Kirchen + Kino-Programm 2022/2023

Kirchen + Kino - Das Programm der Saison 2022 / 2023

Acht Filme mit acht Liebesthemen ganz unterschiedlicher Couleur erwarten die Besucherinnen und Besucher der Reihe "Kirchen + Kino": Vom Leidensweg eines Guantanamo-Gefangenen über eine besondere Liaison zwischen Onkel und Neffen bis zu einem Mutterschaftsdrama, das die Motive der Verwechslungskomödie ins Tragische kehrt, ist alles vertreten, was die Vielfalt menschlicher Beziehungen bestimmt. Die Filme werden jeweils ab 19.30 Uhr in der UCI Kinowelt Bad Oeynhausen, Mindener Str. 36 in 32547 Bad Oeynhausen gezeigt. Tickets sind zum Preis von acht Euro online unter www.uci-kinowelt.de und an der Kinokasse erhältlich.

Das Projekt "Filmtipp"

Kirchen und Kino: ein Verhältnis zwischen heftiger Ablehnung und gesuchter Nähe. Dabei sind die Berührungspunkte größer
als angenommen, denn zentrale Momente eines jeden Lebens: Liebe, Hoffnung, Treue, Hingabe, Vertrauen, Leiden, Sterben, Hoff­ nungslosigkeit, Verzweiflung, Lebens­ und Liebessehnsucht sind die Themen des Films, zugleich aber auch Kernthemen christ­ lichen Glaubens. Gründe genug, dass die Christen und der künstlerisch autonome Film sich gegenseitig wahrnehmen und ihr jeweils eigenes Wissen, wie denn Leben gelingen könnte, ins Gespräch bringen.

Kirchen + Kino. Der Filmtipp, ein öku­ menisches Projekt, präsentiert Filme, die von der evangelischen und katholischen Filmarbeit in Deutschland und der Schweiz als Film des Monats bzw. als Kinotipp der katholischen Filmkritik hervorgehoben wurden. Es sind überzeugende Filme, die unabhängig von ihrer jeweiligen geistigen Beheimatung die Sehnsucht nach dem Anderen, nach einem ›Mehr des Lebens‹, aufrechterhalten.

Der Filmtipp zeigt gelungene Filme verschiedener Genres.

Der Filmtipp möchte anregen zum genauen Hinsehen und Lust am Sehen vermitteln, aufklären und zugleich pures Kinovergnügen bereiten.

Lassen Sie sich ein auf die Welt und die Welt des Kinos.

17.10.2022: Rabiye Kurnaz gegen Georg W. Bush

Die türkischstämmige Hausfrau Rabiye Kurnaz kämpft 5 Jahre lang für die Frei- lassung ihres Sohnes Murat aus dem US-Gefangenenlager Guantanamo, sie zieht bis vor den US-Supreme-Court. Sozialrealistisches Drama über die Suche nach Gerechtigkeit; es wandelt mit seiner humorvoll-sensiblen Filmsprache eine depri- mierende juristische Fallgeschichte in einen zutiefst menschlichen Film. 

Land/Jahr Deutschland 2022
Regie Andreas Dresen
Darsteller Meltem Kaptan, Alexander Scheer, Charly Hübner, Nazmi Kirik u.a. 
Länge 118 Minuten
Altersfreigabe Sehenswert ab 14

14.11.2022: Nawalny

Von seiner Vergiftung im Sommer 2020 bis zu seiner Rückkehr nach Russland und der Verhaftung im Januar 2021: Der kanadische Filmemacher Daniel Roher porträtiert den russischen Oppositionellen Alexej Nawalny. Der Dokumentarfilm kommt genau zur richtigen Zeit, bietet er doch sowohl ein faszinierendes Porträt Nawalnys als auch Einblicke in die Mechanismen von Putins Machtapparat. 

Der Dokumentarfilm rekonstruiert mit dynamisch-investigativem Gestus die Verfolgung des russischen Oppositionspolitikers Alexei Nawalny durch den Geheimdienst FSB, insbesondere die Zeit ab seiner Vergiftung im Sommer 2020 bis zu seiner Verhaftung im Januar 2021. Nawalnys Nachforschungen und die öffentliche Überführung seiner Verfolger nehmen sich wie ein spannungsgeladener Thriller aus,  der den Staatsterrorismus unter Putin demaskiert. 

Land/Jahr USA 2022
Regie Daniel Roher
Darsteller Sadaf Asgari, Behnaz Jafari, Fereshte Sadre Orafaiy u.a.
Länge 99 Minuten
Altersfreigabe Sehenswert ab 14

05.12.2022: Come on, Come on

Aus der Geschichte eines Radioreporters, der mit seinem neunjährigen Neffen durch die USA reist und dabei eine väterliche Beziehung entwickelt, macht Mike Mills eine sensible Reflexion über Elternschaft und die sich ergänzenden Perspektiven von Kindern und Erwachsenen – sinnlich und nachdenklich, intellektuell und mit leisem Humor. 

Ein New Yorker Radioreporter muss sich um den frühreifen Sohn seiner Schwester kümmern. Er nimmt ihn mit auf eine Interview-Tour quer durch die USA, bei der er junge Menschen nach ihren Ängsten und Hoffnungen befragt. Während des Trips lernt er nicht nur viel Neues über sich, sondern muss mit seinem Neffen auch eine für beide befriedigende Beziehung aushandeln. Der stille, in Schwarz-weiß gedrehte Film entwirft ein wahres Panorama des Lebens und schafft mit leichter Hand Raum für alle wichtigen Fragen. Ein zutiefst humanistisches Meisterwerk, das so intelligent wie melancholisch flexible Formen der Vergemeinschaftung erkundet und nachdrücklich für die Kraft des zugewandten Gesprächs plädiert.

Land/Jahr USA 2021
Regie Mike Mills
Darsteller Joaquin Phoenix, Woody Norman, Gaby Hoffmann, Jaboukie Young-White u.a. 
Länge 114 Minuten
Altersfreigabe Sehenswert ab 14

09.01.2023: Große Freiheit

Ein kammerspielartiges Drama um einen wegen seiner Homosexualität immer wieder inhaftierten Mann, der sich im Lauf der Zeit mit einem anfangs feindlichen Zellengenossen anfreundet. Großes Schauspielerkino über die Kriminalisierung Homosexueller in Deutschland von der Nazizeit bis zu einer ersten Reform des unrühmlichen § 175 im Jahr 1969. 

Wegen seiner ausgelebten Homosexualität muss ein Mann in der jungen BRD zwischen 1945 und 1969 dreimal ins Gefängnis. Dort trifft er jedes Mal auf einen Mitgefangenen, der ihm beim ersten Kontakt mit homophober Feindseligkeit begegnet. Im Laufe der Zeit aber entwickelt sich immermehr Verständnis, das in eine ungewöhnliche Freundschaft mündet. Ein kammerspielartiges Drama, das aus dem Mikrokosmos einer Strafvollzugsanstalt heraus von der Kriminalisierung schwuler Männer durch den berüchtigten Paragraphen 175 erzählt. Dank der beiden herausragenden Hauptdarsteller entfaltet der Film höchst eindringlich die Geschichte einer Annäherung vor einem düsteren Zeitpanorama. 

Land/Jahr Deutschland/Österreich 2021.
Regie Sebastian Meise
Darsteller Franz Rogowski, Georg Friedrich, Anton von Lucke, Thomas Prenn u.a. 
Länge 116 Minuten
Altersfreigabe Sehenswert ab 16

06.02.2023: The Father

An Bühnen weltweit feierte der französische Autor Florian Zeller mit »The Father« Erfolge. Jetzt hat er sein Stück über den geistigen Niedergang eines alten Mannes für die Leinwand inszeniert, mit dem überragenden Anthony Hopkins in der Titelrolle. Ein packendes Drama um Demenz und Identitätsverlust, das konsequent aus Sicht der Titelfigur erzählt ist. 

Ein 80-jähriger Mann weigert sich trotz seines hohen Alters, seine komfortable Wohnung in London zu verlassen oder eine Pflegekraft zu engagieren. Doch er leidet an Demenz und ist zunehmend verwirrt. Bis sich herausstellt, dass er bereits bei seiner Tochter und ihrem Ehemann wohnt und dringend auf die Hilfe einer Krankenschwester angewiesen ist. Packendes Drama um Demenz und Identitätsverlust, das konsequent aus Sicht der Titelfigur erzählt ist. Die Verwirrung des Protagonisten überträgt sich somit unmittelbar auf die Zuschauer*innen. In der Hauptrolle von Anthony Hopkins vielschichtig und oscargekrönt gespielt, überzeugt vor allem der Filmschnitt, der trotz aller Täuschungen und Widersprüche nie die Übersicht verliert.

Land/Jahr GB/Frankreich 2020
Regie Florian Zeller
Darsteller Anthony Hopkins, Olivia Colman, Mark Gatiss, Olivia Wilde, Rufus Sewell 
Länge 98 Minuten
Altersfreigabe Sehenswert ab 14

06.03.2023: Parallele Mütter

Eine erfolgreiche Fotografin freundet sich in einer Entbindungsklinik mit einer jungen Frau an, die nach einer Vergewaltigung ein Kind erwartet. Als sie sich Monate später zufällig wiedertreffen, ist alles anders. Almodovars vielschichtiges Melodram handelt von schmerzhaften Reifeprozessen, Muttersein und Hoffnung, aber auch von Versöhnung und Neubeginn. 

Eine erfolgreiche Fotografin und ein Teenager, die sich ein Zimmer in dem Krankenhaus teilen, in dem sie beide ihr erstes Kind zur Welt bringen, freunden sich miteinander an. Als die Fotografin später herausfindet, dass sie nicht die leibliche Mutter ihres Kindes ist, wird das zur seelischen Zerreißprobe. Ein vielschichtiges, vorzüglich gespieltes und inszeniertes Melodram um Mutterschaft in ihren biologischen, sozialen und psychologischen Facetten, festgemacht an der Geschichte einer komplexen Frauenfreundschaft. Dabei geht es auch um alte Traumata und verdrängte Familiengeschichten, die in die Gegenwart nachwirken. 

Land/Jahr Spanien 2021
Regie Pedro Almodóvar
Darsteller Penélope Cruz, Milena Smit, Israel Elejalde u.a. 
Länge 123 Minuten
Altersfreigabe Sehenswert ab 14

03.04.2023: Maixabel – Eine Geschichte von Liebe, Zorn und Hoffnung

Der sozialistische Politiker Juan Marí Jáuregui wird erschossen und das Leben seiner Frau und Tochter damit auf den Kopf gestellt. Ein auf realen Ereignissen beruhendes Drama um eine Frau, die sich auf eine Begegnung mit einem baskischen ETA-Terroristen einlässt, der im Jahr 2000 am Tod ihres Ehemannes beteiligt war.

Am 29. Juli 2000 erschütterte der Mord an dem sozialistischen Lokalpolitiker Juan Marí Jáuregui das Baskenland. Elf Jahre nach dem Attentat meldet sich einer der Mörder, der seine Taten bereut und mit der Terrororganisation gebrochen hat, bei der Witwe Maixabel Lasa und bittet um ein Gespräch. Das auf realen Ereignissen basierende Drama erzählt über einen Zeitraum von zehn Jahren von den langen Wegen durch Wut, Trauer, Verblendung, Schuld und Reue und wie Vergebung möglich wird, wenn Menschen ihre Positionen verlassen. Die Perspektiven von Hinterbliebenen und Tätern werden dabei nicht gleichgewichtet, aber beide gleich ernst genommen. Ein konzentriertes, anrührendes Drama, das bar jeder Sentimentalität die Möglichkeiten einer auch politisch-gesellschaftlichen Versöhnung auslotet. 

Land/Jahr Spanien 2021
Regie Icíar Bollaín
Darsteller Blanca Portillo, Luis Tosar, María Cerezuela, Urko Olazabal
Länge 115 Minuten
Altersfreigabe Sehenswert ab 14

08.05.2023: Lunana – Das Glück liegt im Himalaya

Charmanter Feelgood-Film über einen jungen Lehrer, der in einem abgelegenen Gebirgsdorf im Himalaya ein Jahr lang Kinder unterrichten soll, obwohl er von einer Sängerkarriere in Australien träumt. Oscarnomiertes Kino aus Bhutan, das ohne Kitsch und Pathos berührt und Bildung und Achtsamkeit als Formen des liebevollen Miteinanders feiert. 

Ein junger Lehrer aus Thimphu, der Hauptstadt von Bhutan, träumt von einer Karriere als Sänger in Australien. Doch vorerst wird er für ein Jahr in die abgelegenste Schule des Königsreichs versetzt. Nur widerwillig tritt er die beschwerliche Reise dorthin an, beginnt dann aber durch das einfache Leben in der Dorfgemeinschaft allmählich zu begreifen, was es bedeutet, ein guter Lehrer zu sein. Charmant gespieltes, liebenswertes und oscarnominiertes Wohlfühlkino vor prachtvoller Landschaftskulisse, das Widersprüche der Gesellschaft benennt. Zwischen buddhistischer Gelassenheit und handfester Zeitgeistkritik wird ohne Pathos und mit viel Humor die poetische Kraft des Einklangs mit der Natur beschworen. 

Land/Jahr Bhutan 2019
Regie Pawo Choyning Dorji
Darsteller Sherab Dorji, Ugyen Norbu Lhendup, Pem Zam
Länge 105 Minuten
Altersfreigabe Sehenswert ab 12