Menschen und Bäume

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# Andacht

Menschen und Bäume

Über Bäume kann man eigentlich gar nicht genug reden in einer Zeit, in der Menschen lieber fernsehen, im Internet surfen und sich mit KI beschäftigen, als sich mit dem echten Leben zu befassen. Dabei sind Bäume für unser Leben erheblich wichtiger. Wir brauchen sie als Nahrungsgeber, Schattenspender, Luftreiniger, Wasserspeicher und Holzlieferanten. Ohne sie wäre die Erde für uns längst nicht mehr bewohnbar. Sie sind – wie wir Menschen – wunderbare, lebendige Schöpfung Gottes, liebens- und schützenswert. Bäume gehören zu unserem Leben.

Seit meiner Kindheit lieb und vertraut ist mir die Trauerweide neben meinem Elternhaus. Ich bewunderte immer ihren dicken Stamm und das dichte, herabhängende, längliche Blattwerk. Doch der Baum wurde krank und musste gefällt werden. Nur der Wurzelstock blieb. Wir waren alle sehr traurig, denn etwas Vertrautes fehlte nun. Doch es kam Hoffnung auf: Aus dem Wurzelstock entwickelte sich neues Leben, zunächst als kleiner Trieb. Inzwischen ist es wieder ein ansehnlicher Baum. Weil Wurzel und Standort gut waren, fand unsere bereits totgeglaubte Trauerweide – zu unserer Freude – wieder eine Zukunft.

In der Bibel finden sich Hunderte Stellen zu Bäumen; ich kann hier nur auf wenige Texte eingehen.

Laut Psalm 1 und Psalm 92 braucht der Mensch genau wie ein Baum einen guten Wurzelgrund für sein Leben: er findet Hoffnung und Zukunft im Vertrauen auf Gottes Gegenwart. So wie Bäume älter werden und trotzdem jedes Jahr frisches, grünes Laub tragen, so bewirkt Gottvertrauen, dass Menschen auch noch im Alter lebendig und zuversichtlich bleiben können. Ist das nicht eine tröstliche Aussicht für unser Älterwerden?

Mein persönlicher Lieblingsbaum in der Bibel ist ein Maulbeerfeigenbaum. Er wird zum Ort einer wunderbaren Begegnung. Auf den klettert der klein gewachsene Zachäus, um Jesus sehen zu können. Sein bisheriges Leben war davon geprägt, als Oberzöllner seinen Mitmenschen möglichst viel Geld aus der Tasche zu ziehen. Er war äußerlich reich, aber innerlich arm. Jesus sieht ihn im Baum und lädt sich bei ihm ein. Er hat Zächäus nicht aufgegeben, und Zachäus dankt es ihm: er beschließt, von nun an anders und liebevoller mit seinen Mitmenschen umzugehen. Diese Geschichte finde ich wunderbar; sie ermutigt dazu, die Hoffnung für sich selbst und für andere niemals aufzugeben.

Menschen und Bäume gehören zusammen. Hoffnung und Zukunft gibt es letztendlich nur für uns gemeinsam!


Zuerst erschienen in der Neuen Westfälischen, 2. August 2025

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