17/06/2025 0 Kommentare
Weichen für die Zukunft gestellt
Weichen für die Zukunft gestellt
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Weichen für die Zukunft gestellt
Zwei Tage voller konstruktiver Diskussionen: Die Sommersynode des Ev. Kirchenkreises Vlotho hatte sich für ihre Beratungen im Gemeindehaus auf der Lohe viel Zeit genommen. Jeder Teil der kreiskirchlichen Arbeit, von der Kirchenmusik und Jugendarbeit bis zur Diakonie und den Kitas, stand zur Debatte, immer im Ringen um einen ausgeglichenen Haushalt. Letztlich wurden umfassende Sparmaßnahmen beschlossen, aber auch Impulse für die Weiterentwicklung des kirchlichen Lebens in der Region gesetzt - und ein geschichtsträchtiger Beschluss gefasst.
„Die Kreissynode beschließt, den Haushaltsausgleich in Schritten bis zum 31.12.2029 herbeizuführen“: Mit diesem Satz begann der erste Beschluss der Synode, der die Richtung für die Debatten zeigte. Was das in der Praxis bedeutet, wurde an den zwei Sitzungstagen intensiv debattiert. Viele Konsolidierungsmaßnahmen waren in einem Zukunftsprozess entwickelt worden und standen nun zur Abstimmung. Die gute Nachricht konnte Superintendentin Dorothea Goudefroy den Synodalen aber gleich mitgeben: „Mit dem Bündel der Beschlüsse wird das Ziel erreicht, das strukturelle Defizit bis 2030 zu beseitigen.“
Langes Ringen um schwierige Entscheidungen
Bereits im Vorfeld der Synode hatte ein Sparvorschlag für viel Unruhe gesorgt: Der mögliche Wegfall der Kantorinnenstelle an St. Stephan in Vlotho. Bisher finanziert der Kirchenkreis die in Bad Oeynhausen angesiedelte Stelle des Kreiskantors und die Stelle der Vlothoer Kantorin zu einem sehr großen Anteil. Der ursprüngliche Vorschlag, die Finanzierung der Stelle in Vlotho zu streichen, war bereits vor der Synode grundlegend geändert worden. Das Engagement für die Kirchenmusik, das dabei gezeigt wurde, konnte Superintendentin Dorothea Goudefroy den versammelten Synodalen ganz praktisch darstellen: Ein Ordner mit mehr als 1600 Unterschriften für den Erhalt der Kantorinnenstelle stand gut sichtbar auf ihrem Tisch. Nach ausführlichen Diskussionen, mit viel persönlichem Engagement besonders der Abgeordneten aus Vlotho und Bad Oeynhausen, einigte sich die Synode auf einen konsensfähigen Vorschlag: Beide Stellen sollen erhalten werden, der Finanzierungsanteil des Kirchenkreises soll jedoch bis 2030 auf 50% sinken.
Ähnlich kontrovers diskutiert wurde auch die Seelsorge in den Krankenhäusern und Rehakliniken. Am überregional bekannten Klinikstandort Bad Oeynhausen ist sie ein Markenzeichen des Kirchenkreises. Die Kliniken finanzieren einen Anteil dieser wichtigen Arbeit, trotzdem bindet sie erhebliche Mittel, die nicht in den Gemeinden verwendet werden können. Mit Blick auf die Konsolidierungsziele setzte die Synode ein Ziel: als Richtwert soll der Kirchenkreis perspektivisch nur noch 1,5 Pfarrstellen aus eigenen Mitteln finanzieren, während für die überregionale Arbeit, die hier geleistet wird, ein Antrag auf Unterstützung von weiteren 1,5 Stellen durch die Landeskirche gestellt wurde.
