Er ist der neue Star im evangelischen Simeon-Kindergarten Gohfeld: Labrador „Hermann“. Seit einigen Wochen ist der sechs Monate alte Rüde festes Team-Mitglied im Kindergarten an der Breslauer Straße. „Der ist so süß“, bestätigt Helin stellvertretend für alle Kindergartenkinder. Früher war die Vierjährige sehr schüchtern und hatte kaum Kontakt zu den anderen Kindern. „Helin ist durch den Hund offener geworden. Sie bekommt über den Hund Kontakt zu den anderen Kindern“, weiß Kindergartenleiterin Tanja Moßwinkel.
Die Idee zu einem Kindergarten-Hund hatte Erzieherin Melanie Barth. Sie hat in ihrer beruflichen Laufbahn immer wieder beobachten können, dass der Umgang mit Tieren das soziale Verhalten der Kinder verändern kann und dadurch einen positiven Einfluss auf das Wohlbefinden hat: „Tiere können Kindern ein Gefühl von Geborgenheit geben, sie trösten und auch eine Bezugsperson sein“, sagt die Erzieherin. Seitdem Hermann acht Wochen alt ist, lebt der Labrador-Rüde bei Melanie Barth zuhause. Gemeinsam besuchen Sie regelmäßig die Hundeschule, denn Hermann befindet sich auf dem Weg zum Pädagogik-Begleithund. Das gesamte Kindergarten-Team hat Anfang des Jahres an einer Fortbildung zum Thema „tiergestützte Pädagogik“ teilgenommen um weitere Einblicke im Umgang mit Tieren in der Arbeit zu bekommen. Seit Jahren sind Tiere im Kindergarten an der Breslauer Straße immer wieder zu Besuch: Regelmäßig besucht das Pony „Miss Lilly“ den Kindergarten und Halterin Jessica Wolf-Friedrich bietet erste Kontakte mit dem Pferd an.
Labrador Hermann ist so gut wie jeden Tag im Einsatz. Jeden Morgen können die Kinder in Begleitung der Erzieherinnen und Erzieher eine Runde spazieren gehen, es werden gemeinsam Bücher gelesen und die Kinder erzählen Hermann ihre Erlebnisse. „Aber auch ein Hund braucht Pausen“, betont Melanie Barth. „Ich muss meinen Hund gut kennen, Stresssymptome wahrnehmen und ihm ruhige Phase anbieten, damit er weiterhin gerne in den Kindergarten kommt“ so die Erzieherin und Hundehalterin. Trägt Hermann ein rotes Halstuch, ist Pause im Körbchen angesagt. Die Kinder wissen ganz genau, dass sie Hermann damit nicht ansprechen und nicht streicheln dürfen. Trägt Hermann ein grünes Halstuch ist er für den nächsten Einsatz bereit; immer in Begleitung eines Erwachsenen. Wird es zu laut oder zu stressig, hat Hermann einen weiteren Rückzugsort im Besprechungsraum der Kindertagesstätte.
Damit der Hund den Alltag im Kindergarten begleiten kann, wurde ein eigenes Konzept mit klaren Regeln für den Pädagogen auf vier Pfoten entwickelt. Dabei ist sichergestellt, dass immer ein Erwachsener in der direkten Nähe ist. „Im Grunde ist der Kindergarten für Hermann wie eine Familie, aber eben eine große Familie mit 67 Kindern“, erklärt Melanie Barth. Der Hund erleichtert schwer zugänglichen Kindern die Kontaktaufnahme. Erste Erfolge haben sich laut Kindergartenleitung Tanja Moßwinkel sofort gezeigt: „Hermann wirkt als sozialer Katalysator. Er stärkt die Entwicklung von Empathie, indem Kinder lernen, die Grenzen von anderen wahrzunehmen und zu respektieren. Herman fördert die Kommunikationskompetenz und das Selbstbewusstsein, und er ist ein Teil der Alltagsintegrierten Sprachförderung da er regelmäßig für Erzählanlässe sorgt.“ Und das kommt nicht nur bei dem Kindergarten-Team, sondern auch bei den Kindern gut an, wie Suela sagt: „Hermann, du bist so wunderbar!“