"Wenn einer eine Reise tut" - An(ge)dacht von Superintendentin Dorothea Goudefroy zum Sommerurlaub

Erstellt am 23.07.2023

Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen, weiß das Sprichwort. Ich kann ihm nur Recht geben! Auf Reisen entdecke ich meist etwas Neues, sogar dann, wenn ich immer wieder an den gleichen Ort fahre. Der Strand hat sich verändert, das Wetter ist anders, mein Lieblingsrestaurant hat die Speisekarte erweitert… Hinterher kann ich davon erzählen. Oder auch gleich die schönsten Entdeckungen im Status posten.

Noch spannender finde ich es, immer wieder neue Ziele zu erkunden oder gleich den Weg zum Ziel zu machen – auf Schusters Rappen oder mit dem Fahrrad. Da sehe ich nicht nur unbekannte Landschaften, sondern es passiert auch immer wieder etwas Unvorhergesehenes. Nicht alles ist gleich erfreulich, wenn ich es erlebe, aber hinterher kann ich was erzählen! Von der bangen Quartiersuche beim Dunkelwerden, von der Gastwirtin, die mir für einen guten Preis Essen vom Hochzeitsmenü im Nebenraum anbietet, vom Ausblick nach einem langen Anstieg, von der italienischen Familie, die das Brot zum warmen Essen vermisst, und der deutschen Bedienung, die weder sprachlich noch in der Sache das Problem versteht. Meine Patentante erzählte gerne von der japanischen Reisegruppe, die auf der Zugspitze ein deutsches Volkslied anstimmte…

Überhaupt: das Aller-Erzählenswerteste von einer Reise sind die Begegnungen mit Menschen, denen man zuhause nie begegnet wäre. Ende des Monats darf ich auf eine Reise gehen, deren Hauptzweck solche Begegnungen sind. Zu viert besuchen wir unseren Partnerkirchenkreis Tambarare im Nordosten von Tansania, treffen den neuen Superintendenten und viele Aktive aus den Kirchengemeinden. Wir werden zusammen Gottesdienste feiern und viele Gespräche führen. Ich vermute, dass es uns immer mal wieder so gehen wird wie der italienischen Familie und der deutschen Bedienung: wir werden uns übereinander wundern, manches unverständlich finden und auch in manchem Punkt unterschiedlicher Meinung sein.

Und trotzdem weiß ich: unsere Geschwister dort glauben an denselben Gott wie wir. Zu ihm beten wir gemeinsam und auch füreinander. Ihn loben wir mit Liedern, die sehr verschieden sein können – oder auch uns allen vertraute Melodien klingen lassen. Wir werden mit offenen Augen und Ohren reisen. Und mit offenen Herzen. Und hinterher können wir was erzählen!

Bis dahin wünsche ich Ihnen in der Sprache unserer Geschwister: Safari njema – gute Reise!

Ihre Dorothea Goudefroy, Superintendentin des Evangelischen Kirchenkreises Vlotho