Bis in den Kurpark hinein zog sich die Schlange: Viele Hundert Menschen warteten vor Auferstehungskirche, um an diesem Abend noch einen Sitzplatz in der überfüllten Kirche zu ergattern. Selbst eilig herbeigeholte Stühle und das zum zusätzlichen Publikumsraum umfunktionierte Foyer der Kirche reichten nicht aus, und nicht wenige Besucher mussten abgewiesen werden. Alle waren sie gekommen, um mit Rehmissimo ein Vierteljahrhundert Gospelchor-Erfolge in Bad Oeynhausen zu feiern.
Mit ihren Chorbrüdern und -schwestern war Petra Henning, Chorsprecherin von Rehmissimo, sichtlich überwältigt von der Begeisterung des Publikums. Mit Chorleiter Pit Witt begrüßte sie die Anwesenden mit einem kurzen Blick zurück in die Vergangenheit: „25 Jahre im Auftrag des Herrn“, wie Pit Witt mit einem Zitat der Blues Brothers treffend zusammenfasste.
Rehmissimo machten den ersten Teil des Abends zu einem Schaulaufen durch 25 Jahre Chorgeschichte. Von Charles Wesleys „Jesus, Lover of my Soul“ aus den frühesten Ursprüngen des englischen Gospels bis Tore Aas’ modernem „On the Cross of Calvary“ reichte das Repertoire und zeigte gleich zu Anfang die Vielfalt des Chores. Der seit seiner kleinen Renaissance nach den Coronajahren als gemeinsamer Gospelchor der neuen Emmaus-Kirchengemeinde stetig gewachsene und durch Chorleiter Pit Witt verstärkte Gospelchor konnte hier den treuen Fans und langjährigen Wegbegleitern zeigen, auf was für einem starken Fundament der ehemals Rehmer Chor aufbauen kann. Über 50 Mitwirkende vor dem Altar und Hunderte Besucher auf den Bänken, Treppen und in den Gängen der Kirche: Keine leichte Aufgabe nicht zuletzt für die Solisten Heike Knickmeier, Günter Henning, Helmut Jansen und Andrea Witte, die mit ihren Auftritten dennoch ihren Liedern ganz eigene Ausrufezeichen aufdrückten.
Ein Highlight der ersten Konzerthälfte war Eric Claptons stilles, zweifelndes „Tears in Heaven“. Mit Pit Witts einfühlsamen Spiel und dem überraschend versetzten Einstieg der Männer- und Frauenstimmen fanden Rehmissimo ganz neue musikalische und atmosphärische Perspektiven in dem modernen Klassiker.
Zum Übergang in die zweite Hälfte des Abends gab es eine kurze Auszeit für den Chor, aber nicht für das Publikum. Pit Witt und seine Mitinstrumentalisten gaben mit „People get ready“ die Stimmung für den Rest des Abends vor. Besinnliche Bluesmomente, die an John Lee Hookers „On the Waterfront“ erinnerten, wechselten sich mit energiereichem Rhythm & Blues ab und mündeten in Karsten Gohdes Saxophonsolo, das sofort mit spontanem Applaus honoriert wurde.
Freude war das Thema für den nächsten Konzertteil. Den Start machte das anfänglich noch ruhig-traurige „I almost let go“, bis Christoph von Storchs stimmungsvolle Bluesgitarre und das plötzlich einsetzende Schlagzeug aus der Melancholie weckten.Das folgende „Gladness“ von Evamaria Prinz wurde mit seinem Walzertakt zum Feierlied für die anwesenden Jubilare, die zusammen mit Rehmissimo Geburtstag feiern konnten, und alles endete im Gute-Laune-Lied „I smile“. Ein Lächeln ist in Petra Hennings Worten „der kürzeste Weg zwischen zwei Menschen“, und mit einem Lächeln bedankte Rehmissimo sich bei den Sponsoren und vielen Unterstützern, die den erfolgreichen Abend möglich gemacht hatten.
Zum Ende des Abends zündete Rehmissimo dann ein Feuerwerk. Von Schlagzeuger Michael Wagener mit stampfenden Rhythmen angekündigt, überraschte und begeisterte das traditionelle südafrikanische Lied „Woza Nkosi“ in Micha Kedings Arrangement. Mit Respekt vor dem Material, aber auch mit fast musicalbühnenreifer Wucht gesungen erntete Rehmissimo dafür den vielleicht lautesten Applaus an einem Abend, an dem sich Publikumsliebling an Publikumsliebling reihte.
Der musikalisch vielfältige letzte Teil bewies noch einmal die Fähigkeiten des Chors und der Begleitband mit Stücken wie „Thy will be done“, in dem der schwedische Komponist Joakim Arenius zeigte, wie Gospel und Bach zusammenkommen können. Saxophon und Band mischten sich dazu und steigerten sich und das Publikum in ein rhythmisches Crescendo des Konzerts, das nach zwei Stunden in verdienten Standing Ovations endete. Mit dem Publikum bereits auf den Beinen nutzten Rehmissimo die Gelegenheit, die vielen Hundert Mitfeiernden in den Kirchbänken, auf den Emporen und im Foyer der Auferstehungskirche mit gleich mehreren Zugaben anzustecken und zum Tanzen zu bringen.