Gute Laune, klare Kante

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Gute Laune, klare Kante

Nein, die von seinem Kollegen vorgeschlagenen Haustürproteste würden nicht fruchten, erklärte Superintendentin Dorothea Goudefroy: Pfarrer Uwe Stintmann geht im nächsten Monat in den Ruhestand. Bei einem Gottesdienst zu seiner Verabschiedung zeigten der angehende Ruheständler und seine Gohfelder Kolleginnen und Kollegen, was den langjährigen Pfarrer der Ev. Kirchengemeinde Gohfeld ausgemacht hat: Humor, Nahbarkeit, aber auch die Bereitschaft, Haltung zu zeigen.

Bis auf den letzten Platz und noch auf die eigens bereitgestellten Sitzgelegenheiten an den Seiten war die Matthäuskirche in Mahnen gefüllt. Nicht nur aus Uwe Stintmanns ehemaliger Gemeinde und jetzigem Pfarrbezirk auf dem Wittel, sondern aus ganz Löhne und darüber hinaus waren Gemeindeglieder, Freunde und Weggefährten gekommen, um sich vom beliebten Pfarrer zu verabschieden. 

Über drei Jahrzehnte - „länger als der Dreißigjährige Krieg“, wie sein Pfarrkollege Harald Ludewig es im Scherz ausdrückte - war Uwe Stintmann ihr Pfarrer in Gohfeld. Anfang 1994 war er in die Region gekommen, um seinen Dienst auf dem Wittel und im Laurentiusheim zu beginnen. Keine zehn Jahre später fand er sich an der Seite von Eckhard Teismann im pfarramtlich verbundenen Mahnen, dann 2013 mit Harald Ludewig in der vereinigten Kirchengemeinde Gohfeld. „Ich wurde immer irgendwie mitvereinigt“, scherzte Uwe Stintmann im Rückblick auf die bewegten Jahre und spielte seinen wichtigen Beitrag dabei herunter. Auch in seine Arbeitsbereiche ist er so hineingewachsen, sei es in die ihm persönlich wichtige Arbeit an beiden Enden des Lebens seiner Gemeindeglieder, von der Grundschularbeit bis zur Begleitung in Trauerfällen, oder aber auch in die beliebten plattdeutschen Gottesdienste an Rürups Mühle - eine mit Bravour gemeisterte Herausforderung für den eigentlich nur hochdeutsch sozialisierten Pfarrer.

Die Gemeindearbeit in Gohfeld auf einen Nenner zu bringen, rund um die historische Simeonskirche, das innerstädtisch anmutende Mahnen und die ins Umland hinausreichenden Bereiche, im Haupensiek oder an der im Sommer entwidmeten Lukaskirche auf dem Wittel: das war die Leistung von Uwe Stintmann, seiner Kolleginnen und Kollegen in der Gemeindeleitung und der Gohfelder Gemeindeglieder. Das Pfarrteam war ein wichtiges Gremium hierfür: Dieses „LiHaU“-Team aus Linda Stucke-Troks, Harald Ludewig und Uwe Stintmann hat mit der Ankunft der neuen Vikarin Maren Günther zwar eine Silbe mehr gewonnen, verliert jetzt jedoch einen wichtigen Vokal. Dass das jedoch keine Minderung in der Leistungsfähigkeit und noch weniger im Sinn für Humor bedeutet, zeigte das neue „LiHaMa“-Team dann mit viel Selbstironie und unter Einsatz wild ins Publikum fliegender Gummibärchen in einer Live-Inszenierung einer typischen Teambesprechung.  

In seiner letzten Predigt zeigte Uwe Stintmann dann die ihm eigene Art, eine klare, auch mal unbequeme Botschaften an den Mann oder die Frau zu bringen, ohne sein Gegenüber zu verlieren. Dafür nahm er sich das Gleichnis über die Arbeiter im Weinberg vor, nach eigener Aussage sein Lieblingsgleichnis. „Deshalb mag ich den Text: Er erzählt von Gott, und er erzählt von uns“, sagte Uwe Stintmann über die entlarvende Qualität des Gleichnisses über die Arbeiter, die unabhängig von Arbeitsmenge denselben Lohn erhielten. „Jesus macht hier keinen sozialpolitischen Vorschlag zum Mindestlohn, sondern erzählt ein Gleichnis von Gott“, bei dem alle Menschen, unabhängig von ihrer Leistung, ein gutes Auskommen hätten. Dass sich viele seiner Zuhörer über die Jahre an diesem gefühlten Affront gegen Fairness und Gerechtigkeitsempfinden gerieben hätten, sage viel über uns Menschen und unseren Anspruch aus. Zu leicht wird aus solchen Gefühlen ein Treten nach unten: Mit der provokanten Frage „Arme und Fremde nehmen uns etwas weg?“ zeigte Uwe Stintmann die eigentliche Ungerechtigkeit dieses Anspruchsdenkens. Er wünsche sich, „dass wir dieser menschlichen Gerechtigkeit nicht auf den Leim gehen.“

In ihrer Ansprache zur Entpflichtung sprach auch Superintendentin Dorothea Goudefroy die Qualitäten des scheidenden Pfarrers an, die immer wieder im Gottesdienst erwähnt oder sichtbar wurden: Güte, Nähe zu den Menschen und, wieder, den Gohfelder Sinn für Humor. Uwe Stintmann habe verstanden, dass „die Botschaft nicht nur einen guten Inhalt, sondern auch eine gute Form brauche“. 

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