Vom Golf von Bengalen in den deutschen Winter: Bischof Johan Dang besucht den Kirchenkreis

Erstellt am 10.02.2023

Mit Daunenjacke und Mütze hat sich der indische Besucher gegen das deutsche Winterwetter gewappnet, denn Bischof Johan Dang aus dem indischen Bundesstaat Odisha ist nicht zum ersten Mal in Deutschland. Zur Gründung einer Partnerschaft mit der Lippischen Landeskirche ist er zurück auf einer Besuchsreise durch Ostwestfalen. Eine Station dabei: Ein Treffen mit der Superintendentin des Evangelischen Kirchenkreises Vlotho, Dorothea Goudefroy, in Bad Oeynhausen.

Bischof Johan Dang ist ein Mann der leisen Töne und bedächtigen Bewegungen. Nur langsam scheint aus seinen Erzählungen seine emotionale Tiefe durch: der Stolz auf seine wachsende Kirche, aber auch die Sorge um die kirchenpolitische Lage in seinem Heimatland. Johan Dang ist nicht nur Bischof einer der sechs Diözesen der Gossner Evangelical Lutheran Church in Chotanagpur and Assam (GELC), sondern seit 2015 auch Vorsitzender des Leitungsgremiums der Kirche mit dem Titel Moderator.

Sorgen um die kirchenpolitische Lage in Indien

Seit Johann Evangelista Goßner 1845 die ersten vier Missionare nach Indien schickte, ist eine lebendige lutherische Gemeinschaft besonders unter den Adivasi, den indigenen Bevölkerungsgruppen, am Golf von Bengalen entstanden. Seit einigen Jahren ist es jedoch nicht nur die sozial benachteiligte Lage dieser ethnischen Minderheit, die der Kirche Sorgen bereitet. Es ist jetzt die hindu-nationalistische Politik der Modi-Regierung, die die missionarische Arbeit stark einschränkt oder sogar verunmöglicht. Erst im vergangenen Oktober wurde eine Delegation mit Pfarrer Christian Reiser, dem Direktor der Gossner Mission, in Assam festgesetzt und des Landes verwiesen. Zwei indische Mitarbeiter wurden verhaftet und über Wochen in Gemeinschaftszellen in Untersuchungshaft gehalten. Der Vorwurf - eine Verletzung der Visa-Regeln - wird immer häufiger als Mittel für Repressalien gegen Vertreter nicht-hinduistischer Religionen mißbraucht.

Trotz dieser Widrigkeiten ist das Leben in der GELC stark vom praktischen Missionsgedanken Johann Evangelista Goßners geprägt. Krankenpflege und Bildung in einer der vielen Goßner-Schulen spielen eine wichtige Rolle in der alltäglichen Arbeit, und all das ohne die finanzielle Sicherheit einer verlässlichen Kirchensteuer. Hinzu kommt ein aktives Gemeindeleben, besonders bei den landesüblich groß gefeierten Hochzeiten mit meist hunderten, oft sogar tausenden Gästen. “Wir selbst hatten gerade eine solche Feier in der Familie”, erzählt Bischof Dang bei allem Ernst mit merkbarer Freude.

Hoffnung auf die Jugend

Nachdenklich stimmt ihn auch ein Bruch, der durch die indische Goßner-Kirche geht: 1977 kam es zur Gründung der separaten North West-Gossner Evangelical Lutheran Church, mit der die GELC zurzeit nicht in Abendmahlsgemeinschaft steht. “Es gibt aber keinen Streit in Lehre oder Glaubensfragen”, betont Bischof Dang. Vielmehr spielten Unterschiede zwischen den verschiedenen Regionen und Volksgruppen im Nordosten Indiens eine Rolle. Er selbst hat mit dem Handschlag mit seinem Amtskollegen am Grab Goßners einen wichtigen symbolischen Schritt zur Versöhnung gemacht und legt seine Hoffnung in die nächste Generation: “Die Älteren unter uns denken immer wieder an das, was uns trennt, aber nicht unsere Jugend.”

Zusammen mit Pfarrer Christian Reiser und Oberkirchenrätin Ute Hedrich von der EKD besuchte die kleine Delegation nach dem Austausch über die Situation in Indien die Auferstehungskirche am Kurpark. Bischof Dang zeigte sich besonders beeindruckt von der Architektur der Kirche und dem Nagelkreuz, das ihm Superintendentin Goudefroy und Pfarrer Dr. Christian Hohmann erläuterten. Mit einem abschließenden Vaterunser auf Hindi endete für Johan Dang der Tag in der Kurstadt. Noch bis Sonntag reist der Bischof weiter durch Ostwestfalen.

Hoher Besuch an einem kalten Februartag: (v.l.) Pfarrer Christian Reiser, Direktor der Gossner Mission, Bischof Johan Dang, Superintendentin Dorothea Goudefroy, Pfarrer Michael Brand, Oberkirchenrätin Ute Hedrich, Pfarrer Christian Hohmann, oikos-Institut.

Ein Spaziergang durch die Kurstadt lässt Zeit für persönlichen Austausch

Bei allen ernsten Themen bleiben auch Momente der Geselligkeit

Superintendentin Goudefroy empfängt Bischof Dang im Kreiskirchenamt in Bad Oeynhausen