KuK! - Kirche und Kultur

Von Angesicht zu Angesicht: Eröffnung der Ausstellung von Astrid Munch und Dirk Schormann

Erstellt am 28.08.2023

Von Gabriela Peschke

Alles Köpfe. Aus Ton, dem Werkstoff der Welt. Aus ihm wurde auch Adam erschaffen, doch erst Gottes Odem machte ihn zum Menschen, zu seinem Ebenbild - und gab ihm viele Gesichter. Wie herausfordernd die Begegnung mit einem fremden Gesicht sein kann, zeigen jetzt die Bad Oeynhausener Bildhauer Astrid Munch und Dirk Schormann in ihrer Gemeinschaftsausstellung.

„Sechzehn Köpfe im Gegenüber“, so der Titel der eindrucksvollen Werkschau, ist mit Unterstützung durch das Kulturreferat KuK! des Evangelischen Kirchenkreises Vlotho am 19. August in der Auferstehungskirche eröffnet worden. Im feierlichen Rahmen, mit festlicher musikalischer Einstimmung durch Kreiskantor József Opicz, mit wertschätzenden Worten von Pfarrerin Theodora Beer und mit einer kunsthistorischen Betrachtung durch Anja Brandt. Viele Besucher haben die Gelegenheit wahrgenommen und sich vom Thema der Ausstellung bewegen lassen. Noch bis zum 30. September besteht für die Bad Oeynhausener Öffentlichkeit die Einladung, die „Sechzehn Köpfe im Gegenüber“ im Seitenschiff der Kirche zu betrachten.

Wie zum Spalier stehen jeweils acht männliche und acht weibliche Kopfbüsten in Lebensgröße einander gegenüber. Auf Augenhöhe, denn sie sind auf Holzstelen montiert, zwischen denen die Besucher hindurchschreiten. Aus einigen Köpfen schauen ängstliche, sorgenvolle Augen. Andere Köpfe zeigen einen lächelnden Ausdruck, ein staunendes Gesicht, auch kindliche Freude oder eine friedliche Ausstrahlung. Die ausgestellten Skulpturen, Frauen und Männer, betrachten einander, junge und alte Gesichter, vorbehaltlos offen oder zurückgenommen, gezeichnet vom Leben. Im stummen Dialog tauschen sich diese Köpfe aus und nehmen den Betrachter dabei mit.

So wie in antiken Büsten jenseits der Person, die abgebildet ist, auch der jeweils herrschende Zeitgeist mitschwingt, so sind diese sechzehn Köpfe wie ein Parforceritt durch die Stimmungen und Schwingungen des Menschlichen. Sie sind ein wortwörtliches „Tete-à-Tete“ im intimen Austausch von Emotionen, an denen der Besucher Anteil nehmen darf, um sich darin womöglich selbst zu begegnen. Denn seinen „eigenen Kopf haben“ ist Herausforderung und Gratwanderung zugleich in einer Gesellschaft, in der viele nach ihrem Platz suchen. Pfarrerin Theodora Beer fand eine Antwort auf diese Suche in der Bibel. Sie erinnerte daran, dass Gott den Menschen „nach seinem Bilde schuf“ und dass wir nach unserem Leben Gott begegnen werden, durchaus „von Angesicht zu Angesicht“. Die Terrakottabüsten machen den Weg dafür frei, sich der Kraft dieser Aussagen neu bewusst zu werden.

Ein Jahr lang haben die beiden Künstler daran gearbeitet, indem zunächst jeder vier Büsten geformt und diese dem anderen zur Inspiration und „Beantwortung“ überlassen hat. So ist der Dialog zwischen den Skulpturen entstanden, bei dem beide Künstler Schaffende und Suchende zugleich gewesen sein müssen, wie aus den Werken herausgelesen werden kann. Seit 2014 erstmals wieder in einem gemeinsamen Projekt verbunden, haben Astrid Munch und Dirk Schormann mit dieser Ausstellung eine neue künstlerische Steilvorlage gegeben. Denn schon der antike Philosoph Heraklit wird zitiert mit den Worten: „Allen Menschen ist zuteil, sich selbst zu erkennen.“

Die Köpfe im Detail (Foto: Gabriela Peschke)