KuK! - Kirche und Kultur

Bravo, Brodowy! Beste Unterhaltung mit niveauvollem Kabarett: Matthias Brodowy begeistert in Eidinghausen

Erstellt am 28.09.2022

von Gabriela Peschke

Er ist Kabarettist und Komiker zugleich, weiser Mann und „Blödel-Anton“ in einer Person: Matthias Brodowy. Am Samstag hat der preisgekrönte Kleinkünstler im Gemeindehaus Eidinghausen eine große Bühne gehabt: Über 100 Zuschauer hat er begeistert mit seinem lakonischen Witz und seinen Parodien auf den ganz alltäglichen Wahnsinn, mit herzlichem Humor genauso wie mit treffsicheren Polit-Pointen. Auf sein „Best of“ aus zehn Soloprogrammen und mehr als 20 Tourneejahren, mit dem Titel „Bis es Euch gefällt“ überschrieben, stimmte Matthias Brodowy passend ein: „Ich höre nicht eher auf, bis ich das Gefühl habe, dass es Euch gefällt!“. Nach über zwei Stunden verbalem Feuerwerk, einem humoristischen Feldzug durch allzu Menschliches und so mancher Lachsalve stand fest: Bravo, Brodowy! Das war großartige, niveauvolle Unterhaltung!

Zum zweiten Mal im Kirchenkreis

Auf Einladung des Kulturreferats KuK! des Ev. Kirchenkreises Vlotho war der erfolgreiche Entertainer nach seinem Besuch in 2017 nun zum zweiten Mal Gast in der Kurstadt – und hat so richtig ausgeholt: Über gekrönte Häupter spöttelte er genauso wie über schwitzende Muskelmänner, empfahl „Walk Acts der guten Laune“ gegen Verschwurbelungstheorien. Aber auch leise Töne schlug er an: über den Umgang mit Alzheimer-Helden, über Strandspaziergänge mit hochgeklapptem Kragen in steifer Nordseebrise, die durchlüftet und den Kopf klären hilft. Hochgradig wortgewandt ist er, der Schnellsprecher Brodowy, und man musste sehr genau hinhören, damit keine kostbare Kleinigkeit verpasst wurde.

Auch die Musik trägt er im Herzen, als Mann am Klavier, und erzählt in seinen Songs von den Clowns des Alltags, die bis zum letzten Vorhang in der Manege stehen, besingt den spröden Charme seiner Heimatstadt Hannover, wettert in „live reloaded“ gegen die digitale Fremdbestimmung.

Von der Theater-AG über das Lehramts- und Geschichtsstudium auf die Bühne

Offenbar schien der Einstieg ins Kabarett für Brodowy schon als Schüler vorgezeichnet, wenn auch mühevoll und steinig: Die Zuhörer erfuhren von seinen Anfängen im Krippenspiel, später in der Theater-AG im Gymnasium in Hannover, wo er als verkannter Held in eine streitbare „Haupt-Rolle“  verwickelt wurde: ein Stumm-Act, eingerollt in einen Teppich. Da schlug ihm die Sympathie der Zuhörer sofort entgegen, als Brodowy das denkenswerte Ereignis kommentierte: „Wer diese „Rolle“ schafft, der schafft es auch auf die Bühne in Bad Oeynhausen – hier bin ich!“

Und so ging es heiter bis wolkig weiter durch die Biografie des zweifachen Familienvaters, dessen Herz für sein Geschichtsstudium schlug, der „nebenbei“ in katholischer Theologie bewandert ist – doch am liebsten immer auf der Bühne gestanden hat. „Mein Lehramtsstudium werde ich beenden, wenn ich Rentner bin“, kündigt er an – aber kann es doch nicht lassen, seinem Publikum die eine oder andere Lehre augenzwinkernd unter die Weste zu drücken: Da geht es um die Empörungsgesellschaft, die lernen müsse, „Contenance“ zu bewahren, ganz so wie die verstorbene Queen Elisabeth. In einem Parforce-Ritt geht es prompt durch die Geschichte des britischen Königshauses und ihre Verquickungen mit dem Hannoveraner Adel. „Hätte es damals eventuell anders laufen können? Wenn ja, dann wäre heute vielleicht Olaf Scholz der Nachfolger von Boris Johnson“, witzelt der studierte Historiker, während der Applaus der vergnügten Zuschauer die letzten Worte übertönt.

Matthias Brodowy erhebt Adipositas zum griechischen Philosophen, der beurteilen könne, was wirklich schwer wiegt im Leben. Er empfiehlt Fitness-Freaks einen Handstand im Paternoster. Er liest aus seinem Tagebuch wahre Begebenheiten, bei denen sich die Zuschauer vor Lachen auf die Schenkel klopfen. Und er nimmt sie alle zum Schluss noch einmal mit auf eine virtuelle Reise mit der Deutschen Bahn, die er so treffend karikiert, dass die letzten Worte vom tosenden Gelächter verschluckt werden. Ein genussvoller Abend mit Unterhaltung auf höchstem Niveau, feinsinnig und treffsicher! Eine Fortsetzung, wenn auch viel tiefsinniger gab es im Gottesdienst am Sonntag in der Eidinghauser Kirche, in der Matthias Brodowy bewies: Predigen kann er auch.

Matthias Brodowy in seinem Element: Rund 100 Besucher lassen sich den Kabarettisten, Musiker und Historiker im Gemeindehaus Eidinghausen nicht entgehen.