Chance auf Zukunft: Kirchenkreispartnerschaft ermöglicht jungen Menschen in Tansania den Zugang zu Bildung

Msomera liegt fern von Ostwestfalen. In dem Dorf südlich der Usambaraberge leben Maasai in kleinen Häusern und Hütten, verstreut in der weitläufigen Savannensiedlung. Doch kennen die Maasai von Msomera den Namen Vlotho, denn einige von ihnen waren bereits zu Besuch im Kirchenkreis. Am traditionellen Tambarare-Sonntag feiert der Ev. Kirchenkreis Vlotho die Partnerschaft mit diesen Glaubensbrüdern und -schwestern im ostafrikanischen Land.

Janeth Yacobo wurde 1998 in Msomera geboren. Sie ist, wie 90 Prozent der Einwohner, eine Maasai. Die meisten Familien in ihrem Dorf gehen der Land- und Weidewirtschaft nach, und Msomera war über die Jahrzehnte ein typisches, ruhiges Steppendorf im Nordosten Tansanias. Doch hat sich die Situation in den letzten Jahren dramatisch verändert.

Msomera wurde als neue Heimat für halbnomadisch lebende Maasai-Hirten aus dem Ngorongoro-Schutzgebiet ausgewählt. Die Meinungen über die obrigkeitlich angeordnete Umsiedelung gehen auseinander: für manche ist sie ein wichtiger Schritt für die Entwicklung weg von prekärer Subsistenzwirtschaft, für andere eine rechtswidrige Vertreibung aus dem touristisch attraktiven Ngorongoro-Krater. Für die Menschen in Msomera bedeutet sie ganz einfach, dass sich die Bevölkerung in kürzester Zeit vervielfacht hat. Fast zehntausend Menschen und ihr Vieh müssen sich jetzt einen einzigen öffentlichen Brunnen teilen. Besonders unter den Neuankömmlingen häufen sich Berichte über Krankheiten und Unverträglichkeiten. In dieser Situation hat Janeth Yacobo einen ehrgeizigen Plan: Sie möchte die erste Pfarrerin bei den Maasai werden und den Menschen in ihrer Heimatgemeinde helfen.

Möglich gemacht wird dies durch ein Stipendium aus dem Education Programme der Kirchenkreispartnerschaft. Aus Zuwendungen für die Tambarare-Partnerschaft und Spenden von Gemeindegliedern aus dem Kirchenkreis wurden bereits Hunderte Stipendien im Kirchenkreis Tambarare vergeben. Schon 60 Euro sichern so den Zugang zu Bildung für einen jungen Menschen im Partnerkirchenkreis in Tansania.

Die Zahlungen für das Education Programme sind regelmäßig der wichtigste Posten in der Partnerschaftsarbeit, erklärt Pfarrer Markus Freitag vom Tambarare-Arbeitskreis des Kirchenkreises Vlotho. Sie sind gut investiertes Geld: Obwohl Tansania große Fortschritte in der Alphabetisierung und der Weiterentwicklung des Schulwesens und der Bildungsstandards im Land gemacht hat, sind die wenigen öffentlichen Schulen oft schlecht ausgestattet. Seit 2002 werden zwar keine Schulgebühren mehr erhoben, wodurch breiten Bevölkerungsschichten überhaupt erst Zugang zu Bildung ermöglicht wurde. Doch können besonders die privat betriebenen Schulen ein Schulgeld für die Ausstattung und den Unterhalt der Schüler und Anlagen verlangen - eine unüberwindbare Hürde für viele Menschen in einem Land, in dem drei Viertel der Bevölkerung von weniger als 100$ im Monat leben muss.

Hier setzt das Education Programme der Kirchenkreispartnerschaft an. Stipendien aus dem Programm übernehmen die Schulgelder für junge Menschen wie Janeth Yacobo und ermöglichen ihnen so den Zugang zu qualitativ wertvoller Bildung. Janeth Yacobo hat sich nach ihrem Schulbesuch an der Vuga Bible School zur Evangelistin ausbilden lassen und begleitet, einer Prädikantin in Westfalen nicht unähnlich, bereits das Gemeindeleben und gestaltet in ihrer Heimat Gottesdienste mit. Als junge Theologiestudentin bereitet sie sich nun an einer kirchlichen Hochschule für das Pfarramt vor. Schon bald könnte sie tatsächlich die erste Pfarrerin der lutherischen Kirche in Tansania bei den Maasai werden.