
13/10/2025 0 Kommentare
Sparpläne beginnen zu fruchten
Sparpläne beginnen zu fruchten
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Sparpläne beginnen zu fruchten
Von cineastischen Momenten in der Massaisteppe bis zur kleinteiligen Arbeit an Satzungen, Konzepten und Kirchengesetzen ging es auf der Synode des Ev. Kirchenkreises Vlotho im Gemeindehaus Mahnen. Neben einigen personellen Veränderungen stand dabei besonders die Finanzplanung für die nächsten Jahre auf dem Programm, denn der Kirchenkreis hat sich ein umfangreiches Sparprogramm auferlegt. Innerhalb der nächsten fünf Jahre kann ein ausgeglichener Haushalt erwartet werden.
Auch wenn viele der wegweisenden Beschlüsse bereits auf der letzten Sitzung des höchsten Gremiums im Kirchenkreis entschieden worden sind, war es doch eine Synode voller wichtiger Wegmarken: Neben ersten harten Zahlen zur Haushaltsentwicklung hatte die Synode Gelegenheit, über die Zukunft der kirchlichen Verwaltung, die neue Kirchenordnung für die westfälische Landeskirche und eine außergewöhnliche Jugendreise nach Tansania zu sprechen.
Ein gesunder Haushalt vor Ende des Jahrzehnts
Die Haushaltsplanung bestimmte wie jedes Jahr die Verhandlungen der traditionellen Finanzsynode. Ehrgeizige Sparpläne waren im Sommer nach einem mit externer Unterstützung durchgeführten Zukunftsprozess angenommen worden. Sie bedeuten Einsparungen und Umstrukturierungen für den Kirchenkreis und seine Gemeinden, im Gebäudebestand und in den Arbeitsbereichen.
Wie Thomas Kohlmeier als Vorsitzender des Finanzausschusses darlegen konnte, beginnen diese Anstrengungen zu fruchten. Sollte die erwartete - bewusst vorsichtig kalkulierte - Entwicklung der Einnahmen eintreten und die im Zukunftsprozess entwickelten Einsparpotenziale verwirklicht werden, ist der Haushaltsausgleich vor Ende des Jahrzehnts in greifbarer Nähe, trotz des prognostizierten Rückgangs der Kirchensteuerzuweisung um 3,5% jährlich. Die Ausgaben werden von 7,8 Millionen auf 6,6 Millionen Euro reduziert. Bis dahin werden Entnahmen aus den Rücklagen helfen, die Deckungslücke zu schließen und die nötigen Haushaltsmaßnahmen zu unterstützen.
Thomas Kohlmeier sprach Uwe Henke einen besonderen Dank aus. Der stellvertretende Verwaltungsleiter geht zum Jahresende nach fast fünf Jahrzehnten beim Kirchenkreis in seinen bereits einmal aufgeschobenen Ruhestand. Nicht nur in der Einbringung des Haushalts, sondern immer wieder in den Diskussionen wurden seine Rechenkünste, vorsichtigen Kalkulationen und seine verlässliche Unterstützung gelobt.
Neues Kreiskirchenamt Weser-Werre-Wiehen
Drei Kirchenkreise hatten den nötigen Änderungen schon zugestimmt, nun folgte auch die Vlothoer Synode: Meike Elmer, Verwaltungsleitung in Herford und Vlotho und designierte Chefin der geplanten gemeinsamen Verwaltung für die vier Kirchenkreise Herford, Lübbecke, Minden und Vlotho, stellte den Synodalen die Grundlagen für die kommende gemeinsame Verwaltung vor. Mit dem einstimmigen Ja sowohl zur neuen Satzung des Kirchenkreisverbandes als auch zur Satzung des gemeinsamen Kreiskirchenamtes kann die neue Verwaltung im Januar in Herford unter dem Namen „Ev. Kreiskirchenamt Weser-Werre-Wiehen“ an den Start gehen.
Janina Haus, Präventionskraft des Kirchenkreisverbands, stellte das neue Rahmenschutzkonzept der vier Kirchenkreise vor. Das Konzept bildet den Rahmen für die lokalen Maßnahmen zum Schutz vor sexualisierter Gewalt in den Gemeinden und Arbeitsbereichen der Kirche im ganzen nördlichen Ostwestfalen. Nach dem Kirchenkreis Lübbecke ist nun Vlotho der zweite Kirchenkreis, der das Konzept angenommen hat.
Eine Kirchenordnung mit Modellcharakter
Nicht nur Vlotho, sondern die ganzen Evangelischen Kirche von Westfalen ist in Bewegung. Pfarrerin i.R. Jutta Beldermann war daher nach Löhne gekommen, um der Synode die Arbeit an der neuen Kirchenordnung vorzustellen. Was nach einer verwaltungsrechtlichen Fachfrage klingt, ist doch nicht weniger als eine kleine Revolution: Das, laut Jutta Beldermann, „Grundgesetz unserer Kirche“, wird umgeschrieben, und das unter großer Beteiligung der Menschen in den Gemeinden und Kirchenkreisen. Die bestehende Kirchenordnung ist im Kern 1953 entstanden, „einem Jahr, in dem die meisten in diesem Raum noch nicht geboren waren“, wie Jutta Beldermann anmerkte. An ihre Stelle soll ein dynamischeres und offeneres Dokument treten, das weniger rechtlich vorgibt, sondern die Menschen vor Ort befähigen soll, neue Formen von Kirche auszuprobieren. Ziel ist es, das neue Verfassungsdokument bis 2028 in Kraft treten zu lassen.
Neues Gesicht in der Kirchenkreisleitung
Auch im Leitungsgremium des Kirchenkreises, dem Kreissynodalvorstand, gab es einen Wechsel. Als Nachfolger des langjährigen Mitglieds Gerd Schormann wählte die Synode einstimmig David Stade. Der Lehrer für Religionslehre und Geschichte an der Gesamtschule Rödinghausen ist kein Fremder in Mahnen: Als Abiturient des Städtischen Gymnasiums Löhne und immer wieder im Kirchenkreis aktiver Ehrenamtlicher war die Synode für ihn ein Heimspiel. Nicht nur durch sein eigenes Alter steht David Stade für einen jüngeren Blick auf die kirchlichen Strukturen: Als Mitglied der Landessynode hat er sich auch bereits in der Entwicklung neuer Formen der Jugendbeteiligung engagiert. Fast spontan nutzte Superintendentin Goudefroy die Gelegenheit zu Ende des Abends, um das neue Mitglied des Kreissynodalvorstands förmlich in sein Amt einzuführen.
Appell an die Herzlichkeit
Bevor die Synode endete, wartete noch ein Highlight auf die Delegierten: der Bericht zur Jugendreise nach Tansania. Leonie Neufeld und Dominik Hartsieker waren als Teil der Jugenddelegation zusammen mit Annemarie Coring in den Partnerkirchenkreis Tambarare gereist, um die Partnergemeinden am Fuß der Usambaraberge und in der Massaisteppe zu besuchen. Mit Begeisterung berichteten die beiden von der herzlichen Aufnahme im ostafrikanischen Land und den Erlebnissen auf der Reise, unterstützt von einem von Christopher Deppe aufwändig produzierten Kurzfilm. Annemarie Coring griff ein Wort auf, das dabei immer wieder gefallen war: Herzlichkeit. Mit Blick nicht nur auf den Umgang miteinander, sondern auch auf die politische Großwetterlage, die Grenzen zwischen Menschen zieht und einen Gegenbesuch von Jugendlichen aus Tansania erschweren könnte, appellierte sie an die Synodalen: „Wir dürfen unsere Herzlichkeit nicht verlieren.“
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