"Kirchen+Kino"-Saison 2020/2021 in der UCI Kinowelt startet

Gott ist überall - auch im Kino: Kinogottesdienst und Film zum Auftakt der neuen Staffel von „Kirchen+Kino“

Erstellt am 08.09.2020

Im großen Saal der UCI-Kinowelt in Bad Oeynhausen sind, entsprechend der CoronaRichtlinien, fast alle Plätze besetzt. Gedämpftes Licht, gespannte Erwartung. Ein besonderer Film ist angekündigt: „Der Glanz der Unsichtbaren“. Doch zuvor gibt es Musik, Gebete und einen Blick auf die Menschen, die es nicht so gut haben wie die meisten Kinobesucher.

Mit einem Gottesdienst im Kino haben das Kulturreferat „KuK!“ des Evangelischen Kirchenkreises Vlotho, das Dekanat Herford-Minden und die UCI-Kinowelt Bad Oeynhausen gemeinsam die aktuelle Staffel ihres Kooperationsprojekts „Kirchen und Kino“ eröffnet. „Die im Dunkeln sieht man doch“, so lautet der Titel des Filmabends in Abwandlung eines Zitats aus der Moritat von Mackie Messer aus Bertolt Brechts Dreigroschenoper. Armut und Ausgrenzung oder das Übersehen vermeintlicher Randgruppen der Gesellschaft sind das Thema, auf das die Veranstalter den Scheinwerfer gerichtet haben. Doch zugleich sollte es an diesem Abend um jene gehen, „die die Menschen auf der Schattenseite in den Blick nehmen“, wie Pfarrer Hartmut Birkelbach es in seiner Begrüßung ankündigte.

Anstelle einer Predigt berichteten drei sozial engagierte Frauen im Gespräch mit Ulrich Geschwinder vom Pastoralen Raum WerreWeser über ihre Arbeit: Petra Ottensmeyer von der Telefonseelsorge OWL, Gabriele Riedel vom Löhner Mittagstisch und Corinna Dammeyer von der Frauenberatungsstelle Nadeschda. „Die `Menschen im Dunkeln`, die bei uns Rat suchen, fühlen sich in unterschiedlichen Lebenslagen hilflos: Konflikte, Erkrankungen oder Verlust können die Auslöser sein“, charakterisierte Petra Ottensmeyer die Anrufer bei der Telefonseelsorge. Gabriele Riedel vom Löhner Mittagstisch berichtete, wie viele Menschen einsam seien, besonders im Alter. „Da ist ein warmes Essen für zwei Euro oft nur der Auslöser für die Begegnung. In Wirklichkeit suchen die Menschen Nähe, Austausch und ein `offenes Ohr` für ihre Nöte“, sagte sie. Daran knüpfte Corinna Dammeyer an, die sich im Verein Nadeschda für Frauen engagiert, die Opfer von Menschenhandel wurden. „Wichtig ist, dass wir bei jenen besonders gut hinschauen, die sich extra im Dunkel halten“, forderte sie. Gemeinsam riefen die Interviewpartnerinnen zu mehr Zivilcourage und Mitmenschlichkeit auf.

Daran knüpfte auch Dekanatsreferent Martin Decking vom Dekanat Herford-Minden mit seinen Fürbitten an. Im Wechsel mit den Kinobesuchern betete er um Zusammenführung von Hilfesuchenden und Unterstützern, um offene Augen, Ohren und Herzen. Musikalisch begleitet wurde der Gottesdienst von Kreiskantor József Opicz am Harmonium und Gerlind Tautorus auf der Geige, die mit ihren Darbietungen die geistlichen Denkanstöße einfühlsam aufgriffen. Dabei erklangen unter anderem die bekannte Moritat von Mackie Messer und die Meditation aus der Oper „Thais“ von Jules Massenet.

„Er lehrte uns die Würde des einfachen, unansehlichen Lebens unten am Boden, unter den armen Leuten. Er kam nicht zu richten, sondern aufzurichten“, diese Worte von Lothar Zenetti über Jesus, vorgetragen von UCI-Theaterleiter Christian Zienc, ließen inhaltlich anklingen, was der französische Spielfilm "Der Glanz der Unsichtbaren" im Anschluss an den Gottesdienst thematisierte.

In nüchternen, bisweilen beschämenden Bildern erzählt der Film von den Schicksalen obdachloser Frauen in Frankreich. In einer sozialen Tagesstätte werden sie mit dem Nötigsten versorgt. Doch es geht um weit mehr: um die Würde dieser Frauen, die gesehen werden möchten. Im Glanz ihrer Vergangenheit genauso wie in der Not ihrer Gegenwart. Durch den selbstlosen Einsatz der Sozialarbeiterinnen gelingt es schließlich, die Frauen wieder „aufzurichten“, ihnen Selbstvertrauen und Lebensperspektive zu vermitteln – bis dass von Amts wegen doch die Schließung der Einrichtung angeordnet wird. Die Kinobesucher erlebten einen bewegenden Film über die Kraft der Herzenswärme, über den Mut zum Hinschauen und die bedingungslose Überzeugung, dass jeder Mensch ein Recht zum Glücklichsein hat.

Haben gemeinsam zum Kino-Gottesdienst beigetragen (hintere Reihe, von links): Pfarrer Hartmut Birkelbach, UCI-Theaterleiter Christian Zienc, Dekanatsreferent Martin Decking (Dekanat Herford-Minden), Gemeindereferent Ulrich Geschwinder (Pastoraler Raum WerreWeser), Kreiskantor József Opicz (Kirchenkreis Vlotho) sowie (vordere Reihe, von links) Gabriele Riedel (Löhner Mittagstisch), Corinna Dammeyer (Frauenberatungsstelle Nadeschda), Pfarrerin Petra Ottensmeyer (Telefonseelsorge OWL) und Violinistin Gerlind Tautorus.