Auch an das Jugendreferat sprach die Synode die dringende Aufforderung aus, Einsparpotenziale zu finden und eine neue Konzeption zu entwickeln, die auch die veränderte Landschaft im Kirchenkreis widerspiegelt. Katrin Eckelmanns Plädoyer für das von ihr geleitete Jugendreferat, unterstützt von den stimmberechtigten Jugendvertreterinnen und den zahlreich als Gäste erschienenen Ehrenamtlichen aus der Jugendarbeit, zeigte die Wichtigkeit dieses Arbeitsbereichs.
Weniger intensiv debattiert, doch von ebensolcher Tragweite waren die Sparbeschlüsse bei den Kindertagesstätten und der Diakonie. Für beide wurde die Finanzierung aus dem Kirchenkreis auf einen prozentualen Anteil des Kirchensteueraufkommens festgeschrieben. Bei sinkenden Mitgliederzahlen bedeutet dies in realen Summen eine langsame Absenkung. Der Kitaverband ist bereits erfolgreich in der Neuverhandlung der Trägeranteile mit den Kommunen, doch sind weitere Maßnahmen nötig, um das Sparziel zu erreichen und gleichzeitig die Arbeit als verlässlicher evangelischer Erziehungspartner mit derselben hohen Qualität fortzusetzen. Ähnlich pragmatisch nahm auch die Geschäftsführerin der Diakonie, Kerstin Hensel, die Herausforderung für ihre Organisation an.
Perspektiven für die Zukunft entwickelt
Aus dem Zukunftsprozess waren der Synode auch verschiedenste Ideen für die Weiterentwicklung des kirchlichen Lebens in der Region vorgelegt worden. Diese reichten von großen Entwürfen wie einem kirchlichen Mehrgenerationen-Wohnprojekt bis zu innovativen Projekten, die in den Gemeinden umgesetzt werden können. Auf großes Interesse trafen die Vorschläge zur PopUp-Church und zu Fundraising und Mitgliederbindung im Kirchenkreis. Die Arbeit der PopUp-Church, die bereits mit mehreren Aktionen im Kirchenkreis viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat, soll im Kirchenkreis verstetigt und auf stabile Füße gestellt werden. Dafür sollen in allen Gemeinden Pfarrer*innen und Gemeindepädagog*innen je nach ihren besonderen Gaben einen verbindlichen Teil ihrer Arbeitszeit einsetzen. Die Aktionen der PopUp-Church werden darüber hinaus aus der Verwaltung organisatorisch unterstützt und mit einem größeren Budget versehen.
Der Kirchenkreis will auch eine neue, zunächst befristete Stelle für das Fundraising einrichten. Fundraising und Mitgliederbindung sollen dabei gemeinsam gedacht werden, denn es soll nicht allein um die Finanzierung einzelner Projekte gehen. Stattdessen soll aktiv und nachhaltig an der Bindung der Gemeindeglieder gearbeitet werden. Ein Projekt, das diese Vision greifbar macht, wurde auch auf der Synode beschlossen: Kirchenpost, die alle Gemeindeglieder als Teenager und junge Erwachsene erreicht und sie an die Vielfalt der kirchlichen Angebote heranführt.
Türen für den Zusammenschluss der Kirchenkreise aufgestoßen
Fast im Vorbeigehen brachte Pfarrer Christoph Beyer einen geschichtsträchtigen Vorschlag ein, der noch vor wenigen Jahren so nicht denkbar gewesen wäre: Wenn die Gemeinden und Arbeitsbereiche sich harte Einsparungen zutrauen, soll auch auf der regionalen Ebene Kirche weiterentwickelt werden. Erstaunlich einstimmig und mit der persönlichen Zustimmung der Superintendentin wurde der Beschluss so gefasst: Die Synode beauftragt den Kreissynodalvorstand, für eine Vereinigung der Kirchenkreise im Gestaltungsraum eine Roadmap zu erarbeiten und der nächsten Sommersynode vorzulegen. „Es gibt keine Denkverbote mehr“, betonte Christoph Beyer.



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