19/11/2025 0 Kommentare
Der Krieg ist (nicht) weit weg
Der Krieg ist (nicht) weit weg
# Andacht

Der Krieg ist (nicht) weit weg
„Der Krieg ist weit weg – da habe ich nichts mit zu tun!“ Mit solchen Gedanken verdrängen Menschen in diesen Tagen den Krieg in der Ukraine. Die Nachrichten über diesen Krieg sind schwer auszuhalten und den Wunsch nach Frieden haben alle Menschen, die ich kenne.
Es hilft aber nicht weiter, die Augen einfach zu verschließen und zu hoffen, dass der Krieg möglichst weit weg ist und uns in Ruhe lässt. Wenn die Flüchtlinge aus der Ukraine hier in Vlotho von ihren Erlebnissen und Ängsten berichten, dann geht uns dieser Krieg natürlich etwas an und kann niemanden kalt lassen.
Wie nahe uns Krieg und Gewalt sind, wird auf dem Friedensweg an der Autobahnkirche Exter gezeigt, der an diesem Sonntag um 11 Uhr eröffnet wird. Die Stationen zeigen, wie nahe uns Kriege sind.
Eine Station erinnert an die Männer aus Exter, die in den vergangenen Kriegen gestorben sind. Waren es erst einzelne Männer, um die getrauert wurde, so verloren im deutsch-französischen Krieg schon fünf Exteraner in Sedan ihr Leben. In den beiden Weltkriegen waren es dann über 150 Tote, um die im Dorf getrauert wurde. Für diese Angehörigen war der Krieg sehr nahe gekommen. Jeder im Dorf hatte einen Bekannten, um den er trauerte.
An einer weiteren Station wird an das Kriegsende in Vlotho erinnert. Im April 1945 kamen vier Soldaten bei dem Versuch ums Leben, den Einmarsch der Amerikaner aufzuhalten. Sie hatten nicht sehen wollen, dass der Krieg längst verloren war.
Auch der armenische Kreuzstein ist eine Station zum Innehalten. Er wurde 2008 von Familie Sagsjan gestiftet, die als Kriegsflüchtlinge in Vlotho Schutz und neue Heimat gefunden haben. Mit den Flüchtlingen kommen die Kriege weiter zu uns.
Die Stationen zeigen, dass uns Kriege und Gewalt sehr nah sind und wir der Auseinandersetzung nicht ausweichen können: Kriege fordern immer mehr Opfer und auch in unserer Nähe wurde sinnlos gekämpft. Seit dem Zweiten Weltkrieg gehören Flüchtlinge zu unseren Nachbarn.
Wenn ich den Friedensweg rund um die Autobahnkirche gehe, werde ich daran erinnert, dass Kriege nicht weit weg sind. Ich spüre die Auswirkungen bis heute. Jede Station gibt mir die Frage mit, was ich dazu beitragen kann, damit wir in diesem Land im Frieden leben können.
Ich wünsche uns allen, dass Gott uns mit seiner guten Geistkraft stärkt, wenn wir uns auf den Weg machen.
Zuerst erschienen im Westfalen-Blatt, 15. November 2025
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