23/05/2025 0 Kommentare
Beten Sie auch privat?
Beten Sie auch privat?
# Andacht

Beten Sie auch privat?
„Beten Sie auch privat?“ Das fragen Berufsschüler*innen die Pfarrerin, die sie in Evangelischer Religion unterrichtet. Eine spannende Frage, hinter der ganz viel steckt: Beten Sie nur, weil Sie als Pfarrerin dafür bezahlt werden, oder beten Sie aus Überzeugung? Glauben Sie, dass Beten etwas bewirkt? Kann man nur in einer Kirche beten, oder darf das jeder einfach tun, wo und wie er will? Gibt es bestimmte „kirchliche“ Worte, die man dafür benutzen muss? Und: für was darf man eigentlich beten?
Ich bin sicher: heute beten ganz viele Ostwestfalen dafür, dass Arminia den Pokal holt (das finde ich gut, ist doch klar!). Vermutlich beten aber genauso viele Menschen dafür, dass Stuttgart den Pokal holt. Hinterher werden die einen sagen: Beten hilft! Die anderen werden sagen: Bringt gar nichts.
An Gottes Stelle möchte ich nicht sein, denn die Gebete von uns Menschen passen nicht alle zusammen. Manche Bitte schließt eine andere aus. Kein Wunder, dass nicht alle Gebete so erhört werden, wie wir es uns erhoffen. Ich glaube aber fest, dass Gott unsere Gebete hört und sich darum kümmert. Ich vertraue darauf, dass er klügere/größere/klarere Gedanken hat als wir. Dass er besser als ich darauf achtet, dass allen Menschen geholfen wird.
Manchmal erfahre ich, dass mein eigenes Gebet erhört wird, aber es ist selten die direkte Umsetzung meiner eigenen Idee. In schwierigen Situationen merke ich, dass ich viel Kraft zum Durchhalten habe - die kann nicht nur aus mir kommen. Es finden sich Lösungen, die ich selber nicht gesehen hätte, das macht mir Mut.
Manche sagen: Beten ist reden wie mit einem Freund. Ich glaube, es ist sogar mehr, weil Gott mehr und anders helfen kann als ein Freund. Zuhören tut er aber genauso aufmerksam!
Beten Sie auch privat? Ja, das tu ich. Dabei liege ich Gott nicht nur in den Ohren mit allem, um das ich bitte. Oft sage ich einfach Danke für die Landschaft vor meinem Fenster, für eine gute Begegnung mit Menschen, für einen „Tipp“ auf dem Lebensweg. Manchmal sage ich gar nichts, sondern lächle nur glücklich.
Und Sie: Beten Sie auch privat? Versuchen Sie’s doch mal wieder. Für Arminia oder für Ihre Familie oder für Frieden in Israel und Palästina. „Danke“ ist auch ein tolles Gebet. Und wenn Sie nicht so recht wissen, was Sie sagen sollen, hat Jesus einen Tipp. Er sagt: „So könnt ihr beten: Vater unser im Himmel…“
Ein gutes, gesegnetes Wochenende!
Zuerst erschienen im Westfalen-Blatt, 24. Mai 2025
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