22/04/2025 0 Kommentare
Ostern erleben - Hoffnung schöpfen
Ostern erleben - Hoffnung schöpfen
# Andacht

Ostern erleben - Hoffnung schöpfen
Aufgewühlt gehe ich Ostern entgegen. Die vielen verstörenden Nachrichten aus aller Welt lassen mich traurig, wütend und ratlos zurück. Kann da wirklich Ostern für uns werden? Oder brauchen wir Ostern jetzt erst recht, um neue Anstöße für unser Denken und Handeln zu bekommen? Ich habe mir vorgenommen, diese Tage bewusst zu erleben. Zeiten der Stille möchte ich mir gönnen, zum Beispiel in Gottesdiensten oder zu Hause. Ich möchte die alten Worte der Bibel zu mir reden hören. Was wird Gottes Wort mir wohl sagen? Werde ich etwas in meinen Alltag mitnehmen?
So ganz leicht wird das nicht. Denn beim Lesen der Bibeltexte wird schnell klar: Die Begegnung mit Leiden bleibt mir keineswegs erspart. Im Gegenteil: Viele der furchtbaren Erfahrungen unserer Tage finde ich in den Berichten über das Leiden und Sterben Jesu wieder. Es geht um Mord, Misshandlung, Falschaussagen, Verrat und Verleugnung, also genau um das, was heute so oft auch an vielen Orten unserer Welt geschieht: Menschen müssen unter Menschen leiden. Selbst in meiner persönlichen kleinen Welt machen mir Erfahrungen mit Leid, Schuld und Tod hier und da zu schaffen.
Das alles wäre für sich gesehen einfach nur trostlos. Aber in den Worten der Bibel finde ich mehr. Ich erfahre, dass die Liebe, in der Jesus sein Leben mit Gott lebt und dafür alles hingibt, nicht ohne Antwort geblieben ist: Am Ende steht nämlich nicht sein Tod, sondern seine Auferstehung.
Auch staune ich darüber, wie wunderbar Jesus mit seinen Jüngern umgeht: Am Vorabend seines Sterbetages schenkt er ihnen im Abendmahl eine Gemeinschaft, die unzerstörbar ist. Nichts mehr wird sie von seiner Liebe trennen, weder sein Tod am Kreuz noch ihr Versagen. Doch davon spüren sie zunächst nichts. Als Jesus stirbt, bleiben ihnen nur Trauer und Verzweiflung. Aber am Ostertag begegnet ihnen Jesus lebendig als Auferstandener und spricht ihnen seinen Frieden zu. Kaum zu fassen, dass sie ihn jetzt wieder so nah, so lebendig, so freundlich zugewandt erleben dürfen: als den, den sie kannten und der ihnen vergeben hat. Es stimmt also wirklich: Gottes Liebe ist stärker als der Tod – was für eine wunderbare Erfahrung für die Jünger, und was für eine Hoffnung bringende Botschaft für die ganze Welt! Nicht nur für die Menschen vor zweitausend Jahren, sondern auch für uns heute!
Deswegen will ich die alten Worte erneut hören, damit sie mich in dem Vertrauen stärken, dass Gott seine Welt immer noch liebt. Dass er uns nicht vergessen hat. Dass uns sein gutes Wort mitten in unseren Fragen und Zweifeln erreichen und verändern will. Vielleicht muss uns Gott wieder die Augen dafür öffnen, wie sein Wort wirkt: dass es aufrichtet und in Gang setzt, tröstet und Wunden heilt, lebendig macht und zum Frieden führt. Bei all dem Vielen, was nicht gut läuft, schenkt uns Gott immer noch Zeichen, aus denen wir Hoffnung schöpfen können.
Zuerst erschienen in der Neuen Westfälischen, 19. April 2025
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