KuK! - Kirche und Kultur

Wohlklang für die Seele: ‚Sjaella‘-Konzert in Bad Oeynhausen begeistert Zuhörer in der Corona-Zeit

Erstellt am 22.09.2020

von Hartmut Birkelbach

„Was für ein Erlebnis – gerade in diesen Zeiten!“ Mit diesen Worten fasste eine Besucherin sichtlich bewegt zusammen, was wohl die meisten Gäste des Konzertes mit dem Vokalensemble ‚Sjaella‘ in der Bad Oeynhausener ‚Heilig-Geist-Kirche‘ empfunden haben: es war ein Abend zwischen atemloser  Stille und begeisterten  Beifallsstürmen, bei dem die sechs jungen Damen aus Leipzig ihrem Namen (vom schwedischen Wort für ‚Seele‘) alle Ehre machten und mit ihrem Gesang die zahlreichen Besucherinnen und Besucher ihrerseits beseelten.

Und das eben nicht mit irgendeinem romantisch-gefühligen Kitsch, sondern mit A-Cappella-Gesang auf höchstem Niveau! Was diese studierten Sängerinnen, die im Laufe des Programms hin und wieder auch als Solistinnen glänzten, als Ensemble zu Gehör brachten, faszinierte die Konzertgäste nicht nur durch das großartige Zusammenspiel der Stimmen, eine geradezu perfekte Intonation und immense klangliche Vielfalt, sondern auch durch eine Verbindung von Innigkeit und Leichtigkeit, von Virtuosität und Schlichtheit, die das Zuhören wirklich zu einem Erlebnis machte.

Und das „gerade in diesen Zeiten“, in denen nach einer längeren Pause nun endlich wieder ein Live-Konzert möglich war, wie Pfarrer Hartmut Birkelbach in seiner Begrüßung mit großer Freude und Dankbarkeit betonte. Zwar galten auch an diesem Abend strenge Schutzauflagen und durften nur 150 der 450 Plätze in der Kirche besetzt werden, aber so viele Gäste waren dann auch da und genossen sichtlich diesen besonderen Konzertabend. Und nicht nur sie: auch für ‚Sjaella‘ war dieser Abend nach einigen Open-Air-Auftritten im Sommer und einem Gastspiel in Tschechien das erste reguläre Konzert nach dem ‚Lockdown‘ auf deutschem Boden, und sie zeigten sich ihrerseits sehr dankbar, dass der vor knapp zwei Jahren mit dem Kulturreferat „KuK!“ verabredete Konzerttermin nun wirklich stattfinden konnte.

Auf dem Programm, das die Künstlerinnen charmant und kundig moderierten, standen dabei zunächst einige Werke zeitgenössischer Komponisten wie Ola Gjeilo, Arvo Pärt und Fredrik Sixten, die biblische Texte oder neue geistliche Impulse wie ein Zitat von Martin Luther King aufnahmen. Ein besonderes Erlebnis war dann die Gestaltung des Stückes „Stars“ von Eriks Esenvalds mit „Glasmusik“, sphärischen Klangbildern mithilfe wassergefüllter Weingläser. „Eine Uraufführung“, wie die Künstlerinnen lächelnd verrieten, aber auch dabei ging es ihnen – genauso wie bei dem gezielten Einsatz von Trommeln im zweiten Teil des Abends – nicht um irgendwelche vordergründige Effekthascherei, sondern eine ausgesprochen kreative und originelle Gestaltung der dargebotenen Werke.

Und die bestimmte auch die Präsentation einiger Werke von Henry Purcell aus dem Hochbarock und von kunstvoll bearbeiteten Volksweisen aus dem skandinavischen Kulturkreis, mit dem das Ensemble sich in den letzten Jahren intensiv beschäftigt und dem es eine seiner CDs gewidmet hat. Auch hier frenetischer Applaus und am Ende des Abends stehende Ovationen. Und weil der Beifall nicht enden wollte, gab es noch zwei Zugaben: einen fröhlich-pfiffigen „Jäger-Mix“ aus deutschen Volksliedern und ein besinnliches Abendlied, das zugleich Nachtgebet und Segenswunsch am Ende eines denkwürdigen Konzertabends war.