08/12/2025 0 Kommentare
Warten auf Weihnachten
Warten auf Weihnachten
# Andacht

Warten auf Weihnachten
Ein Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt - Sterne falten - ins Konzert gehen (am besten Weihnachtsoratorium von Bach) - Last Christmas - Plätzchen backen (oder geschenkt bekommen) - sich einen Wunschzettel wünschen, um nicht das Falsche zu kaufen – O, du fröhliche summen – alles viel zu hektisch finden – mit einer Freundin treffen – fünf Minuten für den „anderen Advent“ freischaufeln.
Wie warten Sie auf Weihnachten?
Mir geht es immer häufiger so, dass ich gar nicht dazu komme, mich aufs Warten vorzubereiten, geschweige denn zu warten. Und plötzlich ist Weihnachten da. Schade eigentlich, wenn alles so vorbeirauscht. Mich einzustimmen ist doch schön. Es tut mir gut und weckt Vorfreude.
Als Kind war die Adventszeit ewig. Je mehr ich auf Weihnachten (Krippe, Tannenbaum, Gottesdienste und Geschenke) gewartet habe, desto länger wurde die Zeit. Die Adventskalender – ein 24-zackiger Papierstern, der sehr vorsichtig täglich weiter geöffnet wurde, und ein Kalender mit Bibelversen, der jeden Tag ein Stück mehr freigab – öffneten sich viel zu langsam.
„Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer“, stand da. Ja, aber wann? Wann endlich? „Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht.“ Noch so ein Vers voller Hoffnung in finsteren Zeiten. Wann wird es endlich licht?
„Die Nacht ist vorgerückt, der Tag ist nahe herbeigekommen“, schreibt Paulus. Er macht der Gemeinde in Rom Mut, das Warten nicht aufzugeben. Christus kommt, davon ist er überzeugt. Für die Wartezeit empfiehlt er: „Lasst uns ablegen die Werke der Finsternis und anlegen die Waffen des Lichts.“ Mit Waffen habe ich es nicht so; aber den Gedanken, die Finsternis wie ein Kleidungsstück auszuziehen und mich beim Warten probehalber schon einmal in Licht zu kleiden, finde ich schön.
Als Kind habe ich im Advent auf der Flöte „Ihr Kinderlein kommet“ geübt und den Text fürs Krippenspiel. Vielleicht geht „erwachsen“ Warten genauso: einüben, im Licht zu leben und für andere Licht zu werden. Paulus schlägt vor: „Seid niemandem etwas schuldig, außer dass ihr euch untereinander liebt“. In der Liebe zueinander wird die Welt heller, leuchtet Gottes Licht auf.
Das leuchtet ein! Aber ich denke, wir brauchen viel Wartezeit zum Üben, weil wir das mit der Liebe noch nicht so gut können! Wir brauchen einen ganzen Advent – bis das Licht zu Weihnachten aufleuchtet, weil Gott in unsere Welt kommt.
Zuerst erschienen in der Neuen Westfälischen, 6. Dezember 2025
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