Wie neugeboren

Wie neugeboren

Wie neugeboren

# Andacht

Wie neugeboren

„Ich fühlte mich wie neugeboren.“ Ich habe in den letzten Tagen manche Menschen gefragt, was sie bei solchen Worten empfinden oder ob sie das auch schon selbst erlebt haben. Deutlich wurde mir dabei wieder: Menschen, die dieses erlebt haben, verbinden damit eine sehr schöne Erinnerung. Wenn sie etwa nach langer, schwerer Krankheit wieder gesund wurden. Oder aus einer tiefen Verzweiflung herauskamen und neue Zuversicht gewannen.

Auch die Jüngerinnen und Jünger Jesu waren vor Ostern völlig verzweifelt. Jesus war am Kreuz hingerichtet worden. Er erlitt damit eine damals im römischen Reich grausamste, qualvollste Art der Todesstrafe. All ihre Hoffnungen hatten sie auf diesen Jesus gesetzt – und dann dieses Ende. Ein schrecklicher Gedanke beherrschte sie: „Wir haben uns in ihm getäuscht. Alles vergeblich.“ Bis sie Ostern erlebten. Bis sie erlebten: „Der Herr ist auferstanden! Er ist wahrhaftig auferstanden!“ Gott hat ihn nicht im Tode belassen, sondern ihn von den Toten auferweckt. Und sich damit zu ihm bekannt. Als sie das erlebt hatten, wurden sie wieder voller Zuversicht, und verkündeten schon bald die gute Nachricht von Jesus in aller Welt.

Von diesen Erlebnissen der Jüngerinnen und Jünger Jesu zu Ostern und den Tagen danach bis Pfingsten erzählen auch die Texte, die in dieser Zeit in unseren Gottesdiensten gelesen und ausgelegt werden. Diese wollen auch solches Vertrauen, solche Zuversicht in uns wecken. So heißt es in dem Episteltext des morgigen Sonntages zum Beispiel: „Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten.“ (1. Petr.1, 3).

Von solchem „Wieder-geboren-werden“ sprechen auch andere biblische Texte, die vom Glauben, vom Vertrauen handeln. Es wird damit auch ausgedrückt, dass der Glaube ein Geschenk ist. So wie das Leben. Wenn ich auf Jesus vertraue, ist das nicht mein Verdienst, in keinerlei Weise. Ich kann freilich auf Erlebnisse zurückblicken, bei mir ein wohl Entscheidendes schon in meiner Kindheit. Natürlich sind diese auch immer mit meiner Deutung dieser Erlebnisse eng verbunden.

Aber: Ist das nicht eine Grundvoraussetzung für Erlebnisse, damit sie einem tief im Gedächtnis bleiben und so zu Erfahrungen werden?


Zuerst erschienen in der Neuen Westfälischen, 26. April 2025

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