Auszeit und Einkehr

Auszeit und Einkehr

Auszeit und Einkehr

# Andacht

Auszeit und Einkehr

Kennen Sie das? Wenn man sich einfach eine Weile verkriechen möchte? Eine Auszeit nehmen, abtauchen? Sich abgrenzen von der Welt da draußen - von Terminen, Anforderungen, seinen Gedanken? Ein bisschen wie ein Kind, das sich die Augen zuhält, wenn es nicht gesehen werden möchte.

Es ist November. Die Stimmung, der „Klangraum“ dieses Monats, die mit ihr verbundenen Themen wie Tod, Krieg und Dunkelheit dringt zu uns durch, treibt uns um, wirft Fragen auf.

Hiob war mittendrin im November seines Lebens. Seine Kinder, sein Haus, sein Unternehmen, zuletzt sogar seine Gesundheit, alles weg. Seine Freunde kommen, wollen für ihn da sein, und sind es doch nicht. So sitzt er da, in seiner Dunkelheit, im Alleinsein, und klagt. Schließlich streitet er mit Gott. 

Alles ist da, Wut und Zorn, Sehnsucht und Vermissen, Lachen und Weinen. 

Letzte Woche bekam ich ein Bild aus Berlin, vom Weihnachtsmarkt. Der eröffnete bereits am 31. Oktober. Lichter, geschmückte Buden, gezuckerte Äpfel…

Er ist schwer auszuhalten, der November. Die Stille. Die Dunkelheit. Den eigenen Atem hören, die eigenen Fragen.

Gott, wo bist du? Wo ist deine Sehnsucht nach mir?

Lass mich doch in Ruhe, ruft Hiob Gott zu, lass mich in meinem Versteck. Und dann voller Hoffnung: Aber vergiss mich nicht. Lass uns in der gegenseitigen Sehnsucht verbunden sein. 

Manchmal tut eine Auszeit gut. Abstand kann Raum für Gestaltung öffnen, Entwicklung fördern, Einkehr bei uns selbst ermöglichen.

Unser Gott ist souverän. Er kann Abstand aushalten, auch unsere Klage. Seine Sehnsucht nach uns Menschen, nach Begegnung mit jedem von uns bleibt, das hat er versprochen. Sein Zeichen dafür, der Regenbogen, ist im November nicht so häufig sichtbar. Und doch gilt Gottes Bund mit den Menschen, mit dir und mit mir. 

Hiob blickt zurück auf sein Leben, er klagt. Schließlich bekennt er sich zum Allmächtigen und findet Trost. Im Psalm 106, 44-45 heißt es: „Der Herr sah ihre Not an, als er ihre Klage hörte, und gedachte um ihretwillen an seinen Bund.“

Das wünsche ich mir und uns allen, dass wir Gott vertrauen. Er sagt: „Seid gewiss: Ich bin immer bei euch, jeden Tag.“ (Mt. 28,20). Das gilt. Auch, wenn wir uns die Hände vor Augen halten und in der Welt gerade nicht gesehen werden wollen.

Zuerst erschienen in der Neuen Westfälischen, 16. November 2025

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