
30/06/2025 0 Kommentare
Ein Ort der Ruhe jenseits der Lärmschutzwände
Ein Ort der Ruhe jenseits der Lärmschutzwände
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Ein Ort der Ruhe jenseits der Lärmschutzwände
Sie sind eine Erfindung und fast ein Alleinstellungsmerkmal der Autonation Deutschland: Die Autobahnkirchen, die direkt an oder in der Nähe der großen Verkehrsadern den Reisenden eine nicht nur körperliche Rast und Auszeit bieten. Seit 1959 steht in Vlotho-Exter die älteste und durch ihre Lage an der vielbefahrenen A2 wohl bekannteste evangelische Autobahnkirche Deutschlands: die Dorf- und Autobahnkirche Exter.
Die Idee der Autobahnkirchen geht auf die private Initiative eines bayerischen Industriellen zurück. Der Augsburger Papierfabrikant Georg Haindl wollte Reisenden einen Ort bieten, an dem sie kurz aus dem immer schnelleren Leben und Straßenverkehr der Wirtschaftswunderjahre aussteigen und etwas Zeit für Besinnung und Gebet finden konnten. Am 12. Oktober 1958 war es soweit, und die erste katholische Autobahnkirche entstand nahe Augsburg an der A8, gewidmet Maria, Schutz der Reisenden. Nur ein halbes Jahr später, an Christi Himmelfahrt 1959, folgte das erste evangelische Pendant in Exter.
Noch wenige Jahre zuvor hatte ein Gemeindeführer über die Kirchen im Kirchenkreis Vlotho etwas bemüht das Besondere an der 1666 geweihten Kirche in Exter suchen müssen: der größte Posaunenchor der Region wurde genannt, der Neubau des baufälligen Kirchenschiffs und die alte lutherische Liturgie, die in Exter gefeiert wurde. Das sollte sich bald ändern. Von der Augsburger Autobahnkirche inspiriert suchte man nach einem geeigneten evangelischen Pendant und fand in Exter einen guten Kandidaten in NRW. Sie lag nur eine Fahrminute neben der A2, die immer wichtiger für den Transitverkehr wurde. Schon bald war die Autobahnkirche Exter ein Wahrzeichen der Gegend und eine Wegmarke für alle Ostwestfalen auf Reisen: Man erspäht den Kaiser Wilhelm am Horizont, man passiert die Blitzeranlage bei Bielefeld oder man sieht das unverkennbare Schild der Autobahnkirche Exter, und man ist gleich in der Heimat.
Die 45 Autobahnkirchen in Deutschland bieten Reisenden eine Auszeit jenseits der üblichen Raststättenromantik mit Dieselabgasen, Kettenrestaurants und Sanifair-Gutscheinen. Manche sind nur kleine Andachträume auf dem Gelände der großen Rasthöfe. Andere sind auch architektonisch überraschende Aufmerksamkeitsmagnete wie die prismenförmige Christophorus-Kirche nahe Baden-Baden. Und viele, wie auch die Dorf- und Autobahnkirche Exter, sind klassische kirchliche Orte der Ruhe, Einkehr und Gemeinschaft, in denen nichts von der Hektik und Eile auf der A2 spürbar ist, auch wenn nur einen Steinwurf entfernt LKW-Kolonnen, für den Urlaub randvoll beladene Familienautos und Audi-fahrende Außendienstler vorbeiziehen. Das Anliegenbuch, in dem die Besucher ihre Sorgen und Gedanken festhalten können, zeugt vom regen Interesse und den vielfältigen Gründen, warum Menschen die Autobahnkirchen aufsuchen.
Zum Tag der Autobahnkirchen hat „Himmel und Erde“, das Magazin der Kirchen in den NRW-Lokalradios, einen Beitrag über die besondere Tradition der Autobahnkirchen gebracht. Die Sendung ist online verfügbar.
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