Bläserklänge für die Nachbarn: Hausgemeinschaft musiziert jeden Abend

Weit trug der Wind die Töne über die Felder und Wiesen in die Umgebung. Seit des Lockdowns am 20. März musizieren Manfred Hartsieker, seine Tochter Stefanie Heuermann, ihr Mann Ulrich und Sohn Christian gemeinsam vor dem Haus, inzwischen fast 70 Abende. Oft ergänzen auch Tochter Christine Weitkamp und ihr Mann Manfred mit ihren Posaunen das Bläserensemble.

Jeden Abend lassen sie pünktlich um 19 Uhr die Melodie von „Der Mond ist aufgegangen“ erklingen, gefolgt von Chorälen, Volksliedern, Klassik und Evergreens. „Insgesamt haben wir schon 500 Lieder gespielt. Jeden Abend stelle ich ein neues Programm zusammen“, sagte Manfred Hartsieker und zeigt seinen stattlichen Notizstapel. „Mein Schwiegersohn hatte von dem Aufruf der Evangelischen Kirche von Deutschland gehört, jeden Abend um 19 Uhr 'Der Mond ist aufgegangen' zu spielen. Eine schöne Idee, der wir uns gern angeschlossen haben. Anfangs haben wir zwei oder drei Lieder geblasen. Inzwischen sind es auch mal zehn“, sagt Manfred Hartsieker. Als Abschluss des kleinen Hofkonzerts spielen sie jedes Mal den Abendchoral „Bleib bei mir, Herr“.

Aus der Nachbarschaft kam reichlich positive Resonanz für das Engagement. „Wenn der Wind gut steht, kann man uns bis nach Volmerdingsen hören“, so der langjährige Posaunist und Chorleiter. Einige der Nachbarn stehen jeden Abend vor ihren Häusern und hören zu. Auch Spaziergänger oder Radfahrer bleiben manchmal stehen, um den Klängen zu lauschen. „Einer Nachbarin haben wir zum 87. Geburtstag ihre Liedwünsche erfüllt“, so Manfred Hartsieker. Zum 50. Ständchen schenkte Zuhörer Carsten Schmidt allen Musikern Stofftaschen, die er mit Noten und Instrumenten selbst bemalt hatte.

„Aus dem Ständchen ist inzwischen ein kleines Konzert geworden, für die Nachbarschaft und für uns selbst zum Spaß. Für den Ansatz ist es sehr förderlich, jeden Tag zu blasen“, sagt Manfred Hartsieker. „Wir haben nicht damit gerechnet, dass es so lange dauern wird. Doch jetzt machen wir weiter, bis die Chorproben wieder starten. Beim letzten Mal werden wir mit allen Zuhörern ein fröhliches Fest in unserem großen Garten feiern.“