
24/09/2025 0 Kommentare
Die Würde des Ungefähren
Die Würde des Ungefähren
# Kultur

Die Würde des Ungefähren
Am Samstag lud die Ev. Emmaus-Kirchengemeinde zur feierlichen Eröffnung der Ausstellung „Die Würde des Ungefähren“ mit Arbeiten der Künstlerin Irmgard Pricker in die Auferstehungskirche am Kurpark ein. Die Ausstellung ist bis zum 30. November täglich von 9 bis 18 Uhr bei freiem Eintritt geöffnet.
Irmgard Pricker, geboren 1964 in Haren an der Ems und in Vlotho ansässig, widmet sich in ihren Bildern dem Menschen in all seinen Facetten: seiner Verletzlichkeit und Bedürftigkeit ebenso wie seiner inneren Stärke und Kraft. Prickers Stil zeichnet sich dadurch aus, dass sie Figur und Umgebung nicht eindeutig festlegt, sondern bewusst Offenheit, Wandel und mehrdeutige Deutungsräume entstehen lässt. Die Künstlerin bietet mit „Die Würde des Ungefähren“ nicht nur eine visuelle Erfahrung, sondern eine Einladung zur Wahrnehmung an. Die Ausstellung bietet Raum zum Verweilen, zur Auseinandersetzung mit dem Anders-Sein – und dem, was Menschen in ihrer Unvollkommenheit verbindet.
In den Texten und Meditationen zur Eröffnung setzte Pfarrerin Theodora Beer an dieser Perspektive an: Das Zentrum der Bilder sei der Mensch – ein Wesen im Wandel. Mit der Verbindung zum 1. Korintherbrief eröffnete Beer neue Blickwinkel und Perspektiven auf Prickers Arbeiten: „Wir sehen jetzt durch einen Spiegel in einem dunklen Bild; dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich stückweise; dann aber werde ich erkennen, gleichwie ich erkannt bin.“ Die Figuren in Prickers Arbeiten entziehen sich klarer Lesbarkeit; sie zeigen den Menschen in Zuständen des Unsicheren genauso wie des Sicheren. Fehler, Unvollkommenheit und Wandelbarkeit sind zentral – die Ausstellung möchte die Würde des Menschen in diesen Spannungsfeldern sichtbar machen.
Die Ausstellung reiht sich in Prickers kontinuierliches Werk ein, in dem der Mensch nicht als klar umrissenes Wesen erscheint, sondern eher als Prozess und offenes Feld. In ihrer Vita beschreibt die Künstlerin selbst, dass ihre Figuren Räume schaffen, in denen Bekanntes und Unbekanntes verschwimmen. Für die Emmaus-Kirchengemeinde stellt diese Ausstellung eine besondere Verbindung von Kunst und Spiritualität dar: Die Bilder regen zur Meditation über das Menschsein und zur Reflexion darüber an, was bleibt, wenn Gewissheiten bröckeln, und worin die Würde auch im Ungefähren liegt.
Für musikalische Umrahmung sorgten Gerlind Tautorus (Violine) und der Kreiskantor József Opicz (Cembalo und Klavier). Ausgewählte Stücke von Tschaikowsky, Ketébey, Bach und Steinbrecher interpretierten die Musik in Wechselwirkung mit den Bildern – von melancholischer Innigkeit bis zu gehobener Leichtigkeit. Nach der offiziellen Eröffnung bot sich den Gästen bei einem Glas Wein die Gelegenheit, mit Irmgard Pricker ins Gespräch zu kommen und Eindrücke auszutauschen.
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