Zeichen setzen

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# Andacht

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Jesus kommt nach Jerusalem. Die Menschen erwarten viel von ihm und begrüßen ihn wie einen König. Sie schwenken Palmzweige und rufen laut: „Hosianna! Er ist der König Israels!“ Dabei ist Jesus nicht als König erkennbar. Er kommt nicht mit einer Staatskarosse, sondern auf einem Esel. Er trägt ganz normale Kleidung und eine Krone trägt er auch nicht.

Die Menschen erinnern sich aber an das, was der Prophet Sacharja aufgeschrieben hat: „Siehe, dein König kommt! Er reitet auf einem jungen Esel.“ Der Prophet kündigt den Friedenskönig an, der alle Menschen rettet und sie von dem, was sie belastet, erlöst. Mit diesem König wird die Welt Frieden haben, denn dieser König zeigt den Menschen, wie es in Gottes Reich ist: friedlich und allen geht es gut.

Viele erinnern sich daran, dass überall da, wo Menschen Jesus begegnen, das Leben gut ist. Menschen wurden gesund, fröhlich oder satt. Jedes Mal zeigte Jesus den Menschen, wie herrlich es bei ihm ist. Er hat ihnen damit gezeigt, wie es in Gottes Reich ist. So erhoffen die Jubelnden sich von diesem Friedenskönig ein gutes und erfülltes Leben. Sie hoffen, dass Jesus die Machtverhältnisse im Land umkrempelt, dass er die Römer aus dem Land treibt und dass endlich wieder überall Frieden wird. 

Doch Jesus krempelt die politischen Verhältnisse nicht um. Und die Menschen, die Jesus jubelnd empfangen haben, vertrauen ihm auf einmal nicht mehr. Sie sehen in ihm nicht mehr den lang ersehnten König. So wird Jesus gefangen genommen, verhört, verspottet, geschlagen und schließlich zum Tode verurteilt. 

Dass sein Tod geschehen muss, das wissen die Menschen nicht – noch nicht. Dass mit Jesu Tod sich etwas verändert und dass Jesus sehr wohl ihre Wünsche verstand, verstehen sie nicht – noch nicht. 

Erst nachdem Jesus auferstanden ist, verstehen die Menschen, warum das alles geschehen musste. Sie verstehen, dass es Jesus nicht um weltliche Macht ging. Sie begreifen, dass Jesus ihnen mehr geben wollte als ein friedliches Leben hier auf der Welt. Da ist mehr: Denn mit Jesu Tod werden die Menschen frei von allem, was sie von Gott trennt. Jesu Sterben und Tod führen in ein neues Leben. Ein Leben mit Gott in seinem ewigen Reich. 

Die Sorgen und die Ungerechtigkeit in der Welt bleiben. Menschen werden auch weiterhin Menschenunwürdiges erleben und leiden. Aber seit Christi Auferstehung hat sich etwas verändert. Menschen, die Jesus als ihren Friedenskönig annehmen, leben so, dass sie Zeichen setzen gegen Ungerechtigkeit und Hunger, gegen Gewalt und Hass. 

Sie haben diese innere Freiheit, diese Lebenshaltung, die sie als Christinnen und Christen auszeichnet und aktiv werden lässt. Sie haben das Reich Gottes bereits gesehen und erfahren. Sie möchten, dass andere Menschen genauso sehen, wie wunderbar und friedlich es bei Gott ist. Nichts Weltliches trennt diese Menschen von ihrem Friedenskönig. Sie vertrauen ihm, sie rufen „Hosianna, hilf doch!“ Sie lassen nicht locker, diesen Friedenskönig zu bitten und anzuflehen, sein Reich unter ihnen aufzurichten, denn – auch wenn in unserer Welt nicht alles gut ist – in seinem Reich ist alles gut.

Zuerst erschienen in der Neuen Westfälischen, 12. April 2025

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