Wie ist das eigentlich mit unserer Sehnsucht? Ich meine jetzt nicht das Wünschen, so wie man sich etwas zum Mittagessen wünscht, sondern das Sehnen, so wie sich ein Verdurstender klares Wasser herbeisehnt.

Viele Menschen sehnen sich nach irgendetwas. Das Gleichnis vom Schatz im Acker und von der verlorenen Perle beschreibt auch eine große Sehnsucht. Da ist zum einen der Bauer, der auf einem Acker, der ihm nicht gehört, arbeitet. So gerne würde er einmal einen Schatz finden.

Und dann ist da der Kaufmann. Er tut nichts anderes, als Perlen einzukaufen und wieder zu verkaufen. Dabei ist er immer auf der Suche nach der einen Perle, der Perle aller Perlen. Schön und groß und unendlich eben und gleichmäßig an Form und Farbe muss sie sein. Im Gleichnis finden nun beide Menschen, wonach sie sich sehnen. Der Bauer findet den Schatz im Acker und der Kaufmann findet die perfekte Perle. Beide verkaufen sofort alles, was sie haben, nur um diese eine Sache zu besitzen. Denn beide haben gefunden, was ihre Sehnsucht ausmacht. Beide geben alles auf, um dieser Sehnsucht und ihrer Erfüllung gerecht zu werden.

Jesus sagt es unmissverständlich: Es geht hier nicht um die Sehnsüchte dieser Welt, sondern um unser Verhältnis zu Gott. Die Sehnsucht nach Gott und seiner Liebe ist groß. Wenn Menschen aber auf Gott und sein liebendes Handeln gestoßen sind, dann geben sie alles auf, was sie von Gott trennen könnte. Die Erfüllung ihrer Sehnsucht ist nur in der Ausschließlichkeit möglich. Aber das empfinden die Menschen nicht als Einschränkung, sondern als Bereicherung. Wer den Schatz hat, braucht keine billigen Imitate mehr. Wer den Schatz hat, hat alles, was sie oder er sich immer gewünscht hat und was die größte Sehnsucht war.

Wie steht es jetzt mit unserer Sehnsucht? Für mich, kann ich sagen, dass ich diese Sehnsucht, von der unser Text mit seinen knappen Worten erzählt, nicht habe. Sie ist aber nicht in den kleinlichen Wünschen unserer Zeit untergegangen, sondern bereits durch Gott gestillt worden. Der Schatz im Acker und die Perle aller Perlen ist schon unser. Gott hat uns das Himmelreich in Jesus Christus geöffnet. Er ist unsere gestillte Sehnsucht.

Zuerst erschienen in der Neuen Westfälischen, 16. August 2025