Kirchentagsgedanken

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# Andacht

Kirchentagsgedanken

Clara blinzelt in den Morgen. Schon Samstag! Seit Mittwoch ist sie in Hannover. Hat vorher überlegt, was sie hören und sehen will. Aber was hier passiert, ist viel mehr als ein festgelegtes Programm. So viel Begegnung, so viel Wohlwollen und Interesse. 

Seit fast einem Jahr ist sie nun schon in ihrer Kirchengemeinde aktiv. Guckt sich ihre Welt im Kleinen und Großen dadurch anders an. ‚Leiht Euch GottesAugen, die Euch liebevoll anblicken‘… Manchmal gelingt ihr das. Es tut gut, Teil dieser Bewegung gegen die Hoffnungslosigkeit zu sein, die sich nicht mit einer Binnenzufriedenheit begnügt. Die mitgestaltet, wie sich das Leben anfühlen soll. 

Als sie vor ein paar Wochen am Kirchentagssonntag Gottesdienst gefeiert haben, hat sie der Leitvers gepackt:

Bleibt hellwach und aufrecht – im Gottvertrauen – seid stark und zeigt, was in euch steckt! Euer Tun und Lassen soll in Liebe geschehen.
(1. Kor. 16,13-14) 

Aus der Predigt hat sie sich eine Stelle ausgeschnitten, als Lesezeichen – und liest sie jetzt noch einmal – als Einstimmung: ‚Wenn wir gemeinsam das erleben und teilen, was uns herausfordert, uns erschreckt, uns belastet, dann wird es leichter. Dann müssen wir nicht mehr Messlatten erreichen, die völlig unrealistisch sind. Dann können wir sagen ‚Es ist auch wirklich schwer…‘ und dann gemeinsam nach dem suchen und uns daran erinnern, was für uns der ‚geschenkte Boden unter den Füßen‘ sein kann. Dann werfen wir unseren kleinen Mut zu den anderen in die große Schale der Verheißung, die uns zusammenbringt mit den Menschen, die vor uns losgegangen sind mit diesem wunderbaren Gott, der Tränen trocknet und KleinMütige losschickt auf Wege, auf denen ihr Mut erwachsen werden darf. Dann kann es anders werden. Mut, der mit uns, unserem Hoffen und Handeln erwachsen wird. Mir gefällt dieses Bild. Denn die Mutigen fallen nicht vom Himmel. Sie haben Angst – und trauen sich einen Schritt weiter. Sie gehen los, kratzen Hoffnung zusammen und setzen sie ein. Gegen das Immer-so-Weiter. Gegen die Pakete, die zu Boden drücken wollen. Gegen Macht, die erbarmungslos, geistlos Menschen ihr Recht nimmt zu sein, ihre Würde und Zuflucht nimmt.‘ 

Ja, denkt Clara, so soll es sein. Gleich will sie los. Bischöfin Mariann Edgar Budde, die Präsident Trump zu Amtsantritt ins Gewissen geredet hat, soll eine Bibelarbeit halten. Sie will sie hören – sich von ihrem Mut anstecken lassen. Und – kurz stutzt sie: Eigentlich sind wir viele. Warum zeigen wir es einander so selten?

Eine gesegnete, mutige Zeit für Sie!

Zuerst erschienen in der Neuen Westfälischen, 3. Mai 2025

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