Musikalischer Start in die dunkle Jahreszeit
Erstklassiges Jahreskonzert der Kantorei an der Auferstehungskirche
Faurés Requiem kommt kleiner, ruhiger daher als andere Totenmessen. Die Kantorei meisterte dies mit fast französischer Eleganz und zeigte schon hier, trotz einiger krankheitsbedingter Ausfälle, ihre stimmliche Kraft. Besonders die Sopranstimmen durften Ausrufezeichen setzen, gespiegelt von Opus7, das einen meisterhaften Abend gestaltete.
Faurés gab aber auch den beiden Solisten Glanzmomente. Andreas Elias Post zeigte die charaktervolle Qualität seines Baritons gerade im „Hostias et preces“, das seinem oratorien- und opernerfahrenem Stil entgegenkam. Auch die Berliner Sopranistin Lea Maria Koch nutzte den Abend, um ihr Können zu beweisen. Das weltbekannte „Pie Jesu“ gelang ihr als absolutes Bravourstück, sanft, aber mit viel Präsenz und ausdrucksstarker Mimik gesungen. Die Wirkung merkte man nicht nur in der spürbaren Begeisterung im Publikum. Auch der anerkennende Blick von Kreiskantor József Opicz sprach Bände.
Voller Charakter war auch das Orchesters, besonders im „Libera me“ nicht anders als hammerhart zu bezeichnen. Jeder Ton wurde wie ein Schlag gesetzt, aber unaufgeregt, langsam und getragen. Auch die Blechbläser, die sich hier leicht ins Fanfarenhafte steigern könnten, folgten dieser Linie und gaben dem Ruf nach Befreiung vom Tode den Charakter eines Trauermarsches. Unterstützt wurden sie durch eine, auf der Bühne etwas versteckte musikalische Säule des Abends: Līga Auguste. Kreiskantor József Opicz rief seine Vlothoer Kollegin zum Schluss hinter ihrem Orgelpositiv hervor, um den wohlverdienten Beifall des Publikums abzuholen. Nicht nur im „Libera me“, sondern schon ab dem Beginn des Offertoriums und am ganzen Abend hatte sie an den Tasten mit bewusst abgehacktem, fast abstrakt und modern wirkenden Spiel eine ganz besondere Note eingebracht.
Nach den beiden von stiller Emotionalität geprägten Werken endete der Abend mit Mendelssohn-Bartholdys Vertonung des 42. Psalms. Tiefe Gefühle auch hier, aber mit der größeren Wucht der deutschen Romantik. Die verstärkte Bläsersektion von Opus7 hielt mit den offener, dramatischer spielenden Streichern mit und gestaltete ein romantisches Feuerwerk. Auch Lea Maria Koch zeigte einen anderen Ansatz in ihrem Gesang: fast liederhaft singend, besonders in den Rezitativen viel dramaturgischer, zeigte sie ihren Opernhintergrund als Chorsolistin an der Komischen Oper Berlin.