vereinigungsvorhabens, die Verfügbarkeit der kirchlichen Angebote zu verstetigen. Die noch getrennten Pfarrämter werden mit einer gemeinsamen Telefonnummer und Emailadresse für die Anliegen alle Gemeindeglieder erreichbarer als zuvor sein.

Auf den Gemeindeversammlungen werden die Pläne und Perspektiven intensiv, aber konstruktiv und einvernehmlich diskutiert. Pfarrer Wolfgang Edler stellt sich an den vier Abenden den Fragen der Anwesenden in allen Bestandsgemeinden. Seine Ausführungen überzeugen und geben den Zuhörern Orientierung im Veränderungsprozess, und besonders die klaren, aber bedachten Antworten Joachim Schierbaums in Holzhausen helfen, die Bedenken der Gemeindeglieder zu zerstreuen.

Die gewachsene Struktur Porta Westfalicas mit ihren starken örtlichen Identitäten und demographischen Ungleichgewichten kann als Hürde, aber auch als Sprungbrett hin zu einem neuen Gemeinschaftsgefühl gesehen werden. Pfarrer Joachim Schierbaum betont, dass die neue geteilte Identität nicht die Aufgabe liebgewonnener Bezugspunkte bedeute: “Aus der Gemeinde Holzhausen und Holtrup an der Porta wird der Bezirk Holzhausen und Holtrup in der Gemeinde Porta Westfalica Süd - und damit kann man auch leben.” Vielmehr ließe sich das alte Nebeneinander nun mit neuen Formaten und Ansätzen bereichern.

Auf die ehrenamtlich aktiven Gemeindeglieder komme eine Zeit der Veränderung und neuer Verantwortung zu, die auf manchen Anwesenden herausfordernd erscheint und Sorge um den Fortbestand der vielfältigen Angebote und Aktivitäten macht. Wolfgang Edler bestätigt jedoch aus eigener Erfahrung mit Vereinigungsprozessen, dass sich die von ehrenamtlich Mitwirkenden getragenen Angebote in den neu entstandenen Gesamtgemeinden oftmals selbst neu finden, verbinden und neuen Schwung schöpfen.

Nachdem die Gemeindeversammlungen in Hausberge und Veltheim von Konsens und Zustimmung geprägt waren, findet sich auch zum Abschluss der Versammlungsreihe in Eisbergen Zeit, das Vorhaben intensiv zu diskutieren. Doch auch hier wie in Holzhausen zeigt sich, so schließt Assessor Wolfgang Edler, dass es nicht darum geht, sich dem Alternativlosen zu fügen, sondern das Neue als Kirche zu gestalten.

Pfarrer Joachim Schierbaum beantwortet die Fragen der Teilnehmer.

Zum Hintergrund

In den letzten fünfzig Jahren hat sich die Zahl der Gemeindeglieder in Porta Westfalica Süd annähernd halbiert. Zwei der vier Pfarrstellen werden in den nächsten Jahren aus Altersgründen entfallen. Der Evangelische Kirchenkreis Vlotho trägt dieser Entwicklung mit der geplanten Vereinigung der vier Gemeinden Rechnung. Die neue Gesamtgemeinde Porta Westfalica Süd wird ihren Sitz am Kirchsiek in Hausberge finden.

Reges Interesse an den Entwicklungen und Perspektiven in Porta Westfalica: Das Gemeindehaus Holzhausen ist bei der ersten Gemeindeversammlung gut gefüllt.

Assessor Wolfang Edler stellt das neue Konzept vor.