Corpus Delicti – Ein Prozess: 45. Literaturgottesdienst in der Auferstehungskirche am Kurpark mit Pfarrer Lars Kunkel

Erstellt am 08.11.2021

von Finn Heitland

Zum 45. Mal lud das Team des Literaturgottesdienstes zu einem Gottesdienst mit literarischem Hintergrund in die Auferstehungskirche am Kurpark. Literarisch drehte sich alles um den Roman „Corpus Delicti – Ein Prozess“ von Autorin Juli Zeh aus dem Jahr 2010. Die knapp 80 Besucherinnen und Besucher des Gottesdienstes erhielten Einblicke in das Buch und die Themen Gesundheit und das Bewusstwerden der Wichtigkeit der persönlichen Gesundheit. Musikalisch begleitet wurde der Gottesdienst von Kreiskantor József Opicz.

Zum Roman: Protagonistin Mia Holl trauert um ihren Bruder, der aufgrund einer fehlgeleiteten Anklage im Gefängnis Selbstmord beging. Bewacht von der im Roman herrschenden Gesundheitsdiktatur wird auch Mia im Verlauf des Romans angeklagt, da sie sich gegen die Vorgaben und Ideologien hinweggesetzt haben sollte. Sie versucht den Fall aufzuklären und die Unschuld ihres Bruders zu beweisen, was ihr im Verlauf des Romans gelingt. Dadurch wird sie Staatsfeindin und muss Qualen durch das Regime erleiden.

„Jeder Satz des Romans ist eine Sache für sich. Ein Mensch, der nicht nach Gesundheit strebt, wird nicht krank, sondern ist es schon. So steht es im Roman. Manche Passagen muss man häufiger lesen“, sagte Britta Weber aus dem Gottesdienstteam während der Lesung. Im Verlauf seiner Predigt ging Bundespolizei-Pfarrer Lars Kunkel, der extra für den Gottesdienst aus Koblenz angereist war, auf die Zusammenhänge von Gesundheit, Lebensqualität, Freiheit und Selbstständigkeit ein. In den vergangenen Monaten sei das Streben der Menschen nach der Nähe allen bewusst geworden. „Die körperliche Gesundheit, aber auch die seelische sind wertvoll. Welchen Preis sind wir bereit zu zahlen? Im Buch ist ein totalitäres Staatssystem entstanden, das alles verbietet, was krank machen könnte“, so Kunkel. Alles sei vorgegeben und überwacht. Aber auch in der Realität herrsche bereits Gesundheitsüberwachung: „Wir lassen uns freiwillig durch Smartwatch, Fitnesstracking oder das Posten unserer Trainingsergebnisse überwachen. Niemand will krank sein, aber Gesundheit ist nicht machbar“, sagte Lars Kunkel. Man solle sich in Zukunft von den reinen Begrifflichkeiten und entsprechenden Definitionen „gesund“ und „krank“ verabschieden. Der Mensch sei verletzlich und vergänglich, denn alle seien Geschöpfe und keine Götter.

Sowohl im Roman als auch in der Realität heißt es, dass die Gesundheit ein Zustand des vollkommenen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens sei. Ein Hauch Wahrheit liege dem Buch deshalb zu Grunde: „Man findet Trost in Gott, da er mit jedem von uns mitleidet in Schwäche und Krankheit. Die Seligkeit ist ein Geschenk aus Gottes Hand“, sagte Lars Kunkel.

Der erste und letzte Literaturgottesdienst im Jahr 2021 wurde in Präsenz und digital vorbereitet. „Wir hoffen, dass dieses tolle Projekt mit diesem Team in Zukunft weitergeht. Die Vorbereitung und die Auseinandersetzung mit dem Thema des Buchs ist immer spannend“, sagte Birgit Kuhlmeier aus dem Literaturgottesdienst-Team.

Haben den 45. Literaturgottesdienst vorbereitet und gestaltet (von links): Kreiskantor József Opicz, Sabine Niedermeyer, Britta Weber, Rainer Printz, Birgit Kuhlmeier, Pfarrer Lars Kunkel, Dirk Schormann, Ute Lindemann-Treude und Achim Rehlaender.