Kirchenmusik proben in Corona-Zeiten: Kreiskantor József Opicz zieht nach einem Jahr Pandemie-Bilanz

Erstellt am 08.04.2021

Nach einem Jahr ohne die gewohnte Kirchenmusik zieht Kreiskantor József Opicz eine Bilanz. „Wir haben neue Formate entwickelt, die mich an meine Studentenzeit erinnern. Mit kleinen Ensembles haben wir Gottesdienste gestaltet. Das ist anders, als Chorwerke und Oratorien einzustudieren und aufzuführen. Seit dem vierten Advent gibt es keine Gottesdienste mehr, das bedrückt alle“, sagt der Kirchenmusiker.

In der Passionszeit hat er die Wochenlieder als Videos aufgenommen und gestaltet. „Das ist viel Arbeit. Ich filme mich beim Singen oder Musizieren und den jeweils mitwirkenden Pastor oder Prädikanten bei der Andacht. Wenn ein Rettungswagen an der Kirche vorbeifährt, muss ich die Aufnahme danach neu starten. Auch das Zusammenschneiden braucht viel Zeit“, berichtet József Opicz über seine aktuellen Projekte. Für Ostern hat er die Genehmigung bekommen, mit einem Bläserensemble auf dem Friedhof Choräle aufzuzeichnen. „Auch die Bläser haben sich gefreut, endlich wieder einmal gemeinsam zu musizieren“, sagt er. Wenn wieder Gottesdienste möglich sind, möchte József Opicz auch mit der Bläserarbeit wieder starten. Derzeit sind die Probenabende zu digitalen Gesprächsrunden umfunktioniert. „Chor funktioniert nicht ohne Gemeinschaft“, so der Kantor.

Für die Kantorei bietet er dienstags abends digitale Chorproben an. „Man kann die Intonation üben, aber ein Gesamtklang ist technisch via Zoom nicht möglich, weil die Übertragungsgeschwindigkeit unterschiedlich ist“, sagt er. Im Sommer gab es ein kurzes Aufatmen mit Präsenzproben im Kurpark, die nicht nur die Sänger, sondern auch Passanten erfreuten. Als die Abende kühler wurden, wurde die Chorarbeit zunächst im Dietrich-Bonhoeffer-Haus mit einem Lüftungskonzept und mehreren Gruppen fortgesetzt. „Aber das sind nicht die Kantoreiproben wie vor einem Jahr, die alle sehr vermissen“, so József Opicz.

Das Orgelkonzert zur Herbstzeit konnte noch stattfinden. „Zum Reformationstag gab es Choralkantaten mit Kirchenmusikern aus dem Kirchenkreis Vlotho. Mitgewirkt haben Liga Auguste aus Vlotho, Hagen Heinicke (Wichern und Rehme) sowie Merle und Jonathan Dräger aus Lohfeld bzw. Möllbergen. Auch eine Kammerbesetzung des Orchesters Opus 7 war dabei. Für die Adventsgottesdienste hatte ich mit Gerlind Tautorus, Anna Padalko, Thomas Streipert, Gerson Stiening und Hildebrand Haake musikalische Raritäten organisiert. Drei von vier konnten stattfinden. Dann wurde wieder alles gestoppt. Für die Zukunft möchte der Kreiskantor noch keine allzu konkreten Ankündigungen machen. „Es gibt viele Planungen, aber ich möchte keine Hoffnungen machen, wenn dann doch nichts davon wird. Daher bin ich wie meine Kollegen zurückhaltend damit“, sagt er. Da 2021 das Jahr der Orgel ist, sei für den 13. Juni ein Orgeltag mit einer Tour durch den Kirchenkreis geplant. Gestartet werden soll mit einem Gottesdienst in Eidinghausen, anschließend gibt es in der Altstadt eine Orgelmatinee. Weiter geht es nach Valdorf und Vlotho, wo Kantorin Liga Auguste nach einer Orgelführung ein Abschlusskonzert geben soll. Für den 30. September ist der Besuch des venezolanischen Jugendorchesters unter der Leitung von Thomas Clamor geplant. „Ich hoffe, am vierten Advent etwas mit den Chören machen zu können. Das Format steht noch in den Sternen. Aber die Hoffnung stirbt zuletzt“, sagt József Opicz.

Turmblasen als musikalischer Hoffnungsschimmer

Seit einem Jahr erklingt sonntags Musik vom Turm der Auferstehungskirche in Bad Oeynhausen

Kurz nach Ostern 2020 kam Kreiskantor József Opicz auf die Idee trotz Lockdown die Kirchenmusik - und damit auch Hoffnung und Freude - in die Kurstadt zu tragen: „Als es noch Gottesdienste gab, haben wir anschließend auf der Wiese an der Kirche Choräle gesungen, von den Bläsern des Posaunenchores begleitet. So konnte die Gemeinde die Lieder singen, auf die sie im Gottesdienst verzichten musste. Bis zum Advent haben wir dabei immer Glück mit dem Wetter gehabt. Da seitdem nur noch ganz kleine Formate gemäß der Corona-Schutzverordnung erlaubt sind, musizieren derzeit ein oder zwei Bläser aus dem Posaunenchor sonntags von dem Fenstern im Turm aus Choräle“, erzählt József Opicz, Leiter des Posaunenchores der Altstadtgemeinde. Manchmal erklingt auch ein anderes Instrument: So hat der Kreiskantor mit seiner Geige musiziert, Klaus Spitczok von Brisinski ließ sein Saxophon erschallen.

Seit September 2019 ist József Opicz Kreiskantor im Evangelischen Kirchenkreis Vlotho und damit neben der Kirchenmusik in der Altstadtgemeinde auch kirchenkreisweit musikalisch unterwegs.

Für eine österliche Videobotschaft spielte eine Bläsergruppe der Altstadtgemeinde Choräle auf dem Friedhof.

Für kurze Zeit im Sommer durfte die Kantorei an der Auferstehungskirche im Kurpark Bad Oeynhausen proben